Sie glich ein wenig einer Werbeveranstaltung der Hotelkette Riu, des Reiseveranstalters Tui und der balearischen Landesregierung, die Pressekonferenz am Montagmittag (15.6.) im Hotel Riu Concordia, einem von fünf Häusern, die auf Mallorca an dem Pilotprojekt zur Wiederaufnahme der Tourismussaison teilnehmen. Es waren nicht ganz so viele Journalisten wie am Vormittag am Flughafen gekommen, wo kurz vor 11 Uhr der erste Flieger aus Düsseldorf landete, aber auch so war der geräumige Saal beinahe komplett mit Kameras und Reportern belegt.

Die wichtigste Botschaft nach der etwa einstündigen Veranstaltung, die aufgrund der Verspätung des Urlaubsfliegers auch deutlich verspätet begann: Die Saison auf Mallorca wird gut, und sie soll nach Möglichkeit diesmal bis in den Winter hinein verlängert werden. Als Francina Armengol, die balearische Ministerpräsidentin, diese Hoffnung in ihrer Stellungnahme äußerte, sprach sie Sebastian Ebel, den Chef der Tui Deutschland, direkt an. Dieser lachte freundlich zurück und drückte später im persönlichen Gespräch diese Hoffnung ebenfalls noch einmal ausdrücklich aus. Bis hinein in den Dezember, so zumindest möchte das Armengol, sollten die Urlauber mit der Tui auf die Inseln kommen.

Die vertreteten Journalisten konnten förmlich spüren, wie eng die Verhandlungen über das Pilotprojekt in den vergangenen Tagen und Wochen zwischen Balearen-Regierung und Tui abgelaufen waren. Armengol und Ebel wirkten wie ein eingespieltes Team, dem auch die Verständigungsschwierigkeiten nichts anhaben konnten. Der CEO der Tui betonte ausdrücklich: "Ich habe selten eine so gute Zusammenarbeit erlebt."

Dass die Werbewirkung des Projekts international riesig sein würde, daraus machte Ebel keinen Hehl. "Das Pilotprojekt ist ein unglaublicher Werbefaktor für die Inseln. Darauf können Sie stolz sein." Dass es das auch für die Tui ist, musste er dabei nicht dazusagen.

Ebel lobte die Balearen für ihr "beispielloses Konzept", um die Sicherheit der Urlauber zu gewähren. Dieses Konzept beinhaltet unter anderem die Sicherheits- und Hygieneregeln der Hotels, die Weiterbildung der Angestellten in den vergangenen Tagen sowie auch die Maßnahmen der Landesregierung, die die Temperatur der Urlauber am Flughafen messen lässt, die Reisenden mehrfach im Urlaub anruft und nach möglichen Symptomen von Covid-19 befragt. Damit hätten es die Balearen auch unsicheren Urlaubern leicht gemacht, sich für eine Reise auf die Inseln zu entscheiden.

Die Buchungszahlen bei der Tui für die kommenden Wochen seien gut, Ebel geht durch das Pilotprojekt von einem "ganz starken Anstieg der Gästezahlen auf Mallorca" aus. Da Langstreckenflüge erst einmal wegfielen und auch innerhalb von Europa manche Urlaubsregionen noch nicht geöffnet wurden, könnten die Balearen enorm profitieren. Die Tui könne bei Bedarf auch kurzfristig deutlich mehr Flugzeuge einsetzen, die Urlauber nach Mallorca bringen. Die bisher angebotenen Flüge seien innerhalb von Minuten oder Stunden ausgebucht gewesen.

Francina Armengol zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden darüber, dass der Tourismus nun wieder startet. Die Sozialistin blickte allerdings zuerst auf die 227 Toten zurück, die die Pandemie auf den Inseln forderte. "Wir haben sehr stark gelitten, bis wir an diesem Punkt heute angekommen sind", sagte sie. Für die Urlauber hatte sie eine Mahnung parat: "Sie müssen die Hygiene- und Abstandsregeln genauso diszipliniert umsetzen, wie das die Bevölkerung auf den Inseln getan hat."

Dass die spanische Regierung mit der Grenzöffnung am 22. Juni nun das Pilotprojekt der Balearen um eine Woche beschnitten hat, brachte Armengol zumindest in der Öffentlichkeit nicht aus der Ruhe. Es sei eine gute Nachricht, dass die Grenzen geöffnet würden. Dieser Umstand hat nun zur Folge, dass lediglich gut 1.200 Urlauber in der laufenden Woche auf die Balearen kommen werden. Das Pilotprojekt laufe zwar wie vorgesehen bis Ende Juni, doch könnten ab dem 22. Juni parallel Urlauber des Projekts wie gewöhnliche Urlauber kommen.