Sicher, es ist warm an diesem Montagnachmittag (20.7.) in Palmas Innenstadt. Und sicher, die Maskenpflicht schreckt vielleicht auch den ein oder anderen davon ab, bei 30 Grad shoppen zu gehen. Aber das Bild, das sich in den Haupteinkaufsstraßen der Stadt bietet, ist dennoch erschreckend trist. Zwar schlendern einige Menschen - fast ausschließlich deutsche Urlauber - durch den Carrer Colom, den Carrer Jaume II und am Paseo del Borne entlang. Aber die Geschäfte sind praktisch leer - und das trotz der eingeläuteten Rabattschlacht des Sommerschlussverkaufs.

Die meisten Läden haben inzwischen zumindest wieder ein paar Stunden am Tag geöffnet. Aber viele könnten nach Einschätzung ihrer Betreiber ihre Rollläden eigentlich gleich unten lassen. „Es gibt halbwegs gute Tage, schlechte Tage und sehr schlechte Tage", sagt Malen Julve, die mit ihren beiden Schwestern die Filialen der Boutique Mamapé besitzt. Ihre Angestellten haben die Inhaberinnen in Kurzarbeit (ERTE) geschickt. Die meisten Filialen seien weiterhin zu, vor allem in Urlaubsgebieten wie Peguera. „Da lohnt es sich zurzeit wirklich nicht. Aber selbst in Palma hatten wir Tage ohne einen einzigen Verkauf", erzählt Julve. Ihre gute Laune aber hat sie trotzdem nicht verloren: „Das kommende Jahr wird verglichen mit 2020 auf jeden Fall bombastisch!"

Weglächeln kann der Inhaber eines anderen Modeladens nahe des Paseo del Borne die Krise nicht. Er will anonym bleiben und schätzt, dass in der Gegend im Winter rund 30 Prozent der Läden aufgeben könnten. „Ich habe mit einigen Ladenbetreibern hier gesprochen. Und vor allem diejenigen, die noch nicht so lange dabei sind, haben richtig Angst vor dem Winter", sagt er. Ende September werde sich alles schlagartig ändern. Jetzt scheine die Sonne, ein paar Urlauber seien ja da.

Indes: Das Ladensterben hat jetzt bereits eingesetzt. Nach einer Studie des Einzelhandelsverbandes Pimeco, die am Montag vorgestellt wurde, haben nach dem Ende des Alarmzustandes allein in der Altstadt von Palma 83 Geschäfte ihre Rollläden nicht mehr hochgeschoben. Viele davon, so die Studie, konnten sich eine längere Zeit ohne oder mit nur wenigen Einnahmen nicht leisten. Zwar habe es in manchen Fällen Mietnachlässe gegeben, so Pimeco-Sprecher Toni Fuster gegenüber der MZ. „Aber das war nicht die Regel, und wenn, dann war der Zeitraum der Mietstundung zu kurz für die Läden." Die Lage im Einzelhandel sei „schlechter als normalerweise im Winter", sagt Fuster.

Zum Ausbleiben der Urlauber komme eine extreme Zurückhaltung der einheimischen Bevölkerung, was den privaten Konsum angeht - erklärbar auch mit den rund 150.000 von Kurzarbeit betroffenen Angestellten auf der Insel. Und für die zahlreichen auf wohlhabende Ausländer spezialisierten Geschäfte rund um den Paseo del Borne lohnte sich das Öffnen nicht, solange diese nicht nach Mallorca reisen durften. „Außerdem haben viele Leute weiterhin Angst, unter Menschen zu gehen", sagt Fuster.

Auch die Initiative Palma XXI hat eine Studie in Auftrag gegeben, sie untersuchte die Lage im Gebiet zwischen der Plaça d'Espanya und der Kathedrale. Zum Zeitpunkt der Studie Anfang Juni waren hier von 159 Geschäften noch 82 geschlossen. Kein Wunder, schließlich sind in der Altstadt inzwischen vor allem Souvenirshops, Eisdielen und Bars beheimatet, die zum Großteil von Urlaubern frequentiert werden. Lebensmittelgeschäfte gibt es in der Altstadt inzwischen nur noch ganz vereinzelt, obwohl diese vor allem während des Lockdowns die einzigen waren, die die Bevölkerung wirklich benötigte.

Antoni Riera, Wirtschaftswissenschaftler und Gründer der Stiftung Fundación Impulsa, hat das Kaufverhalten der Menschen in den vergangenen Monaten analysiert. Demnach haben die Familien auf der Insel mit Beginn des Lockdowns am 14. März ihre Ausgaben für Konsumgüter, die nicht mit der Essensversorgung zusammenhängen, nahezu komplett eingestellt. Der private Konsum, so Riera in einer Schätzung, sei insgesamt um zehn Prozent zurückgegangen. Für die Insel-Wirtschaft ist ein solcher Einbruch deshalb auch so dramatisch, weil sie zu 60 Prozent durch den privaten Konsum der Haushalte gestützt wird. Deshalb wird mit einem Gesamtrückgang der Wirtschaft von bis zu 20 Prozent gerechnet.

Der Umsatzeinbruch trifft nicht alle Geschäfte gleichermaßen. Laut Pedro Mesquida, dem Sprecher des Einzelhandelsverbandes Afedeco, sind besonders Modeläden schwer in die Krise gestürzt. Trotz des Sommerschlussverkaufs betrage der aktuelle Umsatz gerade einmal 30 Prozent von dem eines sonst üblichen Julis. Und selbst bei den Lebensmitteln gehen seit ein paar Wochen die Verkäufe nach unten - auch hier spüre man deutlich die Abhängigkeit von den Urlaubern. Während im Inselinneren der Rückgang gerade einmal bei etwa 4 Prozent liegt, sind die Umsätze in Urlauber-Orten wie Cala d'Or oder Port de Pollença um 30 Prozent eingebrochen.