Vermasselte Urlaube sind die eine Seite der Thomas Cook-Pleite. Existenzängste tausender Angestellter eine andere. Nach der Insolvenz des Reiseriesen und mehreren seiner Tochterunternehmen bangen auf Mallorca Tausende Mitarbeiter um ihre Jobs.

Allein im Firmensitz von Thomas Cook im Gewerbegebiet Can Valero in Palma sind knapp 700 Mitarbeiter direkt betroffen. In anderen Branchen fürchten Angestellte um ihre Zukunft, weil Hotels, Restaurants oder Läden früher schließen oder Transportunternehmen die Passagiere fehlen.

Im Firmensitz von Thomas Cook auf Mallorca

Vor dem Firmensitz von Thomas Cook im Gewerbegebiet Can Valero in Palma ist die Anspannung mit Händen greifbar. Am Eingang steht der gewichtige Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und lässt niemanden so einfach hinein. "Arbeiten Sie hier?", fragt er den Reporter. "Nein? Dann kommen Sie nicht rein. Hier draußen können Sie gerne die Angestellten befragen."

Unter ihnen ist die Lage angespannt: "Die Atmosphäre ist traurig, manche weinen, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht", erzählt ein Angestellter. "Es gibt Leute, die seit mehr als 30 Jahren hier arbeiten und nun sicher sind, dass sie auf der Straße landen." In manchen Fällen hätten sich Paare hier bei der Arbeit kennen gelernt. "Bei denen fallen nun beide Gehälter auf einen Schlag weg, bei mir behält wenigstens mein Mann die Arbeit, weil er in einer anderen Firma angestellt ist", erklärt eine Mitarbeiterin.

Wie es mit der erst im Mai 2018 eingeweihten Niederlassung von Thomas Cook nach der Pleite des englischen Mutterkonzerns und der deutschen Thomas Cook GmbH weitergeht, ist unklar. Die Angestellten erscheinen weiter zur Arbeit, aber ob sie noch Gehalt bekommen, ist mehr als fraglich.

Am Dienstag (24.9.) hatten der Geschäftsführer und der Finanzdirektor die Belegschaft der Niederlassung zusammengerufen, in der unter anderem ein Callcenter, die sogenannten Incoming Services und die Buchhaltung untergebracht sind. Den Angestellten wurde nach deren Angaben gesagt, dass alles darauf hindeute, dass es nicht weitergehe und dass nicht einmal das September-Gehalt sicher sei.

Die Überweisungen seien zwar vorbereitet. Da es sich aber um eine Insolvenz handelt, bei denen es mehrere Gläubiger geben wird, könnte es sein, dass das Zahlen der Gehälter gegen das Gesetz verstoße. Sie müsse erst von Richtern genehmigt werden. Die endgültige Entscheidung darüber solle am Freitag (27.9.) fallen. Viele der Mitarbeiter suchen derzeit bereits nach neuen Arbeitsplätzen.

Da es in dem Unternehmen trotz der großen Anzahl der Beschäftigten keinen Betriebrat gibt, erhalten die Angestellten auch schwieriger Auskunft über die Lage des Unternehmens. Einige Mitarbeiter pochten am Mittwoch darauf, nun auf die Schnelle Wahlen abzuhalten um Belegschaftsvertreter zu wählen.

Angestellte in den Hotels

Mehrere Hotels gaben bereits bekannt, dass sie die Saison früher beenden als geplant. Zum Beispiel die Aparthotels Roc Las Rocas in Cala d'Or, wo rund 75 Prozent der Gäste über Thomas Cook kamen, schließen in Kürze. Auch das Aparthotel Tropicana & Trebol in Cala Millor schließt nun am 7. Oktober, einen Monat früher als geplant.

Das führt auch dazu, dass Putzpersonal, Kellner, Köche und viele andere Mitarbeiter früher in die Winterpause entlassen werden, in der sich viele Saisonarbeiter mit Arbeitslosenhilfe oder Gelegenheitsjobs über Wasser halten.

"Mein Sohn, mein Bruder und mein Neffe werden einen Monatslohn verlieren", erklärt eine Ladenbesitzerin in Magaluf das Dilemma der Familie. Sie selber werde den Laden wohl verkaufen. Im vergangenen Jahr habe sie bis November aufgemacht. Dieses Jahr mache sie wahrscheinlich viel früher dicht, erzählt die Frau der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Ihr 19-jähriger Sohn arbeite bislang noch als Kellner in einem Hotel in Santa Ponça. "Gestern haben sie ihm gesagt, dass sie den Vertrag nicht verlängern", klagt sie. Das Beschäftigungsverhältnis läuft Ende September aus.

"Meine Bruder trifft es noch schlimmer", meint sie. "Er ist verheiratet und hat drei Kinder und eine Hypothek, die er abzahlen muss", erklärt die Frau. Ihr Bruder arbeite in einem Hotel in Palmanova, das ebenfalls früher schließen werde. /tg/jk