Erinnern Sie sich noch an die Zeichentrick-Serie „Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew" aus den 90er-Jahren? In dieser ist der tollpatschige Bär aus dem Dschungelbuch als Pilot eines Wasserflugzeuges unterwegs. Wäre die Serie nicht seit vielen Jahren schon eingestellt, könnte Balu bald auch in Port de Pollença landen. Denn der Hafenort im Nordosten der Insel steht kurz davor, Spaniens erste Wasserflugzeugbasis zu werden.

Die Stiftung Fundación Aeronáutica Mallorquina (FAM) hat Ende vergangener Woche in Pollença ein Abkommen mit der dortigen Militärbasis vorgestellt. Nun fehlt nur noch die Zusage der spanischen Behörde für Luftsicherheit (AESA), was jedoch als Formalie angesehen wird. Geplant ist, dass die Wasserflugzeuge bis zu 40 Mal pro Jahr in der Bucht von Pollença starten und landen dürfen. „Das ist alles nicht kommerziell, sondern hobbymäßig", betont FAM-Präsident Miguel Buades.

Wasserflugzeuge in der Gemeinde Pollença sind nicht wirklich neu. Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) war die Bucht ein Stützpunkt der berüchtigten Legion Condor. Auch heute sind Flieger in der dortigen Militärbasis stationiert. Sie werden hauptsächlich als Löschflugzeuge bei Waldbränden eingesetzt.

Erstmals soll nun aber eine zivile Wasserflugzeugbasis in Spanien entstehen. Wobei diese nicht eigens gebaut werden muss. Die „Landebahn" ist ein 900 Meter langer und 60 Meter breiter Streifen, der etwa zwei Kilometer von der Mündung des Sturzbachs Sant Jordi ins Meer entfernt verläuft.

Wie so oft bei Projekten auf Mallorca gibt es Gegenstimmen von besorgten Umweltschützern. Zum Kreis der Kritiker gehört auch das kommunale Linksbündnis Junts Avançam. „Wir müssen die Bucht vor großen Projekten bewahren", heißt es dort. FAM-Präsident Buades entgegnet: „Ein Umweltgutachten ist für die Erlaubnis theoretisch nicht notwendig. Sollte AESA aber ein solches fordern, können wir problemlos eines beauftragen."

Der Mallorquiner sieht die Wasserflugzeugbasis als „innovatives Projekt, das im Einklang mit dem Naturschutz steht". So seien die AESA-Vorschriften sehr strikt. „Die Flieger starten in Richtung Meer und werden nie über den Hafen fliegen. Eine Flughöhe unter 1.000 Fuß (etwa 305 Meter) über dem Stadtgebiet ist verboten. Nachts dürfen die Wasserflugzeuge gar nicht fliegen. Zudem ist der Flieger ein geschlossenes Objekt. Es ist daher gar nicht möglich, Unrat ins Wasser zu werfen."

Keine Stationierung im Wasser

Nach ihrer Landung in der Bucht zählen die Amphibienfahrzeuge rechtlich gesehen als Boot. „Der Motor ist jedoch 40 Prozent leiser als bei allen anderen Schiffen", sagt Buades. Im Durchschnitt zwei Minuten braucht der Flieger dann auf dem Wasser bis zum Hafen. Dort könnte er theoretisch stationiert werden. „Das ergibt technisch aber wenig Sinn, da das Meerwasser sehr schädlich ist und schnell zu Korrosion führen würde. Die Flieger müssen nach jeder Landung gründlich gereinigt werden, und das geht nicht im Meer."

Alternativ sollen die Wasserflugzeuge daher zum Flugplatz Son Bonet nach Marratxí geflogen werden, wo sie gewartet und betankt werden können. „Sie haben auch Räder und können auf einer konventionellen Landebahn landen", sagt Alexander Burwitz. Der Sohn des deutschen Künstlers Nils Burwitz aus Valldemossa war jahrelang Pilot beim spanischen Militär. „Ich habe 8.000 Wasserlandungen absolviert. Das Aufsetzen auf dem Meer ist schon ziemlich spektakulär", sagt Burwitz, der als Berater für die FAM fungiert.

Für Pollença werden die Wasserflugzeuge wohl mehr eine Attraktion als ein wirkliches Verkehrsmittel - falls sie denn kommen. Denn auf Mallorca gibt es derzeit gar keinen gemeldeten Flieger. „Spanienweit sind es drei, in Europa etwa 400 bis 500 Wasserflugzeuge", sagt Buades. Die Idee hinter den 40 Starts und Landungen ist, dass Privatpersonen, die im Besitz eines Fliegers sind, bei der FAM einen der Plätze kostenlos beantragen. „Ob sie dann Touristen oder Residenten mitnehmen, hängt ganz von den Piloten ab", sagt Burwitz. Bislang gibt es aber noch keine Anfragen.

Auch eine kommerzielle Wasserflugzeuglinie für Touristen wird es so schnell wohl nicht geben. Die MZ berichtete im Februar über die Firma IslaAir, die diese Marktlücke erschließen wollte, aber mit Lizenzproblemen zu kämpfen hat. „Mit denen haben wir aber nichts zu tun", so Burwitz. Die Stiftung denkt aber auch darüber nach, weitere Startrechte zu beantragen. Dann könnte man Trainingsflüge für das sogenannte Type Rating durchführen, das Piloten brauchen, so ­Burwitz. „Das geht bislang nur in Italien, Frankreich und Deutschland." Diese und andere Themen sollen beim ersten ­europäischen Wasserflugzeugkongress besprochen werden, der im März in Pollença abgehalten werden wird.