Auf einmal standen sie vor seinem Grundstück bei Santa Margalida, Männer von einem Bautrupp mit ihren Baumaschinen und einem Angebot: Sie seien gerade auf einer Baustelle in der Nähe fertig geworden und hätten noch heißen Asphalt übrig, ob er Verwendung dafür habe? Zum Freundschaftspreis von nur 45 Euro pro Quadratmeter?

Der deutsche Finca-Besitzer wollte eigentlich Nein sagen, wie er im Nachhinein der MZ berichtet. Aber der Vorarbeiter, der sich als Angestellter einer Baufirma aus Tarragona vorstellte, blieb hartnäckig, redete weiter auf den Besitzer ein und ging mit dem Preis herunter. „Sie wollten sich gleich an die Arbeit machen", so Hans Friedrich (Name von Red. geändert). Er willigte schließlich unter der Bedingung ein, dass er maximal 800 Euro zahlen werde.

Dass etwas mit den sechs, sieben Bauarbeitern nicht stimmte, war eigentlich klar, aber Friedrich wurde überrumpelt. Alle Männer hätten nur englisch gesprochen - obwohl es ja angeblich eine Firma vom spanischen Festland war. Die Autokennzeichen waren britisch. Auf dem Quittungsblock, der schnell ausgefüllt wurde, gab es keine Telefonnummer und auch keine Steuernummer. Das Geld wollten die Arbeiter auf die Hand, nur widerwillig akzeptierten sie schließlich eine Überweisung, die der Deutsche noch während der Arbeiten online in Auftrag geben musste. Der Transporter mit dem Asphalt brachte ganz offensichtlich nicht nur Reste vorheriger Arbeiten, sondern war voll beladen. Wirklich professionell ging der Trupp bei dem 30 Meter langen und drei Meter breiten Streifen auch nicht vor - ohne den Untergrund vorzubereiten, wurde der Asphalt fix ausgebracht. „Ich gehe davon aus, dass das in kurzer Zeit wieder aufbröckelt", sagt Friedrich. Und natürlich war auch der Preis überteuert.

Die Arbeiter waren dann schnell wieder verschwunden. Friedrich wurde immer skeptischer und begann schließlich, ein bisschen im Internet zu googeln. Schnell wurde klar: Er war ein Opfer der „Asphalt-Mafia" geworden. Britische oder irische Fahrzeuge, Überrumpelung, Abzocke - die Masche der „Asphalt-­Kolonne" war offenbar immer die gleiche, ob in Unterfranken, Mecklenburg-Vorpommern oder Nordrhein-Westfalen. Trotz Warnungen der jeweiligen Bau-Innungen und Polizeibehörden funktioniert sie in Deutschland offenbar schon seit mindestens zehn Jahren.

Und auf Mallorca? In der örtlichen Presse gab es in den vergangenen Jahren keine Fälle, und auch bei der Guardia Civil ist nichts derlei bekannt, wie ein Sprecher der Guardia Civil gegenüber der MZ versichert. Nach einer Prüfung der Akten findet er schließlich nur eine Anzeige aus dem Jahr 2012 - und diese wurde nicht auf Mallorca, sondern auf der Nachbarinsel Ibiza gestellt. Damals nahm die Guardia Civil acht Personen fest. Ermittelt wurde unter anderem, weil bei den Arbeiten ein manipuliertes Maßband zum Einsatz gekommen sein soll - eine Masche, die nun auch Friedrich wiedererkennt. In den folgenden Jahren wurde es ruhig um die „Asphalt-Mafia" auf Ibiza, sie zog offenbar in andere Gegenden weiter. Die Zeitung „El Mundo" berichtete im März 2017 aber erneut über den timo de asfalto („Asphalt­-Betrug"), bei dem mit derselben Methode 2.000 bis 7.000 Euro auf der Nachbarinsel ergaunert worden sein sollen.

Friedrich hat bislang keine Anzeige erstattet - mit der falschen Quittung und ohne die Kennzeichen dürfte nicht allzu viel herauszufinden sein. Dem Deutschen ist aber wichtig, andere Finca-Besitzer auf Mallorca zu warnen. Zumal es sich offensichtlich nicht nur um Betrüger, sondern auch um Umweltsünder handeln dürfte. Als er zwei Tage nach dem Vorfall auf der Landstraße unterwegs war, entdeckte er abgeladenen Asphalt am Straßenrand - ­offenbar Material, das der Trupp nicht rechtzeitig an den Mann gebracht hatte.