Dafür, dass eigentlich alles bis Juni fertig werden soll, geht es auf der Baustelle im Hinterland von Ses Covetes auf Mallorca erstaunlich ruhig zu, als die MZ am Donnerstagmorgen (16.5.) zum Ortstermin kommt. Auf einer Wiese entsteht der langersehnte Parkplatz: Knapp 500 Stellplätze für Badegäste, die Sommer für Sommer den beliebten Naturstrand Es Trenc bevölkern - und seit Jahren für ein Parkchaos auf der Zufahrts­straße nach Ses Covetes sorgten.

„Theoretisch sollen wir hier bis Anfang Juni fertig werden. Theoretisch", sagt einer der Arbeiter und verzieht das Gesicht. ­Offiziell dürfe er ja nichts sagen. „Aber das sieht ja jeder, dass hier noch einiges fehlt, bis die Autos sicher abgestellt werden können", sagt er und deutet über das weitläufige Gelände. Es ist übersät mit Erd- und Kieshügeln, keine Spur von Kassenhäuschen und ­Bezahlschranke. „Voraussichtlich können die Arbeiten erst zum 30. Juni abgeschlossen werden", räumt eine ­Sprecherin des balearischen Umweltministeriums auf MZ-Anfrage ein. Die Verzögerung sei aber ­einkalkuliert gewesen.

Im Rathaus von Campos wartet man ungeduldig darauf, dass die Landesregierung die Arbeiten abschließt. „Dann übernimmt die Gemeinde die Verwaltung", so ein Angestellter des Baudezernats auf MZ-Anfrage. Und bis dahin? Schon jetzt, Mitte Mai, scheint die fast magnetische Anziehung wieder zu wirken, die der Es-Trenc-Strand auf viele Inselbesucher ausübt: Dutzende Mietwagen stehen bereits am Straßenrand der Zufahrtsstraße.

Die blaue Linie, die in den vergangenen beiden Sommern dort die zahlungspflichtigen ORA-Parkplätze markierte, ist auf weiten Strecken entfernt worden. Auch die Parkuhren gibt es nicht mehr. Stattdessen sind Parkverbotsschilder am Straßenrand angebracht - die von den meisten geflissentlich ignoriert werden. So auch vom Rheinländer Daniel Otte. „Na ja, so ganz eindeutig ist es ja nun nicht, das nächste Verbotsschild ist weit weg, und außerdem müssen wir ja irgendwo parken", sagt der Urlauber. Er war vor zwei Jahren im August schon einmal hier, „da war es katastrophal mit der Parkplatzsuche", erinnert er sich. Jetzt aber, wo noch nicht ganz so viel los ist, werde es schon keinen stören. „Und von Ordnungshütern ist ja auch nichts zu sehen."

Tatsächlich gibt man sich im Rathaus tolerant. „Solange der neue Parkplatz nicht in Betrieb ist, werden wir keine Strafzettel verteilen", versichert man dort. Auch mit der Markierung des neuen Fußgängerwegs wolle man erst anfangen, wenn die Stellfläche fertig ist. Vorgesehen ist nämlich, dass die Badegäste, nachdem sie ihr Auto auf dem Parkplatz abgestellt haben, eben dort entlanglaufen sollen, wo bisher die blauen Parkstreifen verliefen. Zusätzlich soll es einen Shuttle-Bus geben, mit dem die Strandgänger die 1,5 Kilometer vom Parkplatz zum Strandaufgang überbrücken können.

„Das wird hier schon wieder chaotisch", sagt Paola Zamora mit skeptischem Blick auf den Verkehr vor ihrem Laden. Sie ist Geschäftsführerin des kleinen Spar-Supermarkts, in dem sich viele Badegäste mit kalten Getränken versorgen, bevor sie die letzten Meter zum Naturstrand zu Fuß zurücklegen. Seit zehn Jahren sieht sie mit an, wie sich die steigenden Besucherzahlen und wechselnden Parkmöglich­keiten auf die Stimmung im Ort und am Strand auswirken. „Erst gab es den großen Dünenparkplatz, der wegen des Naturschutzgebiets geschlossen werden musste, dann gab es mal einen illegalen Abstellplatz und in den vergangenen zwei Jahren die blauen Parklinien am Straßenrand", erinnert sich Paola Zamora. Letztere hätten täglich zu Problemen geführt. „Für die Fußgänger war es unsicher und Lieferanten ­kamen gar nicht durch." Der neue Parkplatz erscheint der Unternehmerin als eine gute Lösung. „Nur die Übergangsphase momentan ist schon wieder kritisch", sagt sie.

Antonia Esquinas ist positiver gestimmt, dass in diesem Sommer endlich mal wieder die ursprüngliche Ruhe in der Gegend einkehren könnte - trotz der erwarteten Menschenmassen. Sie betreibt seit sieben Jahren das Restaurant „La mar de bo" in Ses Covetes. „Ich setze große Hoffnung in den neuen Parkplatz", sagt sie. „Und noch geht es hier doch recht gemächlich zu."

„Zwei, drei Wochen noch, dann wird hier wieder der Bär los sein", prophezeit eine Mallorquinerin, die schräg gegenüber des Restaurants wohnt. „Da müssen sich die Arbeiter ranhalten mit ihrem Parkplatz." Sie selbst habe ja zum Glück ihre private Stellfläche. „Sonst würde ich hier komplett verrückt werden." Heute aber wolle sie den sonnigen Vormittag nutzen, selbst einmal an den Strand zu gehen. „Im Mai ist es einfach herrlich hier."