Mallorcas Hoteliers erleben eine Kehrtwende: Statt Rekordauslastungen bleiben in diesem Hochsommer ungewohnt viele Zimmer auf der Insel frei. Was die Hoteliers wiederum zu Rabatten zwingt, die sie nach millionenschweren Investitionen in den vergangenen Jahren eigentlich nicht eingeplant hatten. Und in der kommenden Saison werde sich diese Entwicklung fortsetzen, glaubt die Präsidentin von Mallorcas Hoteliersvereinigung FEHM, Maria Frontera. „Das wird der allgemeine Tenor sein. Wir stehen vor der Herausforderung, die Verträge je nach Angebot noch besser zu verhandeln und auf andere Kanäle zu setzen, die die traditionellen Reiseveranstalter ergänzen."

Seit 2014 hatten viele Hoteliers auf ihre Preise dank der Nachfrage nahezu beliebig angehoben - sie konnten praktisch sicher sein, dass ihre Häuser ausgebucht sein würden, speziell in den Jahren 2017 und 2018. Das Ley Delgado genannte Tourismusgesetz aus dem Jahr 2012 hatte Renovierungen attraktiv gemacht. Hunderte Hotels auf der Insel bekamen daraufhin ein neues Gesicht oder stockten ihre Kategorie auf. Das Kalkül: Dank der schönen neuen Hotelwelt sollten auch die Preise spürbar steigen.

Haben die Hoteliers also einfach übertrieben? Eine aktuelle Studie der Immobilienbewertungsgesellschaft Tinsa hat ergeben, dass die Preise für Hotelzimmer auf den Balearen in den letzten zehn Jahren um 45 Prozent gestiegen sind, pro Jahr also durchschnittlich um 4,5 Prozent. Nichtsdestotrotz haben im selben Zeitraum die Gästezahlen auf den Inseln um mehr als 30 Prozent zugelegt.

Doch schauen wir uns die Tinsa-Studie genauer an. Sie zeigt, dass es noch in den Jahren 2009 bis 2011 kaum Erhöhungen gab. Auf Mallorca lag der jährliche Durchschnittspreis jeweils bei 63 Euro pro Nacht. Erst ab 2012 begann mit dem Inkrafttreten der Ley Delgado der Anstieg. Jeweils zwischen 3 bis 4 Euro pro Jahr ging es nach oben, sodass 2016 bereits gut 82 Euro zu zahlen waren.

Und in den vergangenen drei Jahren war die Steigerung dann besonders deutlich. Von 2016 auf 2017 ging es innerhalb eines Jahres fast um 10 Euro auf 92 Euro hoch. Im vergangenen Jahr waren es bereits 96,20 Euro. Manche Gemeinden mit einer großen Zahl an Hotels, wie beispielsweise Calvià, stechen noch einmal heraus. Bis auf 102,50 Euro stieg hier der Durchschnittspreis im vergangenen Jahr. Die neueste Zahl für Mallorca stammt aus diesem Juli, als das durchschnittliche Zimmer 118,50 Euro kostete - erneut 5,30 Euro mehr als im Vorjahresmonat.

Sind also vor allem die Preissteigerungen schuld an einer geringeren Auslastung, wenn sich Mallorca jetzt im Umfeld erstarkender Konkurrenten behaupten muss? In den ersten sieben Monaten des Jahres liegt das inselweite Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 1,4 Prozent. Zuletzt im Juli war es ein Rückgang von 2,4 Prozent.

José Marcial Rodríguez, Präsident der Hoteliersvereinigung Cala Millor, wäre bei solchen Zahlen froh. Er beziffert das Minus bei der Auslastung der Häuser in seiner Region auf fünf bis zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Vor allem die Familien haben uns in diesem Jahr ganz schön im Stich gelassen und sind wieder in die Türkei oder nach Ägypten geflogen." Andernorts sieht es nicht ganz so schlecht aus. An der Playa de Palma ging die Auslastung ebenfalls zurück, im Juli waren aber immerhin noch rund 91 Prozent der Zimmer ausgebucht. Im Vorjahr waren es zur selben Zeit 94 Prozent.

Höhere Kosten und Rabatte

„Das Problem ist, dass wir bei der Auslastung in der Hochsaison ungefähr die Zahlen des Jahres 2016 haben, aber zu den Kosten von 2019", erklärt Rodríguez. Was er meint: Die Hoteliers müssen zum einen die allgemeinen Preissteigerungen für Strom, Wasser und sonstige Fixkosten schultern, zum anderen aber auch die Gehaltssteigerungen für die Angestellten in der Hotelbranche. Die Arbeitnehmer hatten ganze 17 Prozent mehr Gehalt für den Zeitraum 2018 bis 2021 durchgesetzt. Wenn die Hoteliers dann mangels Nachfrage auch noch Rabatte gewähren müssen, geht der Plan nicht auf, mit höheren Preisen eine geringere Auslastung auszugleichen.

Lichtblick für die Hoteliers: Die Urlauber, die kommen, scheinen nicht geizig zu sein. Das zeigt sich gerade an der Playa de Palma, die besonders massiv Investitionen in die Qualität beschwört. Die höchste Auslastung hatten jetzt im Juli Fünf-Sterne-Hotels.