Viele Hoteliers auf Mallorca erkennen heute selbst, dass die Vermeidung von Plastikmüll längst ein Muss ist. Aber falls es bei manchen etwas Nachhilfe bedarf, ist da Futouris. Die Nachhaltigkeitsinitiative mit Sitz in Berlin, die von großen deutschen Unternehmen aus der Tourismusbranche gegründet wurde, hat ein laut eigenen Angaben weltweit einzigartiges Pilotprojekt für Mallorca erarbeitet.

Mit einem Zehn-Punkte-Maßnahmenkatalog, der in diesen Tagen an die derzeit zehn teilnehmenden Hotels verschickt wird, wird es nun konkret. Von den zehn Punkten zum Thema Vermeidung von Plastikmüll muss sich die Hotelleitung die aussuchen, die sie für umsetzbar hält. „Dazu gehört unter anderem, einen Wasserspender pro Hotelflur aufzubauen und in jedes Zimmer eine Glasflasche zu stellen, statt Wasserflaschen aus Plastik zur Begrüßung in die Zimmer zu stellen", erklärt die Verantwortliche für das Projekt bei Futouris, Swantje Lehners.

Der Zehn-Punkte-Katalog sieht beispielsweise auch vor, dass die Hotels am Pool Hartplastikbecher einsetzen statt, wie immer noch weitverbreitet, Einweg-Becher aus Plastik. Die sogenannten amenities, kleine Aufmerksamkeiten des Hotels, wie etwa Duschhaube, Schlappen oder Zahnbürste, die meist einzeln in Plastik verpackt sind, sollen nur noch auf konkrete Nachfrage herausgegeben werden. Und für die Hotelrestaurants fordert Futouris, dass Schinken und Marmeladen statt in einzeln abgepackten Portionen offen ausgelegt werden und Zucker in Zuckerspendern statt in kleinen Päckchen gereicht wird.

Die Namen der bereits teilnehmenden Hotels will Lehners vorerst nicht verraten. Es seien aber „Häuser, die zu größeren Ketten gehören und die sich über die gesamte Insel verteilen". Futouris besuchte jedes der Hotels im Mai, sprach mit den Direktoren und ausgewählten Mitarbeitern und identifizierte auf diese Weise größere Quellen von Plastikabfällen, die vermeidbar wären.

„Dabei ist uns auch aufgefallen, dass vor allem im Bereich der Kommunikation mit den Hotelgästen ein großes Verbesserungspotenzial besteht", sagt Lehners. Ihr Eindruck sei, viele Hotels trauten sich aus Angst, die Gäste zu verärgern, nicht, das Thema offen anzusprechen. „Dabei ist diese Sorge unbegründet. In unseren Gästebefragungen haben wir fast nur positive Rückmeldungen bekommen."

Bis Mitte September rechnet die Verantwortliche nun mit den Antworten der Häuser, welche Punkte aus dem Zehn-Punkte-Katalog sie umsetzen wollen. Zupass kommt Futouris dabei auch das ambitionierte Abfallgesetz der Balearen, das in Teilen bereits gilt und komplett ab 2021 in Kraft treten soll. „Wir wollen bei unseren Vorschlägen noch darüber hinausgehen", sagt Lehners, die ihre Vorhaben mit dem Generaldirektor für Abfallwirtschaft beim Umweltministerium, Sebastià Sansó, regelmäßig abspricht. Sansó hält das Projekt für einen wichtigen Baustein: „Es zwingt die Tourismusbranche dazu, sich über Müllvermeidung Gedanken zu machen - unabhängig von unserem Gesetz", sagt Sansó der MZ. Plastik­strohhalme und Einweg-Becher sind durch das Gesetz untersagt, amenities aber beispielsweise noch nicht. „Somit ergänzt das Projekt unser Gesetz sehr gut", sagt Sansó. Wichtig sei nun, dass zu den derzeitigen zehn Hotels möglichst schnell viele weitere dazukämen.

Auch ohne das Futouris-Projekt sind viele Hotelketten auf der Insel bereits aktiv geworden. Große Ketten wie Meliá, Iberostar oder auch Riu sowie die Schörghuber Gruppe verzichten bereits seit Längerem auf Plastik­strohhalme oder Einweg-Becher und haben auch damit begonnen, die Plastikflaschen zu reduzieren. Und der Reiseveranstalter Thomas Cook will mithilfe der Kampagne „No place for plastics" in diesem Jahr rund 70 Millionen Einweg-Plastikprodukte aus seinen Hotels und Fliegern verbannen.