Die Balearen-Regierung schränkt den Alkohol-Ausschank an der Playa de Palma, in Magaluf und in Ibizas Partyhochburg Sant Antoni de Portmany drastisch ein. All-inclusive-Hotels dürfen ihren Gästen nicht mehr unbeschränkt alkoholische Getränke anbieten. Jedes Getränk muss fortan einzeln abgerechnet werden. Künftig dürfen Hotels, aber auch Restaurants in den drei Zielgebieten zum Mittag- und Abendessen pro Gast maximal drei alkoholische Getränke ausschenken.

Ebenso verboten sind fortan sogenannte Happy-Hour-Angebote. Außerdem müssen Läden und Kioske, die Alkoholika verkaufen, bereits um 21.30 Uhr schließen und dürfen nicht vor 8 Uhr morgens öffnen. Die Händler dürfen auch keinen Alkohol im Schaufenster oder in den Auslagen ausstellen.

Eine entsprechende Eil-Verordnung gegen Tourismus-Exzesse hat das Kabinett in Palma de Mallorca am Freitag (17.1.) verabschiedet. Bei einer Pressekonferenz im Consolat de Mar in Palma de Mallorca stellte Tourismusminister Iago Negueruela (Sozialisten) die Verordnung am Freitagmittag vor.

Bereits am Donnerstag hatte der Politiker in einem Treffen mit Branchenvertretern die Pläne erörtert. Die Verordnung ist auf fünf Jahre angelegt, kann aber je nach Bedarf sowohl verkürzt als auch verlängert werden, wie Negueruela bei der Pressekonferenz erklärte. Auch könne das Dekret auf andere Gebiete der Inseln ausgeweitet werden, sollten sich Partyauswüchse andernorts feststellen lassen. Die Verordnung soll bereits Ende Januar in Kraft treten.

Briten ohne Freibier

Der unbeschränkte Alkohol-Ausschank in Hotels begünstigt vor allem in Magaluf und auf Ibiza die alljährlichen Urlauber-Exzesse. An der Playa de Palma sind All-inclusive-Angebote weniger verbreitet, dort betrinken sich die Party-Urlauber eher in Großraumdiskotheken wie MegaPark und Bierkönig. Bereits in den vergangenen Jahren war dort, unter anderem mit den sogenannten Benimmregeln, der Alkoholkonsum auf der Straße und am Strand eingeschränkt worden. Mallorca und die Balearen versuchen seit Jahren, bislang weitgehend erfolglos, das wilde Treiben zu zügeln.

Zum Nachlesen: Was in Sachen Benimmregeln schon alles versucht worden ist

Auch gegen das sogenannte "balconing" wird vorgegangen. Touristen, die beim Klettern von Balkon zu Balkon erwischt werden, drohen Strafen. Die Hotels sind dazu aufgefordert, Balkonkletterer oder -springer unverzüglich der Unterkunft zu verweisen. Tun sie das nicht, müssen auch die Hotels Strafen zahlen. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Die Regelung gegen das "balconing" gilt für die gesamten Balearen, nicht nur für die Playa de Palma, Magaluf und Sant Antoni de Portmany.

Das Dekret schränkt auch den Betrieb der "Partyboote" ein. Neue Lizenzen werden nicht vergeben. In den von den Dekreten betroffenen Zonen dürfen keine Passagiere an Bord genommen oder die Boote verlassen.

Saftige Strafen

Wer gegen die Verordnung verstößt, muss mit hohen Strafen rechnen. In besonders schweren Fällen droht sogar eine Schließung der Bar oder des Restaurants für bis zu drei Jahre.

Für schwere Verstöße werden Strafen von 6.001 bis 60.000 Euro fällig. Darunter fallen etwa Balkonspringen oder auch Werbung für alkoholische Getränke.

Sehr schwere Verstöße werden mit 60.001 bis 600.000 Euro bestraft. Darunter fallen der Alkoholverkauf außerhalb der erlaubten Zeiten, Happy Hour- oder Flatrate-Angebote, Alkoholverkauf an Jugendliche oder Schwangere oder auch das sogenannge Pubcrawling.

Andere leichtere Verstöße schlagen mit Strafen von 1.000 bis 6.000 Euro zu Buche. Es wird abzuwarten sein, ob die Verstöße konsequent geahndet werden. Negueruela kündigte an, die Zahl der Inspekteure in seinem Ministerium aufzustocken. Außerdem seien auch die einzelnen Ortspolizeien in den betroffenen Gemeinden autorisiert, Strafen auszustellen.

Reaktionen

In einer ersten Reaktion lobte der Verband kleiner und mittelgroßer Unternehmen, Pimem, die Initiative der Balearen-Regierung. In einer Pressemitteilung vom Donnerstag (16.1.) sagte dessen Verbandsvorsitzender Jordi Mora, die Maßnahme gehe "ein Gesundheits- und Imageproblem der Inseln" an.

Maria Frontera, die Präsidentin der mallorquinischen Hoteliersvereinigung FEHM, lobte ebenfalls die Verordnung. Die Hoteliers hätten „sehr viel Geld investiert", um die Tourismusgebiete attraktiv zu machen. „Deshalb sehen wir es als unverzichtbar an, dass dieses ehrgeizige Dekret erfüllt wird und positive Folgen bringt."

Lediglich der Vorsitzende des Vereins touristischer Unternehmen Actur, Pepe Tirado, äußerte, dass er das Dekret "übertrieben" und "unangemessen" finde. /tg /ck /lk /jk /sw