An diesem Wochenende sollte es eigentlich wieder losgehen. Vom 17.4. bis zum 19.4. wären Tausende Feierwütige zum Opening in den Bierkönig an die Playa de Palma gekommen. Doch die Party ist abgesagt, und niemand weiß, wann und ob überhaupt, der andere, durch Bier bedingte Ausnahmezustand die Playa wieder zum Ballermann werden lässt.

„Für alle Geschäftstreibenden an der Playa ist das eine Katastrophe", sagt ein Sprecher des anderen big players, des Megaparks. Auch hier wurde das Opening abgesagt, das am 10. Mai stattfinden sollte. „Selbst, wenn die Aus­gangssperre am 26. April aufgehoben würde, wovon man zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgehen kann, würden wir das Opening aus ­logistischen Gründen nicht schaffen", so der ­Sprecher. „Wir müssen abwarten, wie der Staat entscheidet, ob und wie viele Touristen ins Land gelassen werden und welche Bestimmungen es für Großveranstaltungen geben wird. Darauf werden wir uns dann einstellen."

Wird das Virus den Bierkönig und den Megapark finanziell in die Knie zwingen? Darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Der Megapark von Bartolomé Cursach steht seit 2018 unter Beschuss der Linksregierung, die dem Sauftourismus den Garaus machen will. Andere Etablissements von Cursach sind geschlossen, wie das Fitnesscenter Megasport, das Riu Palace oder das Restaurant Asadito an der Playa. Auf der anderen Seite stehen hohe Prozesskosten ins Haus, Cursach muss sich unter anderem wegen Bestechungsvorwürfen verantworten. Sollte die Regierung - aus welchen Gründen auch immer -, diesen beiden Großunternehmen die finanziellen Hilfen verwehren, dann könnte es um den Ballermann geschehen sein.

Michael Bohrmann bleibt gelassen

Ganz so schwarz sieht Quasi-Nachbar Michael Bohrmann, Chef des Deutschen Ecks, die Lage nicht. Die MZ erreicht ihn bei Gartenarbeiten. „Mein Traum war schon lange, das Deutsche Eck eine Zeit lang zuzumachen, um mich den Dingen zu widmen, für die ich sonst keine Zeit habe." Darunter fielen der Garten auf Mallorca und die Zeit, die er mit seiner Frau und ihrer gemeinsamen Tochter verbringen kann. Aber, na klar, „das abgesagte Bier­könig-Opening tut schon sehr weh." Von den Gästen würde auch das Deutsche Eck profitieren. Für seine 21 Angestellten hat Bohrmann einen ERTE beantragt. Den Lohn für April hat er ihnen dennoch gezahlt. „Ich gehe davon aus, dass es Ende Mai langsam wieder anläuft. Ich denke positiv. Doch falls der Megapark und der Bierkönig gar nicht öffnen, dann wird es auch die Bierstraße nicht geben."

Ausziehen für Einnahmen

Am anderen Ende der Playa, in Höhe des Balneario 12, liegt das Café Pause von TV-­Auswanderin Nadescha Leitze. Vor gut einem Jahr hat sie das vorwiegend in Pink gehal­tene Geschäft zusammen mit Iris Klein, der Mutter von Daniela Katzenberger, eröffnet. Sie trennten sich im Streit, und Leitze hat die ehemaligen Pornodarstellerin Ginger Costello-Wollersheim ins Boot geholt. Sie haben zusammen einen Song aufgenommen und wollten beim Opening des Bierkönigs auftreten. Jetzt stehen sie vor dem Aus. „Es kann gut sein, dass wir zumachen müssen", sagt Nadescha Leitze. „Ein, zwei Monate halten wir noch durch." Um Geld zu verdienen, ziehen sich ­beide auf dem Webcamportal visit-x.net aus. Wenigstens eine Zeit lang. Wenn das Café pleitegeht, will Leitze zurück nach Deutschland.

Es sind vor allem die kleinen Geschäfte, die zuerst kaputtgehen. „Wenn die Saison dieses Jahr nicht mehr anläuft, wird es im nächsten Jahr die Hälfte der Läden an der Playa nicht mehr geben", befürchtet Sven Schmidthaus von Bikeking. Er verleiht seit acht Jahren an der Playa Fahrräder, Elektro-Roller und Autos. Selbst wenn einige wenige Touristen kommen, würde ein harter Preiskampf beginnen. Er könne nur von Glück sagen, dass er keine Angestellten hat. Von den Plänen, den nationalen Tourismus anzukurbeln (S. 6), hält er nicht viel. „Die Spanier werden sich auf der ganzen Insel verteilen. Außerdem sind sie doch genauso von der Krise betroffen und haben kein Geld." Aufgeben möchte der ehemalige Fotograf aber nicht. Er will Videos von der leeren Insel verkaufen. „Fällt die Ausgangssperre, fahre ich mit dem Rad von der Playa nach Palma, und man kann virtuell für 5 Euro teilnehmen (www.video.bikeking.es).

Die Playa ist gut aufgestellt

Juan M. Ferrer, Chef der Geschäftsvereinigung Palma Beach, glaubt, dass die Playa durch die Investitionen in die Restaurants und Hotels gut vorbereitet ist auf das, was da kommen mag. „2020 wird sehr, sehr schwer werden. Aber wenn man 2021 wieder reisen kann und es Gesundheitskontrollen am Flughafen gibt, könnte die Saison so werden wie 2019 oder 2018 - mit einem Minus zwischen zehn und 20 Prozent." Mallorca sei aufgrund seiner Insel­lage eine sehr sichere Destination, die man frei vom Virus halten könne. Palma Beach versucht seit Jahren, den Qualitätstourismus an der Playa zu fördern. Das Virus könnte Ferrer und seinen Mitstreitern dabei in die Karten spielen.

Über aktuelle Ereignisse informieren wir über unseren Liveticker. Einen Überblick über alle MZ-Artikel zum Thema Coronavirus auf Mallorca finden Sie unter diesem Link. Kostenlose Newsletter verschicken wir per Telegram (hier bestellen) oder Telegram (hier bestellen)Mail (hier bestellen)