Die ganze Ladung Kopfsalat musste der Landwirt damals im Jahr 2016 die Tonne treten. Kurz bevor er seine Salatköpfe auf dem Feld in der Region Murcia auf dem spanischen Festland ernten wollte, tröpfelte es. Mit den Tropfen kam der Sahara-Sand. Die Salate waren nach kurzem Nieseln komplett von einer Sandschicht überzogen - und damit nicht mehr zu verkaufen. Die Köpfe zu säubern, wäre zu teuer geworden. Die Versicherung sollte einspringen und den Landwirt entschädigen.

Ungleiche Verteilung des Sandregens

Die Versicherung stellte daraufhin beim staatlichen Wetterdienst Aemet in Murcia eine Anfrage, mit wie vielen Tagen im Jahr man mit Regen rechnen muss, der mit Sahara-Sand durchsetzt ist. Aemet gab sie bei dem Meteorologen Luis Bañón und dem Physiker Álvaro Sánchez in Auftrag, die ihre Ergebnisse nun veröffentlicht haben. Sie weisen auf eine sehr ungleiche Verteilung des Sandregens hin.

Von den calimas einmal abgesehen, jenen Sandstürmen, die Ende Februar mit ihrer mit gelbem Staub durchsetzten Luft fast die Kanaren lahmlegten, sind es die Balearen, in denen am meisten Sahara-Sand vom Himmel kommt. Im Durchschnitt waren es zwischen 2003 und 2017 im Jahr zwischen neun bis elf Regentage mit Sand auf Mallorca und deren 14 auf ­Menorca. Auf Mallorca kommt es mitunter im Sommer vor, dass es zwar leicht regnet, die ­Hitze die Tröpfchen aber bereits trocknet, bevor sie auf der Erde aufkommen. Auf Menorca dringt der Niederschlag aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit eher bis auf die Erde durch.

Schlammregen geht nicht mit mehr Niederschlag einher

„Wir haben festgestellt, dass der sogenannte Schlammregen nicht mit großen Niederschlagsmengen einhergeht", sagt Bañón. ­Sichtbar sei der Sand auf Autos und Häusern vor allem dann, wenn es vier Millimeter regnete oder weniger. 13 Prozent dieser Niederschläge auf den Balearen enthalten laut der Studie ­Sahara-Sand. „Bei heftigeren Niederschlägen kann es zwar auch sein, dass sich Sahara-Sand hineinmischt, der dann zu Beginn abregnet. Regnet es aber weiter, wäscht der starke Regen den Sand heraus. Er ist dann nicht sichtbar."

Die meteorologischen Bedingungen, die zu dem von Sand durchsetztem Regen auf ­Mallorca führen, seien stets dieselben: „In den Wüsten von Nordafrika muss starker Wind herrschen, der den Sand aufwirbelt und in mittleren Wolkenschichten, unterstützt von einem Südwestwind, nach Nordosten bläst."

Nicht gesundheitsschädlich

Gesundheitsschädlich sei der Sahara-Sand in der Luft in der Regel nicht, sagt Bañón. „Er besteht vor allem aus Nitraten und Phos­phaten. Ihr Ursprung liege vor allem in ausge­trockneten Seen, die in den Wüsten liegen." ­Bedenklich könne es werden, wenn die ­Feinstaubbelastung in der Luft durch den ­Sahara-Sand hoch sei. Das war Ende Januar auf den Balearen der Fall. Da warnte die Regierung vor körperlicher Anstrengung im Freien. Je ­kleiner diese Partikel, desto schädlicher sind sie für den Menschen, weil sie leichter in den Körper eindringen können. „Ein weiteres Problem ist, dass Rückstände von Düngemitteln, die in Afrika verwendet werden, durch den Sand in der Luft bis zu uns getragen werden", so Bañón.

Neben der Landwirtschaft beeinträchtigt der Sahara-Sand auch die Stromerzeugung durch Solaranlagen. „Die Zellen bringen weniger Leistung, wenn sie von der Sandschicht bedeckt sind", sagt Bañón. „Freuen können sich über diesen Regen nur die Betreiber von Autowaschanlagen", fügt er an.