Wenn die Fischer auf den Schleppnetzbooten rund um Mallorca ihre Netze einfahren und diese prall gefüllt sind, dann ist das erst einmal kein Grund zur Freude. Denn unter den Fang mischt sich Tag für Tag kiloweise Unrat, den es auszusortieren gilt - und der zusätzliche unvergütete Arbeit für die pescadores bedeutet. „Verrostete Getränkedosen, Glasflaschen, Plastikmüll, Metall, eigentlich alles Mögliche, und das haben wir dann in den Netzen hängen", sagt Toni Garau. Das meiste schmissen die Fischer dann wieder ins Meer.

„Wir sind ja nicht die Müllabfuhr und wissen auch gar nicht, wohin mit den Abfallmengen. Einige von uns mussten bereits am Hafen Müllgebühren zahlen, nur weil sie doch mal Unrat mitgebracht haben. Das kann doch nicht sein", sagt Garau. Als Vorsitzender des Verbandes der Fischervereinigungen auf den Balearen ist er maßgeblich daran beteiligt, dass sich genau das bald ändern soll. In Gesprächen mit dem Netzbetreiber Red Eléctrica Española, der für die Stromkabel auf dem Meeresgrund verantwortlich ist, entstand die Idee, dass die Fischer eigens damit beauftragt werden könnten, den Meeresboden von den Müllmengen zu befreien. Zum Schutz der Umwelt - und

gegen Bezahlung.

„Alle 33 Schleppnetzfischerboote sollen in den kommenden Monaten jeglichen Unrat, der ihnen ins Netz geht, mitnehmen und in die Häfen bringen", erklärt Garau. Dort sollten zunächst provisorische Sammelbehälter aufgestellt werden, in denen der Müll analysiert werden könnte. „Es ist erst einmal nur eine von Red Eléctrica Española ermöglichte Studie, damit wir genau feststellen können, wie viel Müll da zusammenkommt und was nötig ist, um ihn anschließend umweltfreundlich zu entsorgen." Für weitere Schritte bedürfte es dann einer logistischen Infrastruktur und politischer Unterstützung.

„Niemand von staatlicher Seite hat sich in all den Jahren dafür interessiert, dabei ist es doch nur vernünftig, dass wir uns um die Müllsammlung kümmern", so Garau. Immerhin seien die Schleppnetzboote technisch gesehen die einzigen, die den Meeresgrund erreichen. „Die Müllboote von der Balearen-Regierung, die vor allem im Sommer um die Inseln herum unterwegs sind, fischen nur an der Oberfläche treibenden Müll heraus."

Nach einigen Monaten Testphase soll dann spätestens bis Ende des Jahres Bilanz gezogen werden: Von wie viel Müll ist die Rede? Welche Kapazität haben die jeweiligen Boote? Wie viel Arbeitsaufwand bedeutet es für die Fischer und was tun mit dem Müll? „Natürlich bedeutet das langfristig Kosten für die öffentliche Hand. Aber es geht um Umweltschutz, und der hat nun einmal seinen Preis", so Garau. Man wolle sich nun mit der Müllentsorgungsfirma Tirme und der balearischen Hafenbehörde zusammensetzen. Ohne deren Unterstützung sei das Vorhaben nicht möglich. „Wir sind guter Dinge, dass unser Projekt viele wachrüttelt, wenn ihnen bewusst wird, wie viel da zusammenkommt."

Ideal wäre es natürlich, wenn der Müll gar nicht erst ins Meer gelangen würde, so Garau weiter. „Aber das ist nun einmal leider nicht die Realität." Seiner Meinung nach sollten Steuergelder aufgebracht werden, um solche Säuberungen zu finanzieren. „Denn letztlich ist der Müll am Meeresgrund nicht nur ein Problem für uns Schleppnetzfischer, sondern für alle Balearen-Bewohner - auch wenn wir die Einzigen sind, die ihn täglich zu Gesicht bekommen."