Kurzvita Prof. Drevs

Prof. Dr. med. Joachim Drevs spezialisierte sich nach Abschluss seines Medizinstudiums auf Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie. Seit 2009 ist er Professor an der Universität Freiburg und gründete 2011 die privatonkologische Tagesklinik UniFontis nahe Hannover.

Krebsdiagnose in der Familie - was bedeutet das für Angehörige?

Krebs betrifft nicht nur die Erkrankten. Von einer auf die andere Sekunde ändert sich durch die Diagnose auch das Leben ihrer Familien und engen Freunde. Mit der Situation umzugehen, ist für alle diffizil: Zukunftsängste, Sorgen, Wut und Hilflosigkeit treffen die Betroffenen unvorbereitet. Die Rolle des Außenstehenden ist dabei besonders schwer. In meinen Beratungsgesprächen wird das oft deutlich: Man möchte helfen - aber wie?

Es ist schwierig, einzuschätzen, ob man auch die unangenehmen Dinge ansprechen soll, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein; oder sollte man den Fokus lieber auf Hoffnung- und Mutmachen legen? Darf man seine eigenen Sorgen zeigen, oder steht man in dieser besonderen Situation hinten an? Diese Aspekte machen Gespräche über die Erkrankung sehr anspruchsvoll. Durch die emotionale Involviertheit und Verlustängste trifft ein Angehöriger ggf. Entscheidungen, die zwar gut gemeint sind, aber nicht dem Willen des Patienten entsprechen. Häufig kommt es sogar vor, dass die Betroffenen ausschließlich ihren Angehörigen zu Liebe eine weitere Therapie beginnen, sich jedoch innerlich dagegen sträuben. Mit einer solchen Situation ist niemandem geholfen.

Neben der psychischen Unterstützung und dem Teilen von Ängsten und Sorgen würden viele Angehörige gern auch aktiv etwas gegen die Tumorerkrankung tun; dieses ist jedoch nur bedingt möglich.

Der einfachste Weg, dem Patienten etwas Gutes zu tun und gleichzeitig eine antitumorale Wirkung zu erzielen, ist die Ernährung.

Während ich von sog. 'Krebsdiäten', d.h. antitumorale Therapie in Form von extrem einseitiger Ernährung, generell abrate, gibt es Verzichte, die durchaus sinnvoll sind. Das Wichtigste ist allerdings, dass der Patient unter der 'Diät' keine abnorme Gewichtsabnahme erfährt und ihm die Lebensqualität erhalten bleibt.

Eine populäre Form der Ernährungsumstellung ist die 'ketogene Diät'. Hierbei werden die Kohlenhydrate auf weniger als fünf Prozent der Nahrung reduziert. Stattdessen setzt man als Energieträger Fette und Proteine ein.

Die Idee dahinter ist einleuchtend: Tumorzellen wachsen bekanntlich besonders schnell, entsprechend brauchen sie besonders viel Energie. Da sie keinen Fettstoffwechsel betreiben können, stehen ihnen nur Kohlenhydrate als Energieträger zur Verfügung. Nimmt man ihnen die einzige Energiequelle, wird ihr Wachstum gehemmt. Die Wirksamkeit konnte bereits in Tierversuchen gezeigt werden. Beim Menschen gibt es hierzu noch keine repräsentative Studie.

Daneben gibt es zahlreiche Lebensmittel mit antitumoraler Wirkung, z.B. Curcuma, das in Rotwein enthaltene Resveratrol, Ingwer sowie zahlreiche Antioxidantien in Gemüse und Obst.

Eine weitere Möglichkeit, wie Angehörige helfen können, ist, mit dem Patienten gemeinsam 'dem Krebs davonzulaufen'.

Die Wirkung von Sport bei Krebspatienten wurden in letzter Zeit vermehrt in klinischen Studien untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann. Außerdem steigert sich die Leistungsfähigkeit und das Selbstbewusstsein wird gestärkt, was die Lebensqualität enorm verbessern kann.

Die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten Einfluss auf das Fortschreiten von Tumorerkrankungen und -Rückfällen hat, sind noch weitgehend unbekannt. Das hat auch damit zu tun, dass das Wachstum von Tumoren von sehr komplexen Vorgängen abhängig ist.

Sport bringt den Energiehaushalt auf Touren und hilft, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Er hat zudem positive Effekte auf die Psyche, was sich wiederum auf die allgemeine Befindlichkeit und auf das Immunsystem auswirkt. Als tumorspezifische Effekte kommen zudem der Einfluss auf Hormone, antioxidative Wirkung und eine Verbesserung von DNA-Reparaturmechanismen infrage, ebenso die Verringerung von Insulin und körpereigenen Botenstoffen (z. B. Tumornekrosefaktor). Als besonders vorteilhaft hat sich bisher ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erwiesen - Sportarten wie Schwimmen, Fußballspielen, Skifahren oder Joggen betätigen viele Muskeln gleichzeitig.

Bei allen Veränderungen muss man allerdings Geduld beweisen: Nicht selten brauchen Menschen Zeit, um ihre eigenen Gedanken zunächst für sich selbst zu klären. Erst dann können sie Hilfe und Zuwendung annehmen oder zumindest wertschätzen. Selbst wenn es nur der Wunsch ist, den Betroffenen möglichst zu schonen: Man sollte nie ungefragt Dinge verändern oder über den Kopf des Betroffenen hinweg entscheiden.

Wenn Patientin oder Patient einverstanden sind, ist es heute meist kein Problem, mit zu wichtigen Arztgesprächen zu kommen. Das gilt für Angehörige wie auch für Freunde.

Häufig hilft es, die gesamte Situation von einer außenstehenden Person einschätzen zu lassen. Dafür braucht es viel Zeit, denn es müssen viele Fragen geklärt werden: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für meine Art der Erkrankung? Was möchte ich? Was möchten meine Angehörigen? Welche Therapie kommt für mich auf keinen Fall in Frage?

Aus diesem Grund dauern die Beratungsgespräche in meiner Praxis etwa 60 bis 90 Minuten. Sobald alle Möglichkeiten aufgelistet, alle Gedanken sortiert und alle Fragen geklärt sind, fällt es dem Patienten meist sehr leicht, eine sichere Entscheidung zu treffen.

Unifontis

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Ihr Joachim Drevs