Wie mit dem Coronavirus umgehen, sollte er tatsächlich auch auf Mallorca zu einem Massenphänomen werden? Darüber hat der Virologe Jordi Reina am Landeskrankenhaus Son Espases am Dienstag informiert. Der Arzt rechnet damit, dass die WHO (Weltgesundheitsorganisation) das Coronavirus zu einer Pandemie erklärt, das bedeutet, dass die Krankheit sich durch mindestens zwei Infektionsherde auf der Erde ausbreitet. Das ist mit Asien und Italien inzwischen gegeben.

Bei einer Pandemie würde künftig nicht mehr jeder einzelne Fall registriert sowie seine Verbindungen zu anderen Personen erforscht. Abstriche würden nicht mehr gemacht. Patienten mit leichtem Verlauf würden zu Hause die Krankheit auskurieren. "Wir würden uns nur um die schwereren Fälle, wie etwa Lungenentzündungen kümmern", sagt Reina. Seiner Meinung nach ist das Virus in Europa angekommen und wird dort auch auf absehbare Zeit bleiben. Deshalb hält er von Quarantäne, Grenzschließungen und ähnlichen Maßnahmen nichts.

Sorgen machen Reina vor allem die Personen, die das Virus ohne jegliche Symptome in sich tragen und die Krankheit unbemerkt weitergeben. Auch die Inkubationszeit ist mit 14 Tagen außergewöhnlich lange, weshalb Reina Vorsichtsmaßnahmen, wie etwa Temperaturmessung bei Kreuzfahrttouristen oder von Reisenden in Flughäfen als "unnütz" bezeichnet. Grund zu Panik sei allerdings nicht gegeben. In diesem Zusammenhang erinnert Reina an die Pandemie der Schweinegrippe im Jahr 2009, die zwar sechs Tote in Son Espases zur Folge hatte, aber ansonsten keine größeren Auswirkungen mit sich brachte.

Wirtschaftliche Folgen für Mallorca

Unter den Unternehmern auf Mallorca wächst die Sorge über die möglichen wirtschaftlichen Folgen der drohenden Coronavirus-Pandemie. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Anzeichen dafür, aber "das könnte uns die Hochsaison vermasseln", sagt etwa Jordi Mora, Verbandssprecher der kleinen und mittleren Unternehmen.

Auch Toni Gayá vom Handelsverband Afedeco befürchtet einen Rückgang des Reiseverkehrs und entsprechende Umsatzeinbrüche. Am Dienstag (25.2.) hatte der Verband der balearischen Reisebüros erste Stornierungen von Italien-Reisen sowie einen kräftigen Einbruch um etwa 50 Prozent bei den Kreuzfahrtbuchungen vermeldet.

Noch aber sind alles Vermutungen und "irrationale" Befürchtungen, wie auch Sprecher der Vertriebsunternehmen und der Gastronomen zu Protokoll geben. Die große Frage sei, wie sich die Furcht vor dem Coronavirus auf das europäische Reiseverhalten auswirke, sagt etwa Alfonso Robledo vom Restaurant-Verband. Dabei müsse man doch gerade jetzt den Einkauf und die Logistik für die kommende Saison planen, wie Vertriebler-Sprecher Bartolomé Servera sagt.

Auswirkungen für die Mallorcas Hotelketten in Asien

Bereits jetzt spüren die großen Hotelketten von Mallorca die Auswirkungen des Coronavirus auf die Buchungen, vor allem diejenigen, die in Asien präsent sind. Dadurch, dass viele Chinesen nicht mehr aus ihrem Land ausreisen dürfen, ist der Tourismus in einigen Gebieten beinahe zum Erliegen gekommen. Vor allem die Kette Meliá ist davon betroffen. Abgesehen davon, dass der Aktienkurs seit Montag abstürzt, sind drei Hotels in China geschlossen. Die beiden geöffneten Häuser verzeichnen deutliche Urlauberrückgänge.

Auch Rui Hotels & Resorts spürt die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Die Hotels in Mauritius, Sri Lanka und den Malediven registrierten einen "starken Rückgang" der Urlauber, wie es von dem Unternehmen heißt. Hauptkunden seien hier üblicherweise Chinesen.

Auf dem Kreuzfahrtschiff

Vor allem auf den Kreuzfahrtschiffen macht sich die Sorge um das Coronavirus dieser Tage bemerkbar. In Palma de Mallorca machte am Dienstag (25.2.) die "Costa Smeralda" fest, die Mitte Januar in Civitavecchia aufgrund eines Verdachtsfalls festgehalten wurde. Beim Halt in Barcelona wurde bei den Reisenden die Temperatur gemessen. "Wir mussten unterschreiben, dass wir nicht in Asien waren. Aber man hat nicht in unsere Pässe geschaut", kritisierte Passagierin Carolina Rossler gegenüber dem "Diario de Mallorca". Die Argentinierin wollte die Reise eigentlich absagen, aber weil sie nur einen kleinen Teil des Reisepreises zurückerstattet bekommen sollte, trat sie mit ihrem Mann die Reise doch an. Die Urlauber an Bord verhielten sich unvorsichtig. "Niemand trägt Mundschutz und alle quetschen sich gemeinsam in den Aufzug."

Philippe Boccara ist ein anderer Urlauber auf diesem Kreuzfahrtschiff. Seine beiden Söhne weigern sich, in Rom an Land zu gehen. Sie haben Angst, sich dort anzustecken. "Ich glaube aber, es ist kein Problem", sagte Boccara. "Auf dem Schiff gibt es Desinfektionsgel und viele Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen." /jk/tg