Nach den mit der Pandemie nicht vereinbaren Bildern aus der Bierstraße an der Playa de Palma und der Schließung der örtlichen Lokale wächst nun die Kritik der Wirte und Hoteliers des wichtigstens Urlaubsgebietes auf Mallorca an der Polizei. Man könne in einer solchen Situation die Wirte nicht alleine lassen, so der Tenor. Als am vergangenen Freitagabend (10.7.) Hunderte von Menschen in der Bierstraße ohne Abstand und teilweise ohne Maske feierten, ließ sich die Ortspolizei stundenlang dort nicht blicken, die Wirte wurden von den Partyurlaubern förmlich überrannt.

"Wir sagen jetzt: Es reicht. Die Playa de Palma sind nicht nur diese 100 Meter, die auf allen Fotos zu sehen sind. Es sind fünf Kilometer Strand, an dem viele Menschen leben und arbeiten. Warum kann man diese 100 Meter nicht kontrollieren?", fragte eine angriffslustige Isabel Vidal, die Präsidentin der Hoteliersvereinigung der Playa de Palma, bei einer Pressekonferenz am Freitag (17.7.).

Die Bilder, die inzwischen um die Welt gegangen sind, seien darauf zurückzuführen, dass in der Gegend ein großer Mangel an Einsatzkräften herrsche. Laut Vidal schicke die Stadt Palma zu wenige Beamte an den Strandabschnitt. Dazu komme, dass die Nationalpolizei ihren Sitz an der Playa de Palma erst am Mittwoch (15.7.) wieder für die Sommersaison in Betrieb genommen habe.

Schließung nicht der richtige Weg

Isabel Vidal sprach sich im Beisein ihres Stellvertreters José Antonio Fernández de Alarcón dafür aus, weiter daran zu arbeiten, das Tourismusmodell an der Playa de Palma zu ändern, vor allem nahm sie Bezug auf den Sauftourismus. Die Schließung einer Straße sei allerdings nicht der Weg, um die Exzesse zu stoppen. "Dann gehen die Urlauber halt an den Strand, an die Promenade oder wohin auch immer." Ohne Polizeikontrollen werde sich nichts ändern. Im Gegenteil: Es werde mehr unkontrollierte Trinkgelage geben.

Auch andere Unternehmer an der Playa de Palma kritisieren die fehlende Polizeipräsenz in der Gegend. Gerry Arnsteiner, der Verantwortliche des "Megapark" stört sich vor allem daran, dass zunächst vor allem die Wirte für die außer Kontrolle geratene Situation in der Bierstraße verantwortlich gemacht wurden. "Die Probleme gab es im öffentlichen Raum, und das ist Sache der Polizei", sagt Arnsteiner der MZ. "Für Ordnung und Sicherheit sind hier die Behörden zuständig, da kann man nicht die Unternehmer bluten lassen." Jeder Wirt und Gastronom habe die Verantwortung in seinem Etablissement, und die sei in der Bierstraße auch wahrgenommen worden, sagt Arnsteiner.

Wo ist die Polizei nach dem Lockdown verschwunden?

Er verstehe nicht, dass die Polizei nach Monaten strengster Kontrollen im Lockdown nun plötzlich wieder verschwunden sei. "Wochenlang hatte die Polizei die gesamte Bevölkerung eines Landes unter Kontrolle." Und jetzt klappe das nicht einmal mehr in einer Straße an der Playa de Palma.

Ähnlich beurteilt die Sache auch Juan Miguel Ferrer, der Initiatior der Qualitätsoffensive Palma Beach. Zwar sieht er sich als Vertreter eines anderen Tourismusmodells, aber auch er sagt: "Wir finden es nicht gut, wenn Lokale schließen müssen. Alle Beteiligten sollten sich mal ein wenig entspannen." Um die Bevölkerung nicht mit derartigen Bildern von der Playa de Palma zu alarmieren, müssten strengere Polizeikontrollen her. "Es ist dieses Jahr eben einfach nicht die Zeit für ausgelassenes Feiern", sagt Ferrer der MZ.

Bei der Stadt Palma scheint man inzwischen zu reagieren. Am Donnerstag (16.7.), so schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland, sei viel Polizei an der Playa de Palma unterwegs gewesen. Fast mehr als Urlauber.