Am Eingang des Hotels Meliá Palma Marina am Paseo Marítimo liegen, wo normalerweise ein großer Fußabstreifer zu finden ist, zwei schwarze Teppiche. „Den ersten Teppich tränken wir komplett mit Desinfektionsmittel, so dass diejenigen, die das Hotel betreten, bereits am Eingang ihre Schuhe und die Rollen ihrer Koffer desinfizieren. Der zweite Teppich dient dann zum Fußabstreifen", erklärt Hoteldirektorin Maria Morales den Journalisten, die sich am Mittwoch (27.5.) anschauen wollten, wie in Zeiten der Covid-19-Pandemie die Rückkehr zur neuen Normalität in einem Hotel aussehen könnte. Der obligatorische Spender mit Desinfektionsmittel für die Hände steht gleich neben den beiden Teppichen.

Wann das Hotel die ersten Urlauber empfangen wird, ist noch nicht ganz klar. Die derzeitigen Planungen sehen eine Öffnung Mitte Juli vor, womit sich das Meliá-Haus nicht an dem Pilotprojekt beteiligen würde, mit dem die Balearen-Regierung in Zusammenarbeit mit Hoteliers auf der Insel bereits ab Mitte Juni nun etwa 2.000 bis 3.000 vorrangig deutschen Urlaubern Inselferien ermöglichen will. Vor allem die Ketten Riu und Iberostar sollen hieran beteiligt sein. Das Projekt muss noch von der Zentralregierung abgesegnet werden, die dafür die derzeit bis 1. Juli geltende Quarantäne für Spanienreisende aufheben müsste.

Meliá hat das Hygienekonzept in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualitätssicherung im spanischen Tourismus (ICTE) erarbeitet. Anlehnen konnte man sich dabei an das Protokoll, das Meliá bereits für seine Hotels in China und Südostasien entwickelt hatte. Dort war die Pandemie früher als in Europa ausgebrochen. In Asien würden einige Aspekte noch deutlich strenger gehandhabt, erklärt Maria Morales. So würden die Gäste dort ständig mit Mundschutz herumlaufen, in Palma sei es jedem selbst überlassen. „Die Angestellten allerdings müssen einen Schutz tragen. Wir messen außerdem vor Schichtbeginn bei allen Mitarbeitern die Temperatur", sagt Morales.

Die wichtigsten Eckpunkte des Sicherheitskonzepts sind das Abstandhalten, das Desinfizieren und die Vermeidung von direktem Kontakt. Das beginnt beim weitgehend automatisierten Check-in. Die Gäste werden gebeten, bereits vor der Anreise online einzuchecken, vergleichbar mit Flugreisen. Bei der Ankunft - der Rezeptionist steht hinter einer Plexiglaswand - muss dann lediglich der Ausweis vorgelegt werden, bezahlt werden soll nach Möglichkeit vorab per Karte. Der Zimmerschlüssel ist ein Kärtchen, das per Sensor funktioniert, wenn man sie in die Nähe der Tür hält. Bei Abreise muss der Gast die Karte in ein Kästchen werfen. Die Zimmerkarten werden einzeln desinfiziert.

Am Eingang neben der Rezeption steht eine Leuchtsäule mit einem großen QR-Code, den die ankommenden Gäste mit ihrem Handy lesen können und dort alle weiteren Informationen über den Ablauf des Aufenthalts bekommen. So können sie dort etwa ihre Frühstückszeit reservieren, um zu vermeiden, dass alle Gäste gleichzeitig frühstücken. Der umgebaute Frühstücksraum bietet nun etwa 40 Prozent weniger Gästen Platz. Die Urlauber müssen unter Wahrung der Abstandsregeln zu einem Tresen gehen, wo sie ihr Frühstück bestellen können. Statt Speisekarten gibt es Aufsteller mit QR-Codes. „Hauptsache, kein Papier", sagt Morales. Wer im Frühstücksraum zu viel zwischenmenschlichen Kontakt fürchtet, der kann auch ein Picknickpaket reservieren, das er auf dem Zimmer zu sich nehmen kann.

In den Zimmern selbst habe sich relativ wenig geändert im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten, so Direktorin Morales. Die Zimmermädchen müssten in Zukunft statt vier dann sechs verschiedene Reinigungs- und Desinfektionsprodukte verwenden. Handtücher, Fernbedienung und Seifenspender sind vor Ankunft eines Gastes in Plastik verschweißt. Die Minibar wird nicht täglich nachgefüllt, sondern nur auf Wunsch des Kunden.

Der Spa des Hotels bleibt bis auf Weiteres noch geschlossen. „Da warten wir ab, ob die Gäste das nachfragen, oder ob die Bedenken noch überwiegen", sagt Morales. Der Fitnessraum dagegen soll geöffnet werden, jeder Gast muss die Geräte nach Benutzung desinfizieren. Ein Mitarbeiter überprüft das. Überhaupt würden alle Angestellten vor der Öffnung des Hotels Schulungen bekommen, wie nun zu verfahren sei.

Wie der Chief Operations Officer von Meliá International, André Gerondeau, vor dem Rundgang durch das Hotel erklärte, spüre man seit drei Tagen eine verstärkte Nachfrage nach Hotelzimmern, bisher vor allem von Spaniern. „Seit Sonntag haben wir erstmals mehr Neubuchungen als Stornierungen", sagte Gerondeau, der damit rechnet, auf Mallorca neben dem Palma Marina auch das Calvià Beach in Magaluf noch im Juli wieder zu öffnen.

Mitbewerber Iberostar zog noch am selben Tag nach und verschickte eine Pressemitteilung mit dessen Hygienekonzept. Es ähnelt dem von Meliá in den meisten Punkten.

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