Ausgerechnet ein drei Jahre altes Interview in der britischen Qualitätszeitung „The Guardian" macht nun der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol (PSOE) zu schaffen. Und zwar nicht etwa wegen des englischsprachigen Inhalts. Der hatte auch 2016 auf Mallorca schon kaum jemanden interessiert. Fragen wirft vielmehr die Tatsache auf, dass das Interview auf dem Online-Portal der Zeitung seit Kurzem nicht mehr einsehbar ist, weil es sich angeblich um einen bezahlten Inhalt handelte. Wer hat wie viel Geld für dieses Interview hingeblättert? Für die Opposition ist das ein Fall für die Antikorruptionsbehörde.

Stattdessen meldete sich aber nun die PR-Agentur zu Wort, die das Interview mit Armengol - und wohl etwa einem Dutzend weiterer spanischer Regionalpolitiker - produziert hatte: The Report Company. Ja, es habe sich um bezahlte Inhalte gehandelt, so die Agentur. Aber nein, Dritte - also in diesem Fall die Balearen-Regierung - hätten für das Armengol-Interview kein Geld ausgegeben. Wie bitte? Also zahlte die Agentur die Veröffentlichung des produzierten PR-Beitrags in „The Guardian" selbst? Klingt nach einem schlechten Geschäftsmodell.

Oder vielleicht doch nicht: Die Aussagen einer ehemaligen Mitarbeiterin der Balearen-Regierung lassen einen anderen Verdacht aufkommen. Demnach ging die Agentur wohl so vor: Man stellte sich als „Guardian"-Journalist vor, der ein Interview führen wollte. Erst nach Gespräch und Foto-Shooting erwähnten die vermeintlichen Redakteure, dass es sich um einen kostenpflichtigen PR-Beitrag handele und forderten eine fünfstellige Summe. Glaubt man den Schilderungen, hat sich die Balearen-Regierung geweigert. Die Agentur habe den Beitrag allerdings dennoch publiziert.

Womöglich diente die Veröffentlichung des Armengol-Interviews sogar dazu, andere Landesfürsten auf ein - dann kostenpflichtiges - „Guardian"-Interview heiß zu machen. Der valencianische Premier Ximo Puig (PSOE) räumte inzwischen ein, aus Steuergeldern 43.000 Euro gezahlt zu haben.