Die Hoteliers auf Mallorca zittern. Weil die Reiseveranstalter in den Verträgen mit den Unterkünften auf der Insel eine Klausel auf ihrer Seite haben, dank der sie bei höherer Gewalt von ihrer Pflicht befreit werden, Urlauber auf die Insel zu bringen, geht die Angst um. "Wir sind ein Prozent davon entfernt, dass die Reiseveranstalter höhere Gewalt geltend machen", sagte dem "Diario de Mallorca" ein Hotelier, der anonym bleiben wollte. Tui wollte das nicht bestätigen, allerdings sieht alles danach aus. Der deutsche Reiseveranstalter ließ verlauten, dass man nach einer Lösung suche, die sowohl die wirtschaftlichen Folgen für die Tui als auch die angeschlossenen Hotels abfedere.

Anwalt Jorge Sainz de Baranda erklärt, dass es inzwischen durchaus ein Fundament für diese Klausel gibt, nachdem die Weltgesundheitsorganisation das Coronavirus zur Pandemie heraufgestuft hat. "Die Umstände haben sich geändert, weshalb man nun die Vertragsbedingungen ändern oder gar die Urlauber nicht auf die Insel bringen kann", sagte Sainz de Baranda. Zwar hätten sich die Reiseveranstalter verpflichtet, die Urlauber zu befördern, angesichts der Pandemie allerdings entfällt diese Verpflichtung, und auch die Verpflichtung, die Hotels zu bezahlen.

Rechtsexperte Javier Zuloaga bei KPMG Abogados sieht die Sache nicht ganz so klar. Er kann sich vorstellen, dass sowohl höhere Gewalt als auch ein "unvorhergesehenes Ereignis" vorliegt. "Es wird die geben, die das Coronavirus als höhere Gewalt ansehen und die, die es für ein unvorhergesehenes Ereignis halten", sagte Zuloaga. Man müsse "Vertrag für Vertrag" durchgehen und genau analysieren, was mit den Reiseveranstaltern abgesprochen war. /jk