Oben auf der Plaça Major im Zentrum von Palma tobt das Leben, ein Stockwerk tiefer liegt ein unterirdisches Einkaufszentrum ausgestorben da. Hier und da gibt es noch Souvenirs, Koffer oder T-Shirts zu kaufen, wirklich zufrieden mit seinen Geschäften aber ist nur der Betreiber eines Sexshops. Das geht schon seit Jahren so, aber mittlerweile wirkt der Anblick geradezu unheimlich. Seitdem Mittwochnacht (11.9.) um 24 Uhr nach 50 Jahren die Konzession der Stadt ausgelaufen ist, haben noch einmal 14 Geschäfte zugemacht. Wie es nun weitergehen soll, ist unklar.

Die Konzession war 1969 an die Firma Aparcamientos Insulares ergangen. Sie baute die darunterliegende Tiefgarage und das Einkaufszentrum, kümmerte sich um deren Unterhalt und verkaufte 39 der insgesamt 92 Geschäfte. Die restlichen 53 Läden vermietete Aparcamentos Insulares - sie sind nun in den Besitz der Stadt übergegangen. Die meisten Mieter waren bis Anfang September freiwillig gegangen. Bis zuletzt hielten nur noch 14 der 53 Pächter durch. Die Läden in Privatbesitz können weiterhin geöffnet bleiben.

Beim MZ-Besuch am Donnerstagmittag (12.9.) verstauen ein paar Mieter ihre Waren in Kisten. Salvador, ein Madrilene, hat schon ganze Arbeit geleistet. Auf seinen Regalen liegen nur noch vereinzelte Bücher, Magnete und Souvenirs mit der Aufschrift „Mallorca". Er versucht, noch vor der Schließung alles zu verkaufen. „Ich ziehe nirgends mehr hin, ich gehe im Herbst ohnehin in Rente. Da mache ich doch nicht für ein paar Wochen noch einen anderen Laden auf." Wirklich niedergeschlagen über das Ende ist er nicht, schließlich wusste er bereits seit Monaten, dass es so kommen würde.

Auch sein Nachbar, ein Mann namens Govint, packt gemeinsam mit seiner Frau seinen etwas wuseligen Souvenir-Laden zusammen. „Sie sollte eigentlich heute gar nicht hier sein, ihre Mutter liegt im Sterben", sagt er. Aber was bleibe ihnen übrig, sie müssten ja schließlich nach acht Jahren raus.Der Besitzer des Sex-shops mag indes noch nicht an einen Rauswurf glauben, zumal er mit seinen Verkäufen sehr zufrieden ist. „Mein Laden muss nicht im Straßenbild sichtbar sein, die Leute wissen, wo sie mich finden", sagt er.

Mehrere Händler hatten die Stadt um eine Verlängerung der Konzession zumindest bis Jahresende gebeten. Das Rathaus antwortete nicht, einige interpretierten das wie ein Ja und waren verärgert, als sie dann doch raus mussten. Die Art und Weise, wie die Stadt mit ihnen umgegangen ist, sei nicht in Ordnung . „Wir haben keine einzige offizielle Ansage bekommen", beklagt sich eine ältere Dame, die ein Ladenlokal erbte, das seit fünf Jahren leer steht.

Ärger gibt es auch beim Thema Geld. Da es einige Besitzer in der Vergangenheit mit der Zahlung der Gemeinschaftskosten nicht so genau genommen hatten, klafft jetzt ein Schuldenloch von 300.000 Euro in der Kasse, wie der Präsident der Eigentümer-Gemeinschaft, Alejandro Capellà, sagt. Die Gemeinschaft weigert sich, das zu zahlen. Ebenso wie die Stadt, die darauf verweist, dass die Läden ohne Schulden zurückgegeben werden müssen.

Die Verantwortlichen im Rathaus wollen sich nun mit Einzelhandelsverbänden zusammensetzen und ausloten, wie es weitergehen soll. Denkbar ist derzeit auch, dass der gesamte Komplex geschlossen wird. Das beträfe auch einen Eroski-Supermarkt, der teils in Privat­besitz, teils gemietet ist.

Fest steht: Es fehlt weiterhin an einem Konzept. „Man müsste hier alles neu machen und so etwas wie in Porto Pi oder im Einkaufszentrum Fan aufbauen. So lockt das niemandem hinter dem Ofen vor", sagt der Souvenirhändler Salvador und kassiert eine Frau ab, die ein paar Schnäppchen gemacht hat. Schließlich gebe es in Palma kaum eine bessere Lage. Wenn sie nur ebenerdig wäre.