Mallorca fürchtet die wirtschaftlichen Konsequenzen der Insolvenz des Tourismus-Konzerns Thomas Cook. Ministerpräsidentin Francina Armengol (Sozialisten) warnte am Montag (23.9.) vor "schwerwiegenden Auswirkungen" für die Inseln. Die Situation sei "äußerst besorgniserregend". Allerdings sei es noch zu früh, eine genaue Zahl von Betroffenen auf den Balearen zu nennen.

Im regionalen Fernsehsender IB3 sagte Armengol, die Regierung habe am Wochenende in Zusammenarbeit mit Insel-Hoteliers noch versucht, Mittel und Wege zu finden, um die Pleite abzuwenden. In diesem Sinne äußerte sich auch der balearische Tourismus-Minister Iago Negueruela auf einer Pressekonferenz. Die Landesregierung habe gemeinsam mit Insel-Hoteliers sowie mit Unterstützung der Zentralregierung in Madrid versucht, ein Rettungspaket für Thomas Cook zu schnüren. Das Paket sei quasi fertig gewesen, allerdings habe die britische Regierung ihre Zustimmung verweigert.

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Vor allem Miguel Fluxá, der Präsident der Hotelkette Iberostar, hatte sich demnach am Sonntag ins Zeug gelegt, um die Pleite von Thomas Cook zu vermeiden - und damit möglicherweise Millionenverluste für viele Hoteliers. In einem Rundruf soll Fluxá laut dem Tourismus-Portal "Preferente" zahlreiche Eigentümer von Hotelketten in Spanien davon überzeugt haben, auf die Eintreibung von rund 100 Millionen Euro Schulden zu verzichten und damit die Finanzen des Konzerns zu entlasten.

Auch Hoteliers und Unternehmerverbände reagierten auf die Pleite von Thomas Cook. So teilte die mallorquinische Hotelkette Meliá mit, dass alle gebuchten Reisen ohne Einschränkungen stattfinden können. Anbieter, die ihre Reisen in den kommenden Wochen bei einer Fluggesellschaft von Thomas Cook und in einem Hotel von Meliá gebucht hätten, würden für die Hotelbuchung nicht zur Kasse gebeten. Die Pleite hatte auch Folgen für den Aktienkurs von Meliá, der am Vormittag um rund 1,9 Prozent fiel.

Der mallorquinische Unternehmerverband Pimem zeigte sich in einer ersten Stellungnahme bestürzt vom Ende von Thomas Cook. Der Präsident von Pimem, Jordi Mora, sprach von einem "heftigen Schlag" für die kleinen und mittleren Unternehmen auf der Insel, die vom Tourismus leben. "Jetzt können wir wirklich von einer schlechten Saison sprechen", sagte er. Mora zufolge werde die Pleite "millionenschwere Verluste" für die Branche bedeuten, betroffen seien unter anderen Transportunternehmen, Gastronomie und Einzelhandel.

Ähnlich äußerte sich Juan Manuel Ordinas, der Vorsitzende der Vereinigung kleiner Hotels auf der Insel. Er sieht einem stürmischen Saisonende entgegen und möglicherweise drastischen Preiseinbrüchen bei den Hotels von Thomas Cook.

Die Vorsitzende der mallorquinischen Hoteliersvereinigung FEHM, Maria Frontera, trat am Mittag ebenfalls vor die Presse und sprach angesichts der Pleite von einer Tragweite "nie dagewesenen Ausmaßes" für die Hotelbranche auf der Insel. Zwar sei noch nicht exakt klar, welche Folgen genau die Insolvenz des Touristikers auf der Insel habe, doch immerhin sei Thomas Cook nach der deutschen Tui der zweitgrößte Reiseveranstalter auf den Balearen gewesen - mit einer Million Urlaubern pro Jahr.

Laut Frontera bereite sich die Branche derzeit auch auf die Möglichkeit vor, dass alle Geschäftsbereiche von Thomas Cook in die Insolvenz gehen, neben der britischen also auch die deutsche und die skandinavische. Sie sprach sich dafür aus, die Hotelgäste, die mit Thomas Cook auf die Insel gekommen sind, weiterhin zu beherbergen und dafür keine Extrazahlung der Urlauber zu verlangen, selbst wenn der Reiseveranstalter dem Hotel bisher nichts für die Gäste gezahlt hatte. /jk