Gute Nachrichten für Mallorca-Resident Manfred „Big Manni" Schmider: Zwei vorinstanzliche Schuldsprüche wegen bandenmäßiger Geldwäscherei im Flowtex-Fall verstoßen laut dem Schweizer Bundesgericht gegen Bundesrecht, wie aus einem am Mittwoch (21.8.) veröffentlichten Urteil hervorgeht. Nun muss sich das Obergericht des Kantons Thurgau erneut mit dem Fall befassen.

Schmider und sein Anwalt werten die Entscheidung als einen entscheidenden Durchbruch in dem schon seit Jahren geführten Rechtsstreit. „Das Obergericht wird ein neues Urteil im Sinne der Erwägungen des Bundesgerichts fällen müssen. Damit wird es zwingend auf einen Freispruch wegen Geldwäscherei befinden müssen", heißt es in einer Stellungsnahme, die der MZ vorliegt. „Das Obergericht wird die Vermögenswerte freigeben müssen."

In dem Urteil des höchsten Schweizer Gerichts heißt es wörtlich, dass gemäß der zum „Zeitpunkt der Taten herrschenden deutschen Rechtslage" die „ertrogenen Vermögenswerte in Deutschland nicht einziehbar" gewesen seien. Damit fehle es an „der Grundlage für einen Schuldspruch wegen Geldwäscherei". In Folge entfalle auch „die Grundlage für eine Einziehung der beschlagnahmten Vermögenswerte", so das Bundesgericht.

In dem Verfahren geht es darum, ob der Deutsche, seine Ex-Frau und die beiden Kinder mit Hilfe eines Anwalts Vermögenswerte im Wert von 25 Millionen Franken in die Schweiz verschoben, um sie der Flowtex-Konkursmasse zu entziehen und die Herkunft dieser Vermögenswerte zu verschleiern. Laut Schweizer Medien stehen vier Bilder von Chagall, ein Diamant von 51 Karat und ein Grundstück in St. Moritz im Zentrum des Rechtsstreits.

Zwar hatte das Obergericht Schmider und seine Familie im November 2018 in einigen Anklagepunkten freigesprochen. Die Strafen wegen Geldwäscherei und Urkundenfälschung waren aber im Vergleich zur vorherigen Instanz leicht verschärft worden.

Der Flowtex-Skandal war im Mai dieses Jahres - fast 20 Jahre später - wieder Tagesgespräch geworden, als das deutsche Fernsehen einen der größten Fälle von Wirtschaftskriminalität in der deutschen Geschichte aufarbeitete. Mit sogenannten Horizontalbohrsystemen, die zu einem beträchtlichen Teil nur auf dem Papier existierten, wusste Schmider Banker, Finanzbeamte und Politiker gleichermaßen zu blenden und lebte mit seiner Familie auf großem Fuß - Villen, Yachten und Privatjets inklusive. Schmider wurde 2001 in Deutschland zu einer Haftstrafe verurteilt, kam 2007 frei und lebt heute auf Mallorca. ff/ck