Nach drei Monaten Corona-Pause sind am Montag (15.6.) die ersten Mallorca eingetroffen. Ein Tuifly-Flug aus Düsseldorf, dessen Ankunft für 10.35 Uhr geplant war, erreichte die Insel mit leichter Verspätung. Am Boden setzte der Flieger um 10.54 Uhr auf. 189 Passagiere waren an Bord. Unter ihnen befanden sich neben den Touristen auch etliche Fernsehteams, die die Reisenden von Start bis Landung und während des Transports zu den Hotels begleiteten.

Großer Medienauflauf am Flughafen Mallorca

Am Flughafen herrschte eine Atmosphäre wie zu Zeiten der ersten Mallorca-Urlauber. Ein Mitarbeiter der Flughafensicherheit schätzte der MZ gegenüber die Zahl der akkreditierten Journalisten in Son Sant Joan auf etwa 200. Um die Wartezeit zu überbrücken, hatten sie zwischenzeitlich begonnen, sich gegenseitig zu interviewen. Reisende eines Fluges von Ibiza spazierten derweil unbehelligt durch den Journalistenkorridor. Bevor die ersten deutschen Mallorca-Urlauber dann die bereitstehenden Busse besteigen konnten, mussten sie die Fragen der Journalisten beantworten. Ein weiterer Tuifly-Flug - dann aus Frankfurt - war für Montagnachmittag programmiert.

Die ankommenden Reisenden wurden einer nach dem anderen durch die Gesundheitskontrolle geschickt, wo sie einen während des Fluges ausgefüllten Fragenkatalog abgeben mussten und anschließend anhand einer Wärmebildkamera ihre Körpertemperatur gemessen wurde. Nach Auskunft der Nationalpolizei wurden bei keinem Passagier Anzeichen auf eine Covid-19-Erkrankung festgestellt.

Die Urlauber wurden von Tui-Mitarbeitern am Flughafen empfangen und in Bussen zu den beiden Hotels Riu Concordia und Riu Bravo gebracht. Vor Ort wurden sie mit Applaus begrüßt und mit den Hygieneregeln vertraut gemacht. Unter anderem wird bei jedem Gast die Temperatur gemessen, sobald er das Hotelrestaurant betritt. Ab 13 Uhr zogen die meisten Journalisten zur Pressekonferenz ab, und für die meisten Reisenden begann der Urlaub mit einem Spaziergang zum ungewöhnlich menschenleeren Strand.

Unter den ersten Passagieren waren auch Zweithausbesitzer. Ein Deutscher aus dem Kreis Hersfeld berichtete der MZ am Flughafen, dass er gleich den erstmöglichen Flug genommen habe, um in seinem Haus auf Mallorca nach dem Rechten zu sehen. Es habe ihn zwar geärgert, dass er die vergangenen Monate nicht auf die Insel konnte, er habe aber auch Verständnis für den Shutdown, so der Deutsche. Zusätzlich habe er ein Hotel gebucht, um für Bekannte zu schauen, wie nun dort alles ablaufe.

Das Projekt gilt als erster Testlauf für den Massentourismus in Corona-Zeiten. Eine Woche später, am 21. Juni, öffnet Spanien allgemein die Grenzen für Urlauber. Die spanisch-portugiesische Grenze bleibt noch bis zum 1. Juli geschlossen.

Welche Mallorca-Flüge sind erlaubt?

In den Tagen vor der Grenzöffnung dürfen offiziell nur diejenigen Urlauber oder Zweitwohnungsbesitzer einreisen, die in den für das Pilotprojekt autorisierten Flügen sitzen.

Große Unsicherheit herrscht bei Urlaubern, die für andere Flüge gebucht haben. Am Montag kommen zum Beispiel auch eine Lufthansa-Maschine aus München und Eurowings-Flieger aus Köln, Düsseldorf und Hamburg auf Mallorca an. Die Flughafengesellschaft bestätigte am Montagnachmittag (15.6.) noch einmal der MZ, dass nur Urlaubern die Einreise erlaubt werde, die sich in den autorisierten Flügen befinden. Einige Reisende, die mit einer Lufthansa-Maschine aus München ankamen, mussten wieder zurückfliegen.

Abflug der ersten Mallorca-Urlauber in Düsseldorf

Abflug der ersten Mallorca-Urlauber in Düsseldorf

Da der internationale Tourismus nun bereits am 21. Juni statt wie zunächst geplant am 1. Juli reaktiviert wird21. Juni, bleibt es bei fünf Flugzeugen mit am Testlauf teilnehmenden Urlaubern: Am Donnerstag (18.6.) folgen drei Flieger, die restlichen der insgesamt 47 autorisierten Flüge werden dann erst kommende Woche auf Palmas Airport erwartet.

Hintergrund: Was im spanischen Gesetzblatt zum Pilotprojekt steht

Nur Reiseveranstalter Tui

Sollten zunächst drei Reiseveranstalter am Testlauf beteiligt sein, nimmt letztendlich nur die TUI teil, nachdem DER Touristik und Schauinsland keine Reisen verkauft haben. Untergebracht werden die Urlauber in Hotels an der Playa de Palma (Riu Concordia, Riu Bravo, Iberostar Cristina) und in Alcúdia (Viva Golf). Am Wochenende wurden letzte Arbeiten vorgenommen, um auch die Hotelpools werden den Urlaubern zur Verfügung stehen. Die fünf Tage Mallorca waren für Aktionspreise zwischen 600 und 1.000 Euro zu haben.

Ebenfalls mit dabei, wenn auch erst ab dem 20. Juni, ist das Robinson Club in Cala Serena. Wie Direktor Holger Reinshagen der MZ sagte, sollte der Club ohnehin dann seine Pforten öffnen. "Wir hatten darauf spekuliert, dass die Grenzen zum 21. Juni wieder geöffnet werden." Das Okay für das Pilotprojekt kam dann vor einigen Tagen. Laut Reinshagen seien am Wochenende bereits 200 Neubuchungen für die kommenden Wochen eingegangen.

Es wird erwartet, dass im Zuge des Pilotprojekts und der vorgezogenen Grenzöffnung jetzt rasch auch weitere Hotels öffnen. Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol und Tourismusminister Iago Negueruela gaben zusammen mit Inselratspräsidentin Catalina Cladera um 13 Uhr eine Pressekonferenz im Hotel Riu Concordia.

Apartments für Fall der Quarantäne in Calvià

Die ersten Mallorca-Urlauber müssen ein umfassendes Sicherheitsprotokoll mit Temperatur messen und Befragungen durchlaufen, es wird aber kein Covid-19-Test vorgenommen. Inzwischen hat die Landesregierung auch Einzelheiten für den Fall genannt, dass eine Quarantäne für Touristen angeordnet werden muss. Dafür stünden neun Apartments in der Gemeinde Calvià zur Verfügung. Bis zu 150 Mitarbeiter stehen zudem laut Landesregierung bereit, um Infektionsketten nachzuverfolgen. Man verfüge über die Handy-Nummer der Urlauber, die Zimmernummer und ein Callcenter im Parcbit.

Derzeit gibt es knapp über 200 "aktive" Covid-19-Patienten auf den Balearen, täglich könnten bis zu tausend Tests ausgeführt werden.

Spahn appelliert an Verantwortung

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn appellierte unmittelbar vor Aufhebung der Reisewarnungen für die meisten EU-Länder noch einmal an das Verantwortungsbewusstsein der Deutschen: "Ballermann darf nicht das nächste Ischgl werden", sagte er zur bevorstehenden Wiederaufnahme des Tourismus auf Mallorca. Im österreichischen Skiort Ischgl hatten sich viele Reisende angesteckt und die Krankheit auf diese Weise in Europa ausgebreitet.

"Wir müssen die richtige Balance finden zwischen Regeln, Auflagen, Beschränkungen und auch der Verantwortung, die jeder einzelne für sich und für andere übernehmen muss", fügte Spahn hinzu. Vor Ort sollen die Reisenden auch darauf achten, nicht in unbelüfteten Räumen oder Bussen zu sitzen: "Ich würde schon schauen, was für ein Bus und was das für eine Lüftung ist", so Spahn. /tg/ff/jk

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