Das Pilotprojekt der Tui, der Landesregierung und der Hotelkette Riu hat den Mallorca-Urlaub trotz aller Einschränkungen wieder möglich erscheinen lassen. Und so schickte die Tui über das erste Juli-Wochenende gleich noch einmal weitere rund 10.000 Pauschalurlauber auf die Insel, wie der Sprecher Aage Dünhaupt schätzte. Das ist zwar nicht vergleichbar mit anderen Jahren, aber immerhin ein Anfang.

Die aktuellen Daten machen denn auch „Hoffnung", wie María José Aguiló, die Vizepräsidentin der Hoteliersvereinigung FEHM, der MZ sagt. „Wir rechnen damit, dass im Lauf des Monats Juli an die 270 Mitgliedshotels öffnen." Das ist immerhin knapp ein Drittel. Umgekehrt heißt das aber auch, dass ein Großteil der Häuser noch geschlossen hat und vielleicht gar nicht mehr öffnet in diesem Sommer. Deshalb dürfte es noch häufiger zu Episoden wie in der vergangenen Woche kommen, als mehrere Urlaubergruppen an der Playa de Palma vor einem verschlossenen Hotel standen. Die Touristen hatten im Hotel Amazonas in Arenal gebucht.

In ihrer Verzweiflung riefen drei niederländische Urlauberinnen die Polizei zu ­Hilfe. Die Hoteliersvereinigung an der Playa de Palma versuchte herauszufinden, was geschehen sein könnte. Wie die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" erfuhr, war die Belegung des Hotels komplett über das Zimmervermittlungsunternehmen Hotelbeds abgewickelt worden, das zwischen Reiseagenturen und Hotels vermittelt. Die Verantwortung dafür, dass die Urlauber nicht über den Wechsel der Unterkunft verständigt worden seien, weist das Unternehmen von sich: „Als Business-to-Business-Unternehmen verkaufen wir nicht an den Endkunden." Die Information der Urlauber liege in der Verantwortung der Agenturen.

Hotels ändern täglich ihren Eröffnungstermin

So schiebt man sich den Schwarzen Peter hin und her, aber selbst wenn Urlauber direkt beim Hotel buchen wollen, bekommen sie häufig keine verbindlichen Auskünfte. So ging es Rebecca M. aus Hamburg, die für Juli in einem Hotel an der Ostküste buchen wollte. Zunächst bekam sie die Ansage, das Hotel öffne zum 10. Juli, aber noch am ­selben Tag hieß es dann vom Hotel­direktor, dass das Haus doch nicht aufmacht. Anrufe bei der Buchungshotline brachten ebenso wenig Klarheit. Erst vergangene Woche kam dann die Nachricht, dass das Hotel diese ­Saison geschlossen bleibt.

Wobei es für die Hoteliers tatsächlich zurzeit nicht einfach ist, zu wissen, wann und ob sie denn nun ihre Pforten öffnen sollen. Ab welcher Belegung lohnt es sich? „Da muss ständig gerechnet werden", sagt María José Aguiló von der FEHM. Jedes Hotel habe unterschiedliche Eigenheiten, deshalb könne man kein allgemein gültiges Minimum an Auslastung formulieren. Bei 15 bis 20 Prozent Auslastung lohne sich eine Öffnung jedenfalls nicht, ergänzt der Inhaber eines familiengeführten Hauses. „Da kann es dann vorkommen, dass dreimal so viel Personal wie Urlauber da sind", sagt der Hotelier. Gerade die kleineren Betriebe, die nicht zu einer Kette gehören, kommen in dieser Situation schnell an ihre wirtschaftlichen Grenzen.

Buchungen sagen wenig aus

Aber auch größere Ketten leiden unter der weitverbreiteten Unsicherheit, wie Toni Horrach, Inhaber der Kette HM Hotels mit 13 Häusern auf Mallorca, der MZ sagt. HM hat inzwischen drei Hotels an der Playa de Palma geöffnet und ein weiteres in ­Palma. In den kommenden Tagen kommen drei weitere Häuser quer über die ­Insel verteilt dazu, sodass dann immerhin gut die Hälfte der HM Hotels in Betrieb gegangen sein wird.

Aber ein Risiko bleibt - und es wird ­größer, je mehr Häuser Horrach öffnet: Selbst eine eingegangene Buchung verspricht keine Sicherheit. „Wir haben sehr damit zu kämpfen, dass die Buchungen zwar im ­System sind, aber die Urlauber dann im letzten Moment die Reise ab­sagen", sagt Horrach. Und dann sieht das Hotel auch kein Geld, denn im Zuge der ­Corona-Pandemie wurden die Stornierungsbedingungen deutlich zugunsten der Kunden nachgebessert. In den meisten Hotels können die Urlauber bis wenige Tage vor Reise­antritt kostenlos stornieren. Und bei einem Veranstalter geht das meist gar bis zu 24 Stunden vor Anreise.

Um zumindest ein weiteres Instrument bei der Kalkulation der möglichen Nachfrage zur Verfügung zu haben, setzen manche Ketten darauf, die Suchanfragen bei Google auszuwerten, um so Rückschlüsse auf spätere Buchungen ziehen zu können. „Das ist allerdings sehr unzuverlässig, weil man eben nicht weiß, wer dann wirklich bucht", sagt María José Aguiló. Außerdem sei es eine enorme Ressourcenverschwendung, wenn jedes Unternehmen hier einzeln vorgehe. Die FEHM fordert deshalb schon seit Längerem eine konzertierte Big-Data-Offensive auf den Inseln. Doch erst jetzt sei auch beim Inselrat die Rede davon. „Als Folge der Pandemie. Es wird also nicht agiert, sondern reagiert. Aber wir sind ja froh, dass sich überhaupt etwas tut", sagt María José Aguiló.