Es ist ein Szenario, das vor allem den Bewohnern von Palma de Mallorca, aber auch allen anderen Insulanern, die nicht in einer abgelegenen Finca leben, bekannt sein dürfte: Kaum hat man seine Wohnung verlassen und ist ein paar Meter gegangen, sieht man schon die erste Maske oder den ersten Plastikhandschuh auf dem Boden liegen. Längst nicht nur nahe der Eingänge von Supermärkten oder Einkaufszentren findet man die mascarillas und guantes.

Wie viele Kilogramm Schutzmaterial in den vergangenen Wochen im öffentlichen Raum oder der Natur gelandet sind, ist laut Emaya-Sprecherin Aina Llauger noch nicht bekannt. Das Problem habe sich seit der Einführung der Maskenpflicht auf der Insel aber deutlich zugespitzt.

Um die Umwelt zu schützen, das Ansteckungsrisiko für die Bevölkerung niedrig zu halten und die Bewohner für die Problematik zu sensibilisieren, hat die Stadt Palma de Mallorca vor Kurzem in öffentlichen Gebäuden und sozialen Netzwerken eine Kampagne zum richtigen Entsorgen des Schutzmaterials gestartet. Bislang nur auf Katalanisch, doch sollen andere Sprachen hinzukommen und die Aktion zum Beispiel in Bussen ausgeweitet werden.

Bis zu 750 Euro Strafe drohen, wenn die Masken oder Handschuhe nicht ordnungsgemäß entsorgt werden. „Die Verordnung ist nicht neu. Mit der Kampagne wird wegen der aktuellen Lage nur daran erinnert, dass es dieses Bußgeld für das falsche Entsorgen von Schutzmaterial gibt", sagt Llauger. Wo genau die Schutzausrüstung korrekterweise hingehört, ist aus der ansonsten sehr visuell gestalteten Anzeige, leider nicht sofort verständlich. Llauger hat dazu auch von Einheimischen schon viele Nachfragen erhalten. „Da das Material nicht recycelt werden kann und infiziert sein könnte, gehört es nicht in den gelben Container, sondern in den Restmüll", so Llauger. Dort, wo besonders viele Masken oder Handschuhe weggeworfen werden, setzt Emaya zwölf besonders geschulte Mitarbeiter ein, welche die Bevölkerung über die richtige Entsorgung aufmerksam machen. Auch seien laut Miquel Perelló, der bei Emaya die Einsätze koordiniert, mittlerweile wieder mehr Mitarbeiter im Einsatz als zu Beginn des Alarmzustandes. „Da Handschuhe und Masken so kürzer herumliegen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Natur landen, geringer", so Perelló.

Joaquin Valdivielso, Sprecher der Umweltschutz-Organisation Terraferida, begrüßt die Maßnahmen der Stadt, wünscht sich aber noch mehr Kontrollen der Verantwortlichen in den Supermärkten oder Einkaufszentren. Dort würde zwar am Eingang aufgepasst, dass die Kunden mit Schutzmaterial versorgt werden, anschließend aber meist nicht überwacht, wie sie es entsorgen. Laut Bárbara Ordás, Sprecherin von Mercadona, weist die Supermarktkette an den Ein- und Ausgängen mit Schildern darauf hin, die Handschuhe in einen der extra aufgestellten Abfalleimer zu werfen. Auch das Sicherheitspersonal und die Mitarbeiter seien dazu angehalten, darauf aufmerksam zu machen.

Montse Compa, Biologin am Balearischen Meeresforschungsinstituts, macht sich Sorgen, dass die Handschuhe früher oder später ins Meer gelangen könnten. „Vor allem durchsichtige Handschuhe könnten Meerestiere schnell mit Futter, etwa Quallen, verwechseln und daran zugrunde gehen", so Compa. Auch die Masken stellen langfristig eine Gefahr für die Tiere und Umwelt dar, da sie Mikroplastik enthalten. Wie Joaquin Valdivielso plädiert auch Compa daher nur für den Einsatz von Handschuhen in besonderen Fällen und wiederverwendbare statt Einweg-Masken. „Es wäre gut, Ende des Sommers eine Studie mit dem balearischen Wasserwirtschaftsamt zu machen, wie viel Schutzmaterial tatsächlich aus dem Meer gefischt werden musste", so Compa.

Auch spanienweit empfiehlt die Regierung, trotz der Krise so weit wie möglich auf Plastik, etwa bei Geschirr, Tüten, Verpackungen oder Einweghandtücher zu verzichten. Schließlich hat die EU sich zum Ziel gesetzt, Plastik bis 2021 weitgehend zu verbannen. Dazu wurde am Montag (1.6.) in Madrid auch ein entsprechendes Gesetz verabschiedet.