Rund 400 Personen haben am Freitagabend (9.8.) vor der Stierkampfarena von Palma de Mallorca gegen die dort stattfindende "corrida de toros" demonstriert. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die Tierschutzvereinigung ICA Animalista, weitere Organisationen schlossen sich an. Zu Pfiffen und Topfschlägen wurden Slogans wie "Mallorca tötet nicht, Mallorca schützt Tiere" skandiert.

Es handelte sich um die ersten Stierkämpfe. Sie können wieder stattfinden, nachdem das spanische Verfassungsgericht Ende vergangenen Jahres Teile des balearischen Tierschutzgesetzes einkassiert hatte. Die balearische Linksregierung war damit mit ihrem Vorhaben gescheitert, nur noch "Stierkämpfe light" zuzulassen, dass heißt Kämpfe, bei denen der Stier nicht getötet werden darf.

Zeitgleich zur Kundgebung der Stierkampfgegner versammelten sich auch Befürworter der spanischen Tradition vor der Stierkampfarena - die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" bezifferte sie mit rund 20. Tierschützer kritisierten, dass die Befürworter vor dem Eingang demonstrieren dürften, während die Polizei ihnen einen Platz an der Kreuzung der Straßen Gaspar Bennàzar und Guillem Galmés zugewiesen habe.

"Ich fühle mich einfach nur traurig und leer", berichtet eine Demonstrantin auf der MZ-Facebook-Seite. "Wir waren echt viele und doch viel zu wenige. Auf der anderen Straßenseite standen Tausende und haben auf Einlass gewartet, junge und alte Menschen, haben uns zum Teil provoziert und verspottet."

Zuvor hatte die Entscheidung der Stadtverwaltung für Unmut gesorgt, nach einer Prüfung der Anlagen die Veranstaltung zuzulassen - es seien nur kleinere Mängel gefunden worden, hieß es am Donnerstag. Gleichzeitig kündigte die Stadt an, streng über die Auflagen zum Verbot von Alkohol sowie des Einlasses von Minderjährigen zu wachen.

Die Stierkämpfe mit den Toreros Morante de la Puebla, El Juli, José María Manzanares und El Fandi begannen gegen 21.30 Uhr, das Coliseo Balear füllte sich zu drei Viertel, gezählt wurden 8.700 Besucher. Zu einem Zwischenfall kam es, als ein Tierschützer nach dem Tod des ersten Stieres mit dem Spruch "Corridas - never again" auf der nackten Brust (nie wieder Stierkämpfe) in die Arena rannte, er wurde von Sicherheitsleuten nach draußen gebracht, während die Menschen im Publikum "Libertad" (Freiheit) riefen.

Eigentlich herrscht bei Stierkämpfen eine ernste Stimmung. Nicht so in Palma, wo viele Zuschauer mit den streng vorgegebenen Abläufen offenbar nur wenig vertraut waren. So erschallten etwa die ganze Corrida über eigentlich verpönte Zwischenrufe, besonders häufig war "Viva España" zu hören - spanische Nationalisten messen dem Stierkampf eine hohe symbolische Bedeutung zu. In Katalonien und auf den Balearen hat er hingegen in den vergangenen Jahren immer mehr an Zuspruch verloren. Bislang sind allerdings alle Versuche gescheitert, ihn zu verbieten. /ff