Der Startschuss ist gefallen. „Bei uns gehen jede Woche sechs bis acht Anträge raus", sagt Heinz Torwie, der Geschäftsführer von Solarta in Artà. Seine Firma meldet die Fotovoltaikanlagen beim balearischen Energieministerium an, damit die Besitzer die überschüssige Energie bei ihrem Stromanbieter einspeisen können. „Das macht schon Arbeit, aber es bereitet uns keine Kopfschmerzen mehr wie früher", sagt Torwie über den Papierkram.

Es ist ein Durchbruch: Besitzer von Fotovoltaikanlagen zur Eigenversorgung können endlich ohne größere Hürden und Auflagen ihren Strom einspeisen. Was in Deutschland seit Jahren gang und gäbe ist, wird jetzt auch für Haushalte auf der Insel möglich. Die Preise für die Module sinken ohnehin, die Subventionen für die Installation wurden weiter aufgestockt - und dank der Einspeisevergütung verkürzt sich die Zeit der Amortisierung nun zusätzlich. Wer bei sich 20 bis 30 Quadratmeter Platz habe für Fotovoltaikmodule, sollte sich die Investition ernsthaft überlegen, rät Antonio Medina von der Installationsfirma Mundosol in Campos.

Eigentlich war die Einspeisevergütung bereits mit dem Real Decreto-ley 15/2018 vorgesehen, das allerlei Bestimmungen kippte, die im Verdacht standen, dass sie die Inbetriebnahme von privaten Fotovoltaikanlagen in erster Linie verhindern sollten. Es fehlten aber Durchführungsbestimmungen, und die ließen auf sich warten, weil die spanische Regierung bis zuletzt nur geschäftsführend im Amt war. Seit Januar ist nun der Weg für Anträge frei. Bis die ersten Betreiber etwas auf dem Konto sehen, wird es dennoch bis April dauern. Da sich die spanische Wettbewerbskommission Zeit ließ mit der Definition der Kommunikationsprotokolle zwischen Behörden und Anbietern, gilt noch eine Anpassungsfrist.

Alle Anträge würden aber bereits bearbeitet, versichert Aitor Urresti, zuständiger Generaldirektor im balearischen Energieministerium, gegenüber der MZ. Die Zahl der bereits eingegangenen Anträge beziffert er mit rund tausend. Die Anmeldung bei der Conselleria übernimmt in der Regel die Installationsfirma, die ohnehin Daten und Unterlagen beisteuern muss. „Wir haben eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Dummies auf der Website", so Urresti - auch etwa für Anbieter anderer Regionen, die sich so mit den Vorschriften auf den Balearen vertraut machen könnten (www.caib.es/sites/instalacionspetitapotencia).

Entgegen vieler Befürchtungen sei in der Regel keine Nachrüstung beim Stromzähler nötig: Bei den meisten installierten Geräten handle es sich inzwischen um Zweirichtungszähler (contador bidireccional). Zu achten ist freilich darauf, dass die Anlage auch sonst den Vorschriften entspricht. Auf der Insel gebe es schließlich auch Stromanschlüsse in der rechtlichen Grauzone und Installateure ohne Zulassung, warnt Medina von Mundosol.

Wer dann seinen Strom verkauft, wird nicht in barer Münze ausbezahlt. Vielmehr gibt es eine Vergütung (compensación simplificada), die mit der Stromrechnung verrechnet wird - und zwar monatlich. Weder ist ein Übertrag auf folgende Monate wie in Deutschland möglich, noch kann am Ende eine Auszahlung herauskommen, sondern bestenfalls eine Null auf der Stromrechnung. Und es gibt noch einen Haken: Der Stromanbieter (comercializadora) erwirbt den produzierten Strom nicht zum selben Preis, wie er ihn an seine Kunden verkauft. Wenn die Vergütung für den eingespeisten Strom in der Regel deutlich unter dem Tarif für den bezogenen Strom liegt, habe das vor allem mit gesetzlich vorgesehenen Aufschlägen auf den Tarif für die Netznutzung zu tun, erklärt Generaldirektor Urresti. Letztendlich sei die Vergütung Verhandlungssache mit dem Stromanbieter.

Die Einspeisevergütung sei wichtig für die Rentabilität, dürfe aber bei der Konzeption der Anlage nicht überbewertet werden, rät Jürgen Holzinger, Bereichsleiter Spanien bei PfalzSolar. Beim Energiemanagement sollten weiterhin auch der Einsatz einer Batterie oder die zeitliche Programmierung von Geräten wie der Umwälzpumpe im Pool geprüft werden. Steht die Mallorca-Finca dagegen längere Zeit leer, sei die Einspeisung des nicht benötigten Stroms eine gute Sache.

Im liberalisierten Strommarkt können Anlagenbesitzer den Anbieter, der Strom liefert wie auch abnimmt, frei wählen. Ex-Monopolist Endesa hat inzwischen nicht nur spezielle Tarife im Angebot, in denen der bezogene Strom während der sonnenlosen Stunden günstiger ist, sondern preist auch Komplettlösungen inklusive Installation der Fotovoltaikanlage an. Am aktivsten propagiert solche „schlüsselfertigen" Angebote Mitbewerber Holaluz, der auch für sich in Anspruch nimmt, mit seinem Produkt „Holaluz Cloud" als Erster im spanischen Markt die Einspeisevergütung vermarktet zu haben. So kommt ein Wettbewerb in Gange, den Generaldirektor Urresti gern sieht - Hauptsache, die Module auf Mallorcas Dächern werden schnell mehr.