Am Rande der Schreckensnachrichten um die Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook hat ein Nebenaspekt bei der Abwicklung des Unternehmens schlechte Stimmung unter den Hoteliers auf Mallorca verbreitet. Grund ist das Bekanntwerden von Geschäftszahlen unter den Konkurrenten. Dabei ist nicht ganz geklärt, zu welchen relevanten Zahlen Iberostar in den letzten Tagen vor der Insolvenz von Thomas Cook möglicherweise Zugang hatte.

Hintergrund ist eine fehlgeschlagene Rettungsaktion kurz vor der Pleite des britischen Konzerns. Um die Insolvenz in letzter Minute abzuwenden, wurde Miguel Fluxá - Chef der Hotelgruppe Iberostar - beauftragt, die wichtigsten Geschäftspartner - und damit Gläubiger - von Thomas Cook anzusprechen, ob sie bereit wären, die Schulden in Thomas Cook-Aktien umzuwandeln. Fluxá erhielt offensichtlich am Sonntag (22.9.) eine Liste mit Namen der wichtigsten Partner, darunter die Hotelgruppen Riu und Meliá - die wichtigsten Konkurrenten von Iberostar.

Hintergrund: alle Berichte zur Thomas Cook-Pleite

Anscheinend signalisierte Carmen Riu bereits am Vormittag Bereitschaft, sich die Ausstände von Thomas Cook in einem Aktienpaket auszahlen zu lassen. Die Familie Escarrer - Inhaber der Meliá-Gruppe - hingegen hielt die Pleite von Thomas Cook für unabwendbar und schlug den Deal aus. Auch José Luis Carrillo von Hoteles Globales und die Hotelgruppe Barceló sollen das Angebot abgelehnt haben. Am Nachmittag begannen die Anrufe bei den kleineren Gläubigern. Am Ende reichte die Summe nicht, in der Nacht auf Montag wurde die Insolvenz bekannt gegeben.

Die Familien Riu und Escarrer sowie andere wichtige Hoteliers auf der Insel befürchten jetzt allerdings, dass Iberostar im Rahmen dieser Aktion delikate Informationen über die Konkurrenten erhielt. "Unter den Hoteliers ist jetzt bekannt, wer die schwersten Konsequenzen aus der Pleite tragen muss", erklärt einer der Hoteliers, der an dem besagten Sonntag von Fluxá angerufen worden war. "Der Tratsch darüber, wer jetzt auf den höchsten Schulden sitzt, ist sehr unangenehm."

Und um diese Summen geht es: Miguel Fluxá und seine Tochter Sabrina Fluxá hatten den Auftrag, durch ihre Anrufe Zusagen über einen Schuldenerlass von mindestens 200 Millionen Euro zu bekommen - also Schulden, die in Thomas Cook-Aktien umgewandelt würden. Am Ende der Aktion seien die beiden Unterhändler auf eine Summe von 107 oder 109 Millionen Euro gekommen. Damit sei die Rettungsaktion gescheitert und die Pleite besiegelt gewesen.