Lauda ist nicht allein. Neben der zum Ryanair-Imperium gehörenden Airline haben auch die Lufthansa und die Tochter Eurowings in den kommenden Wochen zahlreiche Flugverbindungen drastisch reduziert oder gar komplett eingestellt. Bislang waren allerdings keine Verbindungen nach Mallorca betroffen. Das änderte sich am Sonntag (8.3.), als Lauda bekannt gab, zwischen dem 18. März und em 8. April zahlreiche Mallorca-Flüge zu streichen. Dennoch sagt der Luftfahrtexperte Christoph Brützel im Gespräch mit der MZ: „Die Airline ist nicht der Faktor, an dem die Mallorca-Reise scheitert." Vielmehr seien es die Reisenden selbst, die aus Angst vor dem Coronavirus inzwischen immer häufiger auf Flüge verzichteten. Und wo keine Passagiere, da auch keine Flugzeuge.

Cord Schellenberg sieht die Sache ähnlich: „Wenn tatsächlich 50 Prozent der Fluggäste nicht zu ihrem Flug erscheinen, dann ist es nur verständlich, dass die Hälfte der Flüge ausfällt." Die Streichungen täten den Airlines wirtschaftlich weh, deshalb gilt laut Brützel: „Sobald die Nachfrage da ist, werden die Airlines auch wieder fliegen." Für diejenigen, die ohnehin ihren Flug canceln wollten, sei es eine gute Möglichkeit, auf die Reise zu verzichten, ohne dass sie auf den Kosten sitzenbleiben.

Vielleicht sind die Corona-bedingten Ausfälle nun aber auch nur ein Anlass für die Airlines, den aufgeblähten Flugplan wieder auf ein gesundes Maß zu schrumpfen. Zumindest Brützel sagt: „Es sind ohnehin wieder viel zu viele Kapazitäten im Markt. Der Sommerflugplan ist viel zu voll."

Was das für die Preise bedeutet, darüber sind sich Brützel und Schellenberg weitgehend einig. „Die Airlines werden nicht wie 2018 ihre Tickets verschleudern. Ohnehin sind Flüge für 5,99 Euro nach Mallorca Marketinggags, das macht man mal am Anfang, um sich bekannt zu machen", sagt Brützel und spielt auf Lauda an. Die Fluggesellschaft hatte teilweise mit Preisen unter sechs Euro für einen One-Way-Flug im ersten Jahr des Bestehens geworben. Lauda habe mit dieser Preispolitik Millionen von Euro verloren. Schließlich sei ein Mallorca-Flug, selbst wenn man nur Gebühren und Steuern rechne, nicht unter 60 Euro pro Strecke zu haben. „Und dann hat die Airline noch nichts damit verdient", sagt Brützel. Deshalb rechnet der Experte im Zusammenhang mit der Corona-Krise eher mit steigenden Preisen.

Auch Schellenberg geht nicht davon aus, dass die Preise für Mallorca-Flüge kurzfristig sinken. „Es wird keine Rabattschlachten wie in vergangenen Jahren geben." Rein betriebswirtschaftlich betrachtet könnten Airlines nicht Flüge streichen und dann die Preise senken. Das Flugzeug müsse ja weiterhin finanziert werden, auch die Personalkosten blieben bestehen, selbst wenn nun manche Airlines Kurzarbeit ansetzen.

Alles in allem ist es eine kritische Phase für die Fluggesellschaften, die in diesen Wochen ihre Buchungen für die Hochsaison einsammeln und damit verbunden auch einen Großteil ihrer Liquidität sichern. Sollte hier ein großer Teil wegbrechen, wird das für die Airlines auch zum existenzbedrohenden Problem.

Vieles hängt also davon ab, wie sich die Entwicklung im Coronavirus in den kommenden Tagen und Wochen darstellt. Klar ist laut Schellenberg nur: „Bei Gesundheitsthemen kommt man mit Preissenkungen nicht weit. Selbst wenn die Airlines die Flüge gratis rausgeben würden: Wer nicht reisen will, der wird das selbst dann nicht tun."

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