Umweltschützer der Vereinigung GOB kritisieren öffentlich die Bauarbeiten am Paseo Marítimo in Cala Ratjada im Nordosten von Mallorca, wo derzeit täglich Bagger am Werk sind. Die Verantwortlichen im zuständigen Rathaus von Capdepera würden nicht nur die vom Sturm "Gloria" im Januar zerstörten Abschnitte des Küstenwegs reparieren lassen, sondern im Zuge der Notfallmaßnahmen auch andere Zonen umgestalten, die vom Sturm unberührt geblieben waren und für die es gar keine gültigen Baugenehmigungen gebe.

"Das sind Verstöße gegen das Küstenschutzgesetz", heißt es in der schriftlichen Anschuldigung des GOB, die die Umweltschützer zusammen mit einer Anzeige der Küstenbehörde zukommen lassen haben. Darin fordern die Aktivisten auch den sofortigen Stopp der Arbeiten, sowie eine Geldstrafe für die Gemeinde. Vor allem sorgen sich die "Ecologistas" darum, dass Bagger Teile der natürlichen Felsen abtragen, die zwischen dem Weg und dem Wasser liegen. "Die Meerespromenaden müssen laut Küstenschutzgesetz außerhalb des unmittelbaren Ufers liegen, und das wird hier nicht eingehalten", betonen sie. Jegliche Arbeiten dieser Art müssten zunächst genauestens von Gutachtern beurteilt werden und dürften nicht im Schnellverfahren durchgeführt werden.

Während ein Teil der Baustelle in die Zuständigkeit der zentralspanischen Küstenbehörde fällt, sind andere im Kompetenzbereich der balearischen Hafenbehörde. Die größten Schäden hinterließ "Gloria" am Abschnitt vom Hafen zum kleinen Cala-Gat-Strand. Dort waren Teile des Wegs komplett weggespült worden. Am Abschnitt Richtung Son-Moll-Strand sind dagegen nur kleinere Defekte zu verzeichnen.

Im Rathaus von Capdepera weist man die Vorwürfe zurück. Man nehme ausschließlich Baumaßnahmen vor, die zuvor auch mit den spanischen Behörden abgesprochen seien. Es gehe auch nicht um eine heimliche Verbreiterung der Promenade, wie die Aktivisten unterstellen, sondern lediglich um die Reparatur der entstandenen Schäden.

Tatsächlich gab es bereits mehrfach auch unter den am Paseo Marítimo angesiedelten Gastwirten Kritik an den Bauarbeiten. Derzeit wird werktags von morgens bis 15 Uhr zwischen dem Café Noahs und Son Moll an der Meerespromenade gearbeitet, zu diesen Zeiten ist Passanten der Zugang auf diesem Teilstück untersagt und mögliche Kunden können erst nachmittags an den gastronomischen Betrieben entlangspazieren und die Terrassen nutzen. Viele Inhaber haben daher ihre Betriebe gar nicht erst geöffnet, zumal durch Corona ohnehin wenig Laufkundschaft zu erwarten ist. /somo