Manche Bewohner des Einwandererviertels Pere Garau im Osten von Palma de Mallorca sehen die Entwicklung mit Sorge im Hinblick auf die Wohnungspreise: Am umgangssprachlich Plaza de las Columnas genannten Platz Plaça Francesc Garcia i Orell hat Mitte Juli das erste Vier-Sterne-Hotel des Stadtteils seine Pforten geöffnet. Die Unterkunft mit dem Namen "Nou Baleares" entstand in einem mehrstöckigen Gebäude direkt am Platz, in dem zuvor das Hostal Baleares untergebracht war, das seit einigen Jahren geschlossen war.

Die Geschichte des Gebäudes begann im Jahr 1927, als die Familie Guasp Quetglas das Haus errichten ließ. Im Untergeschoss betrieb die Familie in den Jahren darauf eine Fabrik für Hydraulik-Fliesen mit dem Namen Can Boira. Im Obergeschoss lebten die Eigentümer. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten sind heute im Hotel Reste des früheren Bodens und andere Originalteile des Gebäudes zu sehen.

Die Betreiber des heutigen Hotels haben bewusst die Vergangenheit des Gebäudes in das Konzept miteingebaut. So heißt die Bar, die am Vordereingang des Hauses eingerichtet wurde, Boira - mit Bezug auf den Namen der Fliesenfabrik. Die Fliesen, die im Obergeschoss noch zu retten waren, baute man dort behutsam aus. Nun zieren sie den Bereich der Bar. Weitere historische Bestandteile wie Holzbalken, Marés-Wände oder Eisengitter wurden ebenfalls aufgehübscht und beibehalten.

Der für die Restaurierung zuständige Architekt Nacho Salas erklärte dem "Diario de Mallorca", dass man bei der Wiederherstellung des Gebäudes noch deutlich rigoroser vorgegangen sei als das eigentlich der Denkmalschutzkatalog erforderte. Die Denkmalschutzorganisation ARCA hatte vor ein paar Jahren erreicht, dass das Haus unter Schutz gestellt wurde. Andernfalls hätte das Gebäude abgerissen werden müssen.

Eine Hoteleröffnung in Zeiten von Covid-19 ist nicht gerade einfach. Aber die Betreiber des "Nou Baleares" sind zuversichtlich. Direktor Yan Garayalde erklärte, dass für die 45 Zimmer für August bereits 25 Reservierungen eingegangen sind. Die Betreiber schielen neben den klassischen Märkten auf der Insel vor allem auch auf China. Die hohe Zahl an chinesischen Einwanderern in Pere Garau könnte hier ein Schlüssel sein. Ansonsten konzentriert sich das Hotel auf Urlauber, die die Nähe zur Innenstadt schätzen, sowie auf Geschäftsreisende. /jk