Täglich berate ich Patienten mit frischer Krebsdiagnose in meiner Klinik. Der häufigste Grund, sich bei uns vorzustellen, ist die Frage nach einer alternativen Therapie. Die Patienten lehnen eine konventionelle Therapie einerseits grundsätzlich ab, andererseits sind sie nach schulmedizinischen Standards 'austherapiert' und können den Gedanken nicht ertragen, nichts gegen ihre Krankheit zu tun. Meistens gehen wir vor der Auswahl geeigneter Therapiemöglichkeiten die gesamte Krankengeschichte noch einmal durch und immer häufiger kommt es vor, dass der Patient schlichtweg kaum Informationen zu seiner Diagnose hat. Patienten mit teils jahrelanger Krankengeschichte und zahlreichen Chemotherapien fragen mich plötzlich: 'Was habe ich eigentlich?' Dieser steigende Trend kann vermutlich mit dem Mangel an medizinischem Fachpersonal in Verbindung gebracht werden. Da wir der Meinung sind, dass die Patientenkompetenz vor allem bei einer Krebsdiagnose extrem wichtig ist, verbringen wir die meiste Zeit der Beratungsgespräche mit der ausführlichen Klärung aller Fragen, die häufig die Krebsentstehung betreffen.

Fest steht, dass die Bezeichnung "Krebs" bereits auf die alten Griechen zurück geht. Hier wurden Knoten und Geschwüre, die von erweiterten Blutgefäßen umgeben waren und nicht heilen wollten als 'Karkinos' beschrieben, da ihr Aussehen an Krebstiere mit ihren Fangscheren und Füßen, erinnert.

Bei der Benutzung des Wortes 'Tumor' muss man unter zwei grundsätzlichen Formen unterscheiden: Gutartige Tumore sind kein Krebs und je nach Lokalisation nur selten lebensbedrohlich, da die Zellen von gutartigen Tumoren nicht in die benachbarten Gewebe oder in andere Körperbereiche ausstreuen.

Bösartige Tumore (Karzinome) sind Krebs und können lebensbedrohlich sein. Der bösartige Tumor wächst infiltrierend, das heißt er löst das Gewebe um sich herum auf und zerstört dabei die Körperzellen. Bösartige Tumore streuen und greifen auf benachbarte Gewebe, Organe und Organsysteme über, was die Entfernung deutlich schwieriger macht.

Auf zellulärer Ebene fallen Tumorzellen durch untypische Teilung des Zellkerns und unregelmäßige Formen auf. Wenn Krebszellen sich zu teilen beginnen, verhalten sie sich nicht wie normale Zellen. Sie wissen zum Beispiel nicht, wann sie mit der Teilung aufhören und wann sie absterben müssen. Zum anderen haften sie nicht immer fest aneinander. Deshalb können sie sich von ihrem Zellverband trennen und durch das Gefäß- oder Lymphsystem bewegen, um an einer anderen Körperstelle zu wachsen (Metastasen).

Krebszellen sind extrem wandlungsfähig. Sie können sich durch immer neue Veränderungen in ihrem Erbmaterial in sehr kurzer Zeit an neue Bedingungen anpassen.

Krebs kann aus fast allen sich teilenden Zelltypen entstehen, sodass mehr als 100 verschiedene Krebserkrankungen bekannt sind. Ihre Gefährlichkeit richtet sich nach der Teilungsgeschwindigkeit der Zellen und dem Ort ihrer Entstehung.

Neben äußeren Risikofaktoren spielt die genetische Grundausstattung jedes einzelnen Menschen eine Rolle.

Jeder Mensch ist täglich schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die Körperzellen zerstören oder zumindest schädigen. Die körpereigenen „Werkstätten" in Form von Reparaturenzymen reparieren entweder diese Zellen oder zerstören sie. Doch manchmal machen diese „Werkstätten" Fehler: Die geschädigte Zelle bekommt fälschlicherweise im übertragenen Sinne ein „TÜV-Siegel" und wird als voll funktionsfähig entlassen.

Damit kann auch das beste Immunsystem diese Zelle nicht als fehlerhaft erkennen. Das bedeutet, dass sich die Lymphozyten, also die Immunabwehr, zwar an diese Zelle anhängen, aber das „TÜVSiegel" eine Blockade gegen das Immunsystem auslöst, das keine Zelle angreifen darf, die ein frisches „TÜV-Siegel" trägt. Diese Tumorzelle kann sich nun vermehren und gibt dabei sowohl ihre Schädigung als auch ihr „TÜV- Siegel" weiter. Dadurch trägt jeder Mensch Millionen solcher Präkanzerosen in seinem Körper, die mit steigendem Alter zunehmen.

Die Tumorzelle kann sich zunächst ohne Blutanschluss im Körper vermehren. Sie ernährt sich mit Sauerstoff und Nährstoffen durch Diffusion, einem passiven Transportprozess. Danach tritt ein Wachstumsstillstand ein. Normalerweise findet in einem geborenen Körper kein Blutgefäßwachstum statt. Doch erstaunlicherweise bildet der Tumor, um weiter wachsen zu können, eigene Blutgefäße, um sich mit zusätzlichem Sauerstoff, Glukose und Hormonen zu versorgen. Sobald der Tumor Blutgefäßanschluss hat, kann er in das umgebende Gewebe eindringen. Ebenso können nun aktive Krebszellen in das Blut oder das Lymphsystem gelangen und so andere Körperregionen erreichen, um sich dort anzusiedeln und erneut einen Tumor (Metastase) zu bilden. Warum das bestimmte Tumore tun und andere 'ruhen' hängt von vielen Faktoren ab.

Da man nie weiß, ob Tumorzellen bereits ins Blut, in die Lymphflüssigkeit oder in andere Gewebe gelangt sind, sollte man eine Therapie finden, die das Immunsystem wieder dazu bringt, die Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Hierzu bieten wir unter anderem eine individuelle, aus den Tumorzellen des Patienten hergestellte Impfstofftherapie, an.

Ihr Joachim Drevs

Kurzvita Prof. Drevs

Prof. Dr. med. Joachim Drevs spezialisierte sich nach Abschluss seines Medizinstudiums auf Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie. Seit 2009 ist er Professor an der Universität Freiburg und gründete 2011 die privatonkologische Tagesklinik UniFontis nahe Hannover.