Ab Montag müssen wegen des Coronavirus alle Schulen auf Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera sowie auch die Balearen-Universität für mindestens zwei Wochen schließen. Das hat die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol am Donnerstagabend (12.3.) auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Wenige Stunden zuvor hatte sie diese Maßnahme noch ausgeschlossen.

Den Ausschlag scheint eine Empfehlung der spanischen Zentralregierung gegeben zu haben. Dessen Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte am Nachmittag den Autonomen Regionen die Schließung empfohlen, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Das balearische Bildungsministerium hatte die Schulleitungen bereits in den vergangenen Tagen auf diese Möglichkeit vorbereitet. Betroffen von der Schließung sind gut 170.000 Schüler auf den Balearen. Für die Lehrer gilt weiter Anwesenheitspflicht in den Schulen. Sie sollen nach Möglichkeit von dort per Internet unterrichten.

Untersagt sind für die nächsten zwei Monate auch alle größeren Schulexkursionen, die sogenannten "viajes de estudio", die bei den älteren Schülern oft aufs Festland führen.

Anwesenheitspflicht gilt auch für die Dozenten an der Balearen-Universität, wo gut 13.000 Studenten eingeschrieben sind.

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Weiterhin kündigte die Ministerpräsidentin noch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen an. Dazu gehören:

- Ausdrückliche Empfehlung, alle Veranstaltungen. Als Beispiel nannte Armengol den Jahrmarkt Fira del Ram vor den Toren Palmas.

- Schließung öffentlicher Einrichtungen der Landesregierung wie Herbergen, Bibliotheken und Museen.

- Absage sämtlicher sportlicher Wettkämpfe bis zum 25. März.

- Einlasskontrollen und Limitierung der Besucherzahlen in Seniorenresidenzen.

- Einstellung weiterer 60 Mitarbeiter, um die 061 zu verstärken. Das ist die Hotline der balearischen Gesundheitsbehörde IB-Salut.

- Neuordnung der Betreuung in den Gesundheitszentren, mit unterschiedlichen Bereichen für Patienten mit Atembeschwerden und alle anderen.

- Aufschub aller Routine-Untersuchungen im öffentlichen Gesundheitssystem.

Sie sei sich darüber bewusst, dass es sich um "einschneidende" und "dramatische" Maßnahmen handele, aber nur so könne eine weitere Ausbreitung des Erregers verhindert werden, so Armengol. "Lasst uns zwei Wochen alle zu Hause bleiben und zusehen, ob wir die Situation unter Kontrolle kriegen", so die Sozialistin wörtlich.

Die Empfehlung, größere Menschenansammlungen zu meiden oder entsprechende Veranstaltungen einzustellen, gelte auch für die Feierlichkeiten der Osterwoche, so Armengol, die frei sprach und mehrmals darauf hinwies, dass die Anweisungen der Balearen-Regierung noch schriftlich präzisiert würden.

Auf den Balearen wächst die Zahl der Infizierten noch relativ langsam - linear statt exponentiell. Anderswo in Spanien ist die Pandemie außer Kontrolle. Armengol wiederholte ihre Forderung an die Zentralregierung in Madrid, die Einreise aus "besonders betroffenen Gebieten" zu "beschränken" oder "zu kontrollieren". Als Beispiele für diese Gebiete nannte Armengol auch Madrid und La Rioja.

Die Zentralregierung hatte in den vergangenen Tage bereits alle Flugverbindungen nach Italien eingestellt. Schiffsverbindungen waren hingegen bis Donnerstagabend noch erlaubt - einen Widerspruch, den Armengol bereits am Mittag kritisiert hatte. In den vergangenen Tagen hatten zwei Kreuzfahrtschiffe. Die Madrider Zentralregierung hat nach den Protesten aus Palma am Nachmittag auch diese Anläufe untersagt. /ck