Seit 2014 ist die mallorquinische Mandel im Prinzip per Herkunftsbezeichnung durch die Europäische Union geschützt. Doch gerade als die Vermarktung mit dem Qualitätssiegel losgehen sollte, hatten die Erzeuger von Mandelprodukten auf der Insel plötzlich andere Probleme. „Uns kam das Feuerbakterium dazwischen", erklärt Xisca Parets, die Sekretärin der IGP Ametlla de Mallorca, der MZ. „Der Erreger hat uns drei Jahre zurückgeworfen."

Erst 2017 fingen sich die Bauern und Kooperativen wieder. Zum ersten Mal wurden Produkte der mallorquinischen Mandel unter dem Qualitätssiegel vermarktet, doch es fehlte noch immer etwas: Es gab nur einen provisorischen Kontrollrat, also das Gremium, das den ordnungsgemäßen Anbau der Mandeln koordiniert. Seit Ende November 2019 gibt es nun auch diesen Consejo Regulador. Fünf Mandelbauern und drei verarbeitende Betriebe wurden in den Kontrollrat gewählt.

Aus Sicht der Mandelerzeuger auf Mallorca war es höchste Zeit. Denn auf dem Markt gab es laut Aldo Castelli, dem Geschäftsführer der Vereinigung der mallorquinischen Kooperativen Camp Mallorquí, zehn Unternehmen, die ihre Mandeln als mallorquinische Produkte verkauften, obwohl diese nicht von der Insel stammten. „Die Mandeln von Mallorca haben einen sehr kräftigen und deshalb auch begehrten Geschmack", sagt Castelli der MZ.

Daher könne man sie auch teurer als andere verkaufen, was den Betrug verlockend mache. „Bis 2014 waren die mallorquinischen Mandeln lediglich eine eingetragene Marke. Doch nur mit einer Herkunftsbezeichnung kann man betrügerische Machenschaften auch tatsächlich sanktionieren", erklärt Xisca Parets. Nun könne die Europäische Union Geldstrafen verhängen. Aus Angst davor hätten bereits mehrere Anbieter eingelenkt und vertrieben ihre Mandeln nun nicht mehr als mallorquinische Erzeugnisse.

Das Qualitätssiegel Ametlla de Mallorca bekommt man allerdings nicht für jede Mandel, die auf der Insel geerntet wurde. Neben der geografischen Komponente müssen noch andere Bedingungen erfüllt sein. So sind die Bauern zu einer strengen Qualitätskontrolle verpflichtet und dürfen nur bestimmte Düngeprodukte verwenden. „Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie möglichst umweltschonend arbeiten oder dass sie die Bäume alle zwei Jahre schneiden", sagt Xisca Parets. Das balearische Landwirtschaftsministerium schickt immer wieder Inspekteure auf die Felder und in die mandelverarbeitenden Fabriken, die die Einhaltung der Regeln überprüfen. Und auch das Endprodukt wird laut Aldo Castelli noch einmal genau analysiert, um zu prüfen, ob die typischen Eigenschaften der mallorquinischen Mandel auch wirklich erfüllt sind. Erst dann gibt es das Siegel.

Dabei ist auch auf Mallorca Mandel nicht gleich Mandel. Laut Castelli werden allein auf der Insel rund 300 verschiedene Sorten angebaut. Die Kooperativen wollen die Nachfrage nach den heimischen ametlles national wie international deutlich steigern. „Wir spüren immer wieder, dass wir ein Produkt vertreiben, das sowohl die einheimische Bevölkerung als auch beispielsweise die Ausländer auf Mallorca wertschätzen", sagt Castelli. Zwar bleibt ein Großteil der Ernte auf der Insel, einige Tonnen werden aber auch exportiert. Deutschland ist mit 20 bis 40 Tonnen der wichtigste Importeur von Insel-Mandeln.

„Die Herkunftsbezeichnung kann uns dabei helfen, eine konstante Nachfrage nach der mallorquinischen Mandel zu erzeugen, die auf den ersten Blick schwer von anderen zu unterscheiden ist", sagt Castelli. Dann lohnt es sich auch wieder, auf der Insel Mandelbäume zu pflanzen, was vor etwa zwei Jahren nach dem Ausbruch der Pflanzenepidemie Xylella fastidiosa bereits als aussichtslos galt. Allerdings haben die Mandelbauern inzwischen gelernt, mit dem Feuerbakterium zu leben, wie Castelli berichtet. „Der Erreger greift vor allem alte und schwache Bäume sehr heftig an. Gut gepflegte Bäume sind kaum gefährdet."

Die Produktionszahlen haben dennoch nicht annähernd das Niveau von vor dem Feuerbakterium erreicht. Nach Zahlen des Consejo Regulador werden derzeit rund 16.000 Hektar Mandeln auf Mallorca angebaut. Vor nicht einmal zehn Jahren, also in Zeiten vor der Xylella fastidiosa, waren es fast 25.000 Hektar. Dementsprechend zurückgegangen sind auch die Erträge. Während 2013 noch der bisherige Rekord von 2.375 Tonnen geerntet wurde, waren es im Jahr darauf nur noch 1.378 Tonnen. 2019 rechnet man mit etwa 1.000 Tonnen. Aber die Talsohle ist laut Parets und Castelli durchschritten. Ab 2020 soll die Produktion aber wieder steigen.

Dann muss die Mandel nur noch unter die Leute gebracht werden. Parets und Castelli flogen Anfang der Woche bereits zur Gastro-Messe Fusion in Madrid. Unter anderem haben dort bekannte Inselköche ein Show-Cooking mit mallorquinischen Mandeln veranstaltet. Und auf Mallorca promotet sich die Frucht gerade wieder selbst. Die Mandelblüte hat in diesem Jahr etwas früher als sonst eingesetzt.