Das bekannte Hostal Corona in Palma de Mallorca steht zum Verkauf. Das bestätigte der Besitzer Cristóbal Navarro Amate am Dienstag (18.8.) der MZ. "Entweder ich verkaufe, oder ich kann mich erschießen. Hier wird alles den Bach runtergehen", sagte Navarro verbittert, nachdem er das Prachthotel mit der beliebten Terrasse 33 Jahre lang geführt hat. "Das Hostal ist mein Leben, das tut sehr weh", sagt er. Das vor allem bei Deutschen beliebte Hotel steht für rund 4 Millionen Euro in einem Immobilienportal zum Verkauf. Allerdings ist sich Navarro nicht sicher, ob er in der unsicheren Lage so schnell einen Abnehmer findet: "Im Moment will niemand etwas riskieren."

Das Hostal Corona hatte am 12. März aufgemacht, um nur drei Tage später aufgrund des Lockdowns wieder zu schließen. Die vier Gäte mussten abreisen. Seitdem sind die Türen zu. Manche Schaulustige kamen vorbei, um aufgrund des Namens - Hostal Corona und Coronavirus - ein symbolträchtiges Foto von dem geschlossenen Haus am Fuße des Schlossbergs des Castell Bellver zu machen. "Das ist zwar zum Lachen, aber die Situation ist ernst", sagte Navarro ein paar Tage später in einem Interview mit der MZ. Nun hat sich der Ernst der Lage bestätigt.

Berühmter Innenhof

Über Jahrzehnte trafen sich im Innenhof des Hotels im Stadtteil El Terreno nicht nur Hotelgäste aus den 14 Zimmern, sondern auch Bewohner Palmas, Kinder, Eltern und Großeltern, um auf der schattigen Terrasse unter den orangeroten Lampions aus Indien etwas zu trinken und zu plaudern. Manchmal traf man auch Künstler, Politiker und Musiker, zum Beispiel von The Cure. Michael Douglas trank hier einmal ein Bier mit seinem Anwalt, erzählt Navarro stolz. Dazu gesellen sich die Urlauber, unter ihnen viele Stammgäste. Seit eine deutsche Journalistin das Hostel einst in ihrem Reiseführer erwähnte, seien es "immer und immer mehr Deutsche" geworden. Auch viele Besucher aus Frankreich sind dem Charme der weltoffenen Pension erlegen.

Kulturerbe der Stadt

Kein Wunder: Das Jugendstil-Gebäude, 1910 erbaut von Gaspar Bennàssar, ist von außen wie von innen eine Perle. Rottöne, dunkles Holz, bunte Glasfenster, Mosaikverzierungen an den Wänden und dazu eine Fülle von Kunstwerken, die in den Räumen präsentiert werden, prägen den besonderen Stil des Hauses. Der architektonische Reiz trifft auf viel Grün: Ein prächtiger Gummibaum und eine große Palme flankieren das Hostel und schaffen einen fließenden Übergang in den Garten.

Man kann sich lebhaft vorstellen, dass dies in früheren Zeiten die Sommerfrische einer einflussreichen Familie war. Seit 1952 ist das Gebäude ein Hostel, seit 1987 betreibt es Cristóbal Navarro. Er übernahm den Namen Corona, der wohl der Assoziationskette Castillo de Bellver = König = Krone zu verdanken sei.

Dass im Corona-Garten zwischen Buddha-Statue und Rattansesseln weniger ein royales Ambiente, sondern vielmehr ein gewisses Hippie-Flair zu spüren ist, kommentiert Navarro mit den Worten: „Ich bin 63, was glauben Sie denn?" Man glaubt, einen Freigeist vor sich zu haben, der selbst in turbulenten Tagen wie diesen Ruhe bewahrt - und aus dem Ort, mit dem er so verbunden ist, Kraft und Gelassenheit schöpft.

„Die Magie dieses Hostels begann damit, dass die befreundeten Nachbarn während der Renovierungsarbeiten mit uns im Garten saßen", erzählt Navarro. Plötzlich habe einer von ihnen gefragt: Warum machen wir nicht eine Ausstellung? Denn alle Beteiligten - Nachbarn und Familie - malten oder fertigten Skulpturen an. „Die Schau war ein Riesenerfolg", sagt Navarro. Seitdem ist die Kunst ein fester Bestandteil des Hostels. Die wohl extravaganteste Vernissage fand bei einer Ausstellung des mallorquinischen Künstlers Juan Segura statt. Passend zu dessen Tier-Motiven holte Navarro zwei echte Elefanten auf die Terrasse -ausgeliehen von einem in Palma gastierenden Zirkus.

Ein besonderes Erlebnis, das sich jedes Jahr im Hostal Corona wiederholte, war die legendäre Halloween-Party. „Bei der größten hatten wir drei Bars geöffnet. Alles war voll, die Leute saßen sogar draußen auf der Straße", erinnert sich Navarro. Und trotz Corona hofft der Hostel-Besitzer, dass die Party dieses Jahr wieder stattfindet und sich die Situation bald normalisiert.

Die vergangenen Wochen verbrachte er die Tage im Hostal zusammen mit Freundin, Sohn und Enkelin. Viel gibt es nicht zu tun: ein Gang zur Bank, Hausverwaltung, Einkauf. Streichen, umdekorieren, sich um die Pflanzen kümmern. Feinschliff. Das Wesentliche sei schon erledigt. „Nachdem wir diesen Winter Geld investiert haben, um zu renovieren, haben wir jetzt das totale Chaos. Wir warten, was passiert", sagte Navarro der MZ im März. Nun wartet er auf einen interessierten Investor. /tg