Besonders in den weniger wohlhabenden Vierteln der Balearen-Hauptstadt, wo die Mieten für Gewerbetreibende günstiger sind, werden es immer mehr: Spielsalons und Wettbüros. Seit einer Gesetzesänderung im August 2017, laut der Betreiber von Spielsalons ihr Angebot auf Sportwetten ausweiten dürfen, ist das Glücksspiel auf dem Vormarsch. Mit 59 salas de juegos und fünf reinen Wettbüros (casas de apuestas deportivas) im September 2019 ist Palma eine der Städte mit der höchsten Dichte an Spiellokalen in Spanien.

Nun sorgen sich die Behörden um ein Ausbreiten der Spielsucht und kündigen verschärfte Kontrollen an. „Wir werden alles dafür tun, dass die Balearen nicht zu einem Low-Cost-Las-Vegas werden und die Situation überwachen", sagt Miguel Piñol, Leiter der Abteilung für Gewerbe der balearischen Landesregierung. Neben der Kontrolle über die Lage der Lokale - sie müssen mindestens 100 Meter von Spielplätzen oder Schulen und in Palma 500 Meter voneinander entfernt sein -, sind damit vor allem die Einlasskontrollen gemeint. „Die Betreiber sind verpflichtet, sich von jeder Person, die das Lokal betritt, den Ausweis zeigen zu lassen." Nicht nur den Minderjährigen, auch den aktuell 650 Menschen, die sich der Gefahr der Spielsucht bewusst sind und sich daher freiwillig in eine Liste eingetragen haben (autoprohibidos), muss der Zutritt verweigert werden. „Theoretisch hätte das Personal der Spielsalons sie auch vorher schon kontrollieren sollen, bald ist es aber dazu verpflichtet", so Piñol.

Ab Mitte November soll ein Inspektoren-Team der Landesregierung täglich losziehen, um die Einhaltung der Vorschriften und die Lizenzen zu überprüfen. Für die schwereren Fälle, etwa Geldwäsche oder illegale Kartenspiele, bekommen die Beamten Unterstützung von der Nationalpolizei. Auch die beschäftigt sich verstärkt mit dem Glücksspiel. Bei der sogenannten „Operation Arcade" besuchten ihre Beamten über die Hälfte der Spielsalons und Wettbüros in Spanien: 1.881 von rund 3.000. Dabei trafen die Polizisten 28 Minderjährige sowie 184 Erwachsene an, die sich nicht ausweisen konnten und nahmen vier Personen fest.

Betreibern, die sich nicht an die Bestimmungen halten, drohen Geldstrafen bis zu 700.000 Euro. Rund 10.000 Euro sind laut Piñol fällig, wenn sie einem Minderjährigen Zutritt gewähren, circa 30.000, wenn sie ihn spielen lassen. Ein Besuch der MZ in einem Lokal im Carrer Fábrica zeigt, dass die verschärfte Gangart schon jetzt durchaus Wirkung zeigt: Schon am Eingang stechen zahlreiche Verbotsschilder ins Auge, auf denen Minderjährigen der Zutritt untersagt wird. Auch der offizielle Gesetzesauszug hängt prominent aus. Daneben wird auch auf die Gefahr, dass missbräuchlicher Konsum Spielsucht zur Folge haben kann, hingewiesen. Keine zehn Sekunden nachdem die MZ-Redakteurin das Lokal betreten hat, verlangt die Barfrau ihren Ausweis.

Digitale Herausforderung

Während die Beamten Verstöße vor Ort relativ gut kontrollieren können, ist das im Internet viel schwieriger: „Auch Online-Spiele und Sportwetten haben sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Auf diesen Bereich haben wir bislang kaum Einfluss", sagt Miguel Piñol. Auch die Werbemethoden und der weitverbreitete Gebrauch von Smartphones spielten dabei eine Rolle: „Meistens zeigt die Werbung einen bekannten Sportler mit einem Handy in der Hand", so Miguel Piñol. „Von den Suchtexperten wissen wir, dass es bei den Spielsüchtigen immer mehr auch um die Abhängigkeit von den Geräten und nicht mehr nur um die hohen Geldsummen geht." Bisher sei die spanienweit gültige Gesetzgebung dazu, wie weit Werbung gehen darf, noch sehr interpretativ und ungenau. „Sie darf Betrachter nicht zum Spielen ermuntern, der Rest ist Auslegungssache", sagt der Abteilungsleiter.