Seit die diplomatischen Bemühungen der spanischen Regierung, Mallorca und die übrigen Inseln mit wenig Corona-Fällen von der britischen Pflichtquarantäne für rückkehrende Spanien-Urlauber auszunehmen, fehlgeschlagen sind und die britische Regierung von Reisen abriet, geht eine regelrechte Lawine an Stornierungen für Urlaub auf den Balearen ein. Die Präsidentin der mallorquinischen Hoteliersvereinigung FEHM, Maria Frontera, sagte in einer Stellungnahme am Dienstagnachmittag: "Wir stehen am Abgrund. Und wir fallen gerade." Die wirtschaftlichen Schäden seien "riesig".

"Nach unserer Auffassung behindert und erschwert diese neue Ankündigung der britischen Regierung die Situation auf den Balearen noch mehr, die schon durch die Quarantänepflicht in Mitleidenschaft gezogen wurde", sagte Frontera. Es gebe zahlreiche Flugstornierungen, so habe Tui UK bereits die Flüge zwischen Dienstag (28.7.) und Freitag abgesagt.

Frontera rief die spanische Regierung auf, weiter mit der britischen Seite zu verhandeln und die positive Entwicklung der Pandemie auf den Balearen in den Vordergrund zu stellen. Auch solle die Zentralregierung die Kontrollen auf den Flughäfen intensivieren.

Zuvor hatte bereits die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol in einem Radio-Interview erklärt, man werde trotzdem weiter für einen sicheren Luftkorridor kämpfen. Die Entscheidung Großbritanniens basiere nicht auf sanitären Kriterien. London habe seine Meinung innerhalb von 24 Stunden geändert.

Nach steigenden Ansteckungsraten in einzelnen Regionen des spanischen Festlands - insbesondere Aragón und Katalonien - hatte London verfügt, dass aus Spanien einreisende Passagiere bei ihrer Ankunft in Großbritannien zwei Wochen lang in Quarantäne gehen müssen. Für die spanische Reisebranche ist dies eine sehr schlechte Nachricht. Nicht nur, weil die Briten einen Großteil der Spanien-Urlauber ausmachen - spanienweit führen sie die Liste an, auf Mallorca stehen sie hinter den Deutschen auf Platz zwei -, sondern auch weil die Branche ein negatives Image fürchtet. Auch Norwegen besteht auf einer Quarantäne für Einreisende aus Spanien. Belgien und Frankreich differenzieren nach Regionen und raten von Reisen nach Katalonien und Aragón ab.

Auch das deutsche Auswärtige Amt hat am Dienstag (28.7.) seine Reisehinweise aktualisiert und rät nun von Reisen in die spanischen Regionen Katalonien, Aragón und Navarra ab. Alle anderen Regionen, darunter Mallorca und die anderen Balearen-Inseln, sind von dem Reisehinweis ausgenommen. Urlauber können bei einem Reisehinweis allerdings noch nicht kostenlos stornieren. Das geht erst bei einer Reisewarnung, die allerdings derzeit nicht in Sicht ist. Auch werden die drei Regionen vom Auswärtigen Amt nicht zu den Risikogebieten erklärt.

Großbritannien weigert sich, das Land bei den Reiseempfehlungen in verschiedenen Regionen aufzuteilen. Das britische Außenministerium aktualisierte am Montag den Eintrag für Spanien aufgrund "des Anstiegs der Covid-19-Fälle in mehreren Regionen" und "insbesondere in Saragossa, Pamplona und Barcelona". Allerdings fordert das Ministerium nicht dazu auf, einen aktuellen Aufenthalt in Spanien frühzeitig abzubrechen. Man solle sich an die Empfehlungen der lokalen Behörden und sich zusätzlich bei Airlines und Reiseveranstaltern auf dem Laufenden halten.

Dass die Nervosität unter den Beteiligten wächst, zeigt auch ein Disput zwischen dem spanischen Covid-Krisenkoordinator Fernando Simón und Meliá-Chef Gabriel Escarrer. Simón hatte die Quarantäne-Regelung der Briten mit den Worten kommentiert:"Wir begrüßen diese Entscheidung, es ist ein Risiko weniger." Escarrer schoss auf Twitter gegen Simón unter dem Hashtag "SalvarAlTurismo" (den Tourismus retten): "Statt sich über diesen enormen Schaden zu freuen, der der Tourismusbranche und seinen 3 Millionen Angestellten zugefügt wird, könnte unser Sprecher auch wissenschaftliche Daten angesichts dieser ungerechten Entscheidung anführen."

Die spanische Tourismusministerin Marato und die Balearen-Präsidentin Francina Armengol hatten bis zuletzt versucht, das Unheil zumindest teilweise abzuwenden und die Balearen-Inseln und die Kanaren als sichere Reiseziele von den Maßnahmen auszuschließen. Dabei argumentierten sie auch damit, dass auf den spanischen Inseln die Ansteckungsrate deutlich unter der Ansteckungsrate in Großbritannien liegt. Gesundheitlich gesehen sei es für die Briten "sicherer, sich hier aufzuhalten", erklärte auch Spaniens Premier Pedro Sánchez, der die allgemeine Reisewarnung für Spanien als "übertriebene" Maßnahme kritisierte. /tg/jk

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