Viel Rot, viel Orange, etwas Gelb, ganz wenig Grün: Die Karte, mit der der spanische Wetterdienst Aemet in diesen Tagen vor dem Waldbrandrisiko auf Mallorca warnt, spricht eine eindeutige Sprache. Regenarme Sommerwochen und Spitzentemperaturen täglich weit über 30 Grad haben die Insel ausgedörrt. Doch auch wenn die Vegetation ausgetrocknet ist und leicht ein Opfer der Flammen werden kann - Wassermangel herrscht derzeit keiner, im Gegenteil. Alles im grünen Bereich ist auf der Karte des balearischen Wasserwirtschaftsamts. Sie weist die Pegelstände der Wasserreserven für die Inselregionen aus.

„Normalerweise hätten wir zu diesem Zeitpunkt des Jahres schon eine Frühwarnstufe", sagt Juana Maria Garau, Leiterin der Behörde, mit Verweis auf die neueste Karte, die den Zustand im Juli widerspiegelt. Lagen die Pegelstände im Vorjahresmonat auf den Balearen bei 51 Prozent, waren es im Juli dieses Jahres 67 Prozent. Ähnlich die Zahlen im Juni, da lag der Wert sogar bei 72 Prozent, im Gegensatz zum Vorjahreswert von 55. „Es ist schon lange her, dass wir in einem Juni so gut dastanden." Es sei nicht auszuschließen, dass man den Sommer ohne Warnstufe bewältige.

Sicher, es hat im Frühjahr öfters geregnet, auch die seit Jahren eingeleiteten Maßnahmen zum Wassersparen und der verstärkte Einsatz der Entsalzungsanlagen auch im Winter zeigen Erfolg. In erster Linie sei die Situation aber damit zu erklären, dass derzeit vergleichsweise wenig Wasser, so Garau. Die Urlauber sind als Wasserkonsumenten in den Hotels fast komplett ausgefallen. Nach dem zweimonatigen Shutdown wurden im Juni weniger als drei Prozent der sonst üblichen Gästezahl registriert - und auch im Juli blieben die Zahlen weit hinter den Marken der vergangenen Jahre zurück. In den Duschen der Zimmer, den Großküchen und den Hotelpools bleiben die Hähne zu. Wenn es doch noch zu einer Vorwarnstufe kommen sollte, dann noch am ehesten im Gebiet der Tramuntana oder auf Ibiza, so Garau.

Auch die beiden Stauseen Cúber und CúberGorg Blau in der Serra de Tramuntana, deren Wasser in die Leitungen des Stadtgebiets Palma fließt, sind vergleichsweise gut gefüllt. Betrugen die Pegelstände vor genau einem Jahr knapp 40 Prozent, sind es derzeit mehr als 65 Prozent. Die Stauseen liefern zwar im Schnitt nur ein Fünftel des in Palma benötigten Wassers, sind aber doch sichtbarer Gradmesser für den Zustand der Wasserreserven.

Der derzeit vergleichsweise niedrige Wasserverbrauch bringt allerdings einige Landwirte in Nöte, so etwa im Pla de Sant Jordi. Da viele Hotels an der Playa de Palma geschlossen sind, fällt auch weniger aufbereitetes Abwasser zum Bewässern der Felder ab - gerade jetzt, wo die Felder besonders trocken sind. In Gefahr sei die Ernte von 1.800 Hektar Alfalfa und Mais, beklagen die Bauernverbände. Ähnliche Probleme gibt es in der Gemeinde Son Servera an der Ostküste. Dort wird das gereinigte Abwasser etwa der Hotels von Cala Millor in einem 40.000 Kubikmeter fassenden Reservoir gespeichert, um es anschließend auf Äcker und Golfplätze zu leiten.

Derzeit sei die Situation für die Landwirtschaft noch nicht ernst, so Garau, einige Bauern könnten auch auf Brunnen ausweichen. Doch man müsse befürchten, dass sich die Probleme bei anhaltender Hitze verschärfen.