Es dürften sich schon einige Inselbewohner, aber auch Urlauber gefragt haben, welche Bewandtnis eine etwas mehr als einen Meter hohe Mauer im Mittelstreifen der Autobahn Ma-1 zwischen Palma und Palmanova hat. Die Antwort des zuständigen Inselrats: Sie dient dem Lärmschutz, beziehungsweise sie soll dem Lärmschutz dienen. An dieser Erklärung hat Anwohner Bernd Katzmarcik so seine Zweifel, der der MZ das nebenstehende Foto hat zukommen lassen. Katzmarcik lebt in Bendinat und sagt: „Seit diese Mauern errichtet wurden, hören wir die Autobahn zu Hause noch lauter." Er fragt sich vor allem, wieso man eine Lärmschutzwand in der Mitte der Autobahn und nicht an deren Rändern aufstellt. „Wir haben das Gefühl, der Schall prallt dort ab und verteilt sich noch stärker in die Umgebung als zuvor." Die Mauer sei ohnehin viel zu niedrig, um irgendeine Wirkung haben zu können. Und sie sei noch dazu aus Steinen gemauert und mit keinerlei Schalldämmung versehen.

Das will die Sprecherin der Abteilung für Straßenbau im Inselrat so nicht stehen lassen. Ihrer Aussage nach ist das Projekt noch längst nicht abgeschlossen. „Die Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn nach Andratx sind in drei Phasen unterteilt. Derzeit sind wir noch in Phase eins", sagt sie zur MZ. Gegen die Kritik, der Lärmschutz in der Mitte der Straße würde nichts bringen, wehrt sie sich. „Es ist erwiesen, dass das eine effektive Möglichkeit ist, wenn wie an den ersten Kilometern von Palma aus Richtung Andratx keine Lärmschutzwand an den Seiten der Autobahn möglich ist." Hier stünden die Häuser zu nah für solche Bauarbeiten. Dass das erste Stück der Wand auf Höhe von Cala Mayor bereits umgefallen und seit Wochen im Mittelstreifen herumliege, sei natürlich unglücklich. „Aber darum kümmert sich demnächst die Instandhaltungs­abteilung." Warum das nicht schon vor Wochen passiert ist, das kann die Sprecherin nicht erklären.

Die Mauer im Mittelstreifen auf Höhe von Bendinat und Costa d'en Blanes werde noch einen Aufsatz bekommen, der den Schall besser absorbieren soll, so die Sprecherin. Zusätzlich zu der Mauer kämen in der nächsten Zeit - wann genau, ist noch unklar - weitere Lärmschutzelemente dazu. So würden etwa im Bereich der Ausfahrt Palmanova/Son Caliu an beiden Seiten Lärmschutzwände aufgebaut, die doppelt verglast seien. Und im Bereich Costa d'en Blanes/Portals Nous werden an den beiden Rändern der Autobahn massive metallene Lärmschutzwände errichtet, die innen mit einem schallisolierenden Schaumstoff versehen werden. „Das machen wir in den Abschnitten, in denen viele Anwohner den Lärm abbekommen", sagt die Sprecherin.

Zusätzlich wurde bereits ein sogenannter Flüsterbelag auf der Fahrbahn angebracht. Die Arbeiten sollen insgesamt knapp zwei Millionen Euro kosten. Allein die erste Bauphase hat 1,38 Millionen Euro gekostet. Der Bau der Lärmschutzwände nahe Portals soll 302.000 Euro kosten, ist allerdings derzeit noch im Projektstatus. Und die gläserne Verkleidung der Ausfahrt Palmanova schlägt mit 250.000 Euro zu Buche.

Dass eine Mauer im Mittelstreifen allein kaum für einen funktionierenden Schallschutz sorgen kann, bestätigt der MZ ein Lärmschutzexperte aus Deutschland, der aufgrund seiner Ferndiagnose nicht zitiert werden will. „Wenn man nicht an beiden Seiten noch Lärmschutzwände errichtet, dann funktioniert das wahrscheinlich nicht", sagt er. Dann bekämen die Häuser am Rand der Autobahn tatsächlich durch die Reflexion mehr Lärm ab. Gebe es aber Wände am Rand, habe eine Mauer in der Mitte durchaus eine Wirkung und vermeide zusätzliche Reflexionen des Lärms.