Erneut hat die Rolex-Bande auf Mallorca zugeschlagen: Wie der MZ eine Leserin (Name der Redaktion bekannt) berichtet, ist ihr Mann am Freitagnachmittag (10.5.) mitten an der Plaça Gomila im Stadttteil El Terreno überfallen worden. Ein Mann riss ihm seine 30.000 Euro teure Rolex vom Arm und flüchtete mit einem Komplizen auf einem Roller. Die MZ hat am Samstag mit dem Überfallopfer telefoniert. Der 60-Jährige aus Süddeutschland wirkt schon wieder gefasst, hat allerdings bei dem Überfall mehrere Verletzungen davongetragen, die ihm zu schaffen machen. Er erzählt der MZ detailliert, wie der Überfall abgelaufen ist, auch um andere potentielle Opfer zu warnen.

Demnach war der Mann mit seiner Frau und einem befreundeten Paar am späten Nachmittag zu Fuß auf dem Weg von Santa Catalina nach El Terreno. Die Freunde wollten in einem Supermarkt eine Kleinigkeit einkaufen, das Opfer wartete mit seiner Frau und ihrem Hund vor dem Laden im Carrer Robert Graves an der Plaça Gomila. "Da bemerkte ich plötzlich einen großen Mann direkt vor mir, mindestens 110 Kilogramm schwer. Er sagte nichts zu mir, sondern wurde plötzlich handgreiflich und versuchte, mir die Uhr vom Handgelenk zu reißen. Ich schlug dem Mann mit der Hundeleine mindestens fünfmal und mit meiner Faust mindestens zehnmal mit voller Kraft ins Gesicht. Ich werde in solchen Situationen sehr aggressiv. Aber das beeindruckte den Angreifer überhaupt nicht", erzählt der Überfallene.

Der Angreifer schaffte es schließlich, dem Süddeutschen die Rolex vom Arm zu reißen, wobei er dem 60-Jährigen Verletzungen am Arm zuzog. Zeitgleich fuhr auf der Straße ein Motorroller heran, der Mann stieg auf, und die beiden flohen. Das Überfallopfer versuchte noch, die beiden zu verfolgen und stürzte, wobei er sich Verletzungen am Knie zuzog. Der Überfallene ist sich sicher, dass die Täter ihn bereits in den Stunden zuvor in Santa Catalina beobachtet und dann verfolgt und in einem günstigen Moment abgepasst haben. "Ich trug die Uhr offen am Handgelenk, hatte nur ein T-Shirt an, natürlich sah man die Uhr, die allerdings mit einem schwarzen Kautschuk-Armband nicht besonders auffällig ist. Die Täter kennen sich offenbar sehr gut aus."

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Den nächsten Schock gab es dann, als das Paar zur Polizei ging, um Anzeige zu erstatten. Um Verständigungsprobleme zu vermeiden, gingen die beiden mit einem mallorquinischen Freund zur Nationalpolizei am Paseo Mallorca. "Wäre unser Freund nicht dabeigewesen, hätte der Polizist nicht einmal einen Bericht geschrieben", berichtet der Deutsche. "Es war ihm sichtlich lästig, unseren Fall aufzunehmen. Erst auf Druck ist überhaupt etwas passiert."

Die MZ hat bei der Nationalpolizei nachgefragt. Ein Sprecher sagt: "Wenn es wirklich so abgelaufen ist, wie das Opfer erzählt, dann darf so etwas nicht passieren. Wir werden das intern untersuchen und bei Bedarf den Beamten zur Rechenschaft ziehen." Der Sprecher verweist darauf, dass die Nationalpolizei den Fällen, in denen hochwertige Uhren gestohlen werden, Priorität einräumt. "Wir haben sogar eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet." Diese hat in den vergangenen Monaten auch bereits mehrfach mutmaßliche Täter festgenommen, zuletzt erst Ende April. Ein 46-jähriger Italiener wurde auf frischer Tat dabei ertappt, wie er einem Minderjährigen eine 20.000 Euro teure Uhr entreißen wollte. Die Polizei geht von Verbindungen zur Camorra, der neapolitanischen Mafia, aus.

Der 60-jährige Deutsche verständigte direkt nach dem Überfall die Relojería Alemana in Palma, wo er die Uhr gekauft hatte, die die Seriennummer der Uhr sperren ließ und als gestohlen eintrug. "Eigentlich können die Diebe mit der Uhr jetzt nichts mehr anfangen", sagt der Deutsche. Weltweit ist nun die Uhr als gestohlen registriert.

Nach Mallorca wird das deutsche Paar auch weiterhin kommen. "Aber wahrscheinlich werden wir etwas vorsichtiger mit unseren Wertsachen umgehen", sagt der Mann. "Mir geht es darum, andere vor der Bande zu warnen. Der Überfall geht wirklich unglaublich schnell vonstatten." Der Sprecher der Nationalpolizei versprach unterdessen, sich telefonisch mit dem Überfallopfer in Verbindung zu setzen.