Nach der Pleite des Reisekonzers Thomas Cook sind Kunden der Tochtergesellschaft Condor besorgt, was aus der Fluglinie wird, die viele Urlauber nach Mallorca und wieder zurück in die Heimat bringt. Am Montag (23.9.) - also unmittelbar nach der Schreckensnachricht des Mutterkonzers - setzte die Airline den Betrieb weiter fort. Und das soll möglichst auch so bleiben, heißt es von Seiten des Unternehmens.

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"Ich versichere Ihnen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun und nichts unversucht lassen, damit unsere Flotte auch weiterhin wie gewohnt unsere Gäste zuverlässig an ihre Ferienziele in aller Welt und auch wieder zurück nach Hause bringt. Genau so, wie sie es seit 64 Jahren von uns gewohnt sind", erklärte Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Condor am Montagnachmittag.

Die Zahl der auf Mallorca betroffenen Passagiere war zunächst nicht bekannt. Zur Zeit seien 240.000 Kunden im Ausland mit Condor unterwegs, hieß es bei der Fluggesellschaft. Die Airline verfüge über eine Flotte von 58 Maschinen. "Darunter befinden sich Flugzeuge der Condor, von Thomas Cook Aviation und von Thomas Cook Balearics", heißt es in einer Pressemitteilung.Auswirkungen der Insolvenz Thomas Cook-Pleite

Die Insolvenz des Mutterkonzern Thomas Cook Group wirkt sich auf den Geschäftsbetrieb der konzerneigenen Reiseveranstalter aus. Dazu gehören Thomas Cook, Neckermann, Oeger Tours, Air Marin und Bucher Reisen.

"Condor wurde von diesen Reiseveranstaltern informiert, dass Reisende, die ihre Pauschalreise bei diesen Veranstaltern gebucht haben, ihre Reise nicht antreten dürfen", erklärt die Fluglinie. Den Rückflug könnten Thomas Cook Pauschalreisegäste wie geplant antreten, hieß es weiter. Die Betroffenen sollten sich direkt an die Reiseveranstalter wenden.

Condor verkauft weiter Tickets

Am Montag und Dienstag verkaufte Condor weiterhin Flüge. Allerdings empfehle man den Kunden, beim Buchen eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen, so Condor.

Condor hofft auf staatlichen Kredit

Wegen der Insolvenz des Mutterkonzerns und um "mögliche Liquiditätsengpässe zu verhindern", beantragte Condor am Montag (23.9.) einen Überbrückungskredit bei der Bundesregierung. Die Entscheidung stand am Dienstag noch aus, während die hessische Landesregierung bereits Unterstützung signalisiert hatte.

Erinnerungen an Air Berlin-Pleite

Die Erinnerung an einen Überbrückungskredit an Air Berlin, der am Ende eine Pleite und chaotische Zustände bei Flügen von und nach Mallorca nicht verhindern konnte, ist bei vielen Passagieren noch sehr lebendig. Auch wie im Fall Air Berlin beginnen nun die Spekulationen, ob ein möglicher Käufer die Fluggesellschaft Condor mit ihren 4.900 Beschäftigten möglicherweise übernehmen könnte. Konkrete Firmennamen fielen dabei vorerst nicht.

Bei Condor wies man darauf hin, dass es sich um ein profitables Unternehmen handele. "Condor hat über die letzten Jahre positive Ergebnisse erwirtschaftet und bewiesen, dass wir uns ausgezeichnet im Markt behaupten können. Das unterscheidet uns von Fällen wie Air Berlin und Germania. Auch das Interesse anderer Marktteilnehmer an unserem Unternehmen unterstreicht unsere Attraktivität," so Ralf Teckentrup.

Hintergrund Überbrückungskredit

Zuletzt war offen, ob die Bundesregierung der bisher profitablen Fluggesellschaft einen Überbrückungskredit gewährt. Das könnte möglicherweise verhindern, dass Condor im Sog der Insolvenz des Mutterkonzerns Thomas Cook ebenfalls in Schräglage gerät, berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa).

Verbraucherschützer appellierten an die Bundesregierung, den beantragten Kredit an die Fluggesellschaft zu gewähren. Auch Flughafenbetreiber hoffen auf den Fortbestand der Airline. Zuvor hatten Gewerkschaften von der Bundesregierung gefordert, Condor zu unterstützen, um die 4900 Arbeitsplätze bei der Airline zu erhalten. Dagegen lehnt der Steuerzahlerbund staatliche Hilfen für Condor ab.

Anscheinend geht es bei dem beantragten Kredit um eine Summe von rund 200 Millionen Euro, um Liquiditätsengpässe zu verhindern. Die hessische Landesregierung hatte ergänzende Hilfe für die Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt in Aussicht gestellt.

"Die Bundesregierung sollte Condor unterstützen, schon aus Gründen der Gleichbehandlung", sagte der Vorstand des Verbraucherschutz-Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Erfahrung mit einem solchen Kredit sei gut, sagte Müller und verwies auf das Beispiel Air Berlin. Die insolvente Airline zahlte jüngst ihre letzte Kreditrate zurück.

Verkauf an die Lufthansa?

Beflügelt wurden Spekulationen über einen Verkauf von Condor oder zumindest Teilen an die Lufthansa. Hintergrund dürfte dabei auch sein, dass nach EU-Recht Staatshilfen nur zulässig sind, wenn das betroffene Unternehmen dauerhaft überleben kann.

Lufthansa wollte sich bisher nicht dazu äußern. Im Mai hatte Europas größte Airline ein vorläufiges Kaufgebot für Condor abgegeben; besonders deren Langstreckengeschäft schien für die Lufthansa attraktiv. /tg