Über Jahrzehnte hinweg standen die beiden Blöcke der Apartmentanlage Pullman in Cala Major für so ziemlich alles, was in einer Eigentümergemeinschaft schieflaufen kann. Vernachlässigung und Pfusch am Bau, Hausbesetzer und soziale Konflikte, Randale und Stromraub, sogar ein Totschlag - all das war sozusagen das tägliche Brot der Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zur königlichen Sommerresidenz Marivent und der Miró-Stiftung.

Die Bewohner können sich berechtigte Hoffnungen machen, dass sich daran nun etwas ändert. Die beiden Gebäude mit dem Namen Pullman II und Pullman III werden derzeit gründlich renoviert. 205 Apartments mit einer Größe von 25 Quadratmetern gibt es in den Pullman-Gebäuden, einem in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Aparthotel erbauten Komplex, der in den 80er-Jahren zu Wohnungen umgewidmet wurde. Etwa 600 Menschen leben derzeit in den großteils sehr einfachen und etwas düsteren Apartments. Die Eigentümergemeinschaften der Abschnitte I und IV hatten vor Jahren beschlossen, die Gebäude in Eigenregie herzurichten und den Namen abzustoßen - auch, um das schäbige Image der Anlage endlich hinter sich zu lassen.

Dagegen wollen die Bewohner der Blocks II und III den Namen ausdrücklich beibehalten und ihn bald wieder mit Stolz aussprechen. Die Arbeiten dafür sind auf einem guten Weg. Pullman II ist im August fertiggestellt worden, Start für die Renovierung von Pullman III soll im September sein. Wer die Gebäude kennt, dem fällt sofort ins Auge, dass der Block Pullman II jetzt statt im etwas schmuddligen Sandton ganz in Weiß erstrahlt.

Die Arbeiten begannen auf Initiative der derzeitigen Hausverwaltung, Fincas Mayurqa. Seit 2016 ist die Firma für die beiden Pullman-Blöcke zuständig, nachdem die früheren Hausverwaltungen zuvor über Jahrzehnte hinweg großteils untätig dem Verfall zusahen. „Das drängendste Problem war, den Bereich um das Schwimmbad von Müll zu befreien. Das war ein richtiger Saustall. Dort lagen kaputte Fahrräder, Möbel, Grills, Mülltüten und anderes", berichtet der Verwalter Tolo Sotos. Das Wasser ist bereits vor Jahrzehnten aus dem Pool abgelassen worden. Im nächsten Schritt wurden die vernachlässigten Palmen geschnitten sowie der gesamte Schutt, der in der Tiefgarage lag, weggebracht. Zwar gehört diese einer Privatperson, dennoch war der Platz von vielen Hausbewohnern als Müllkippe nach meist illegalen Arbeiten genutzt worden. Gestört hatte es den Eigentümer offenbar nicht.

Die Renovierung im Inneren begann mit dem Austausch der Toilettenabflüsse sowie der beiden Aufzüge. Einer von ihnen funktionierte seit zehn Jahren nicht, obwohl er mit dem simplen Austausch eines Kabels instand gesetzt hätte werden können, so der Verwalter. Unumgänglich sei auch die Reparatur der Treppenaufgänge gewesen. Diese seien bereits abgestützt und eine echte Gefahr gewesen. Die Freifläche an der Straße Joan de Saridakis wurde genauso wie die Dachterrasse wasserdicht gemacht, hier hatte sich ebenfalls der Abfall getürmt. All diese Arbeiten waren bis Ende 2018 abgeschlossen, bevor im April dieses Jahres die Fassade in Angriff genommen wurde. In Zukunft soll auch der Pool wieder in Betrieb genommen werden.

Wenn die Arbeiten am Block III abgeschlossen sind, dann wird man die alten Pullman-Gebäude nur noch im Kino zu Gesicht bekommen können. Der mallorquinische Filmemacher Toni Bestard drehte kurz vor Beginn der Sanierung einen Streifen darüber, wie zwei mallorquinische Kinder im touristischen Mallorca aufwachsen. Die Pullman-Gebäude gaben die Kulisse für den Film ab. „Sie sind der Ausgangspunkt und die Bühne, der Hintergrund der Geschichte. Ich war auf der Suche nach einem großen Mehrfamilienhaus, einem Ort der Arbeiterklasse, die darum kämpfen muss, dass das Geld bis zum Monatsende reicht", sagt Toni Bestard. Der Streifen soll schon bald in die Kinos kommen, die Postproduktion ist bereits abgeschlossen.