Das balearische Gesundheitsministerium hat für den Großraum Son Gotleu in Palma de Mallorca ab Freitag (11.9.) einen lokalen Lockdown angeordnet. Die Bewohner dürfen zwar ihre Wohnungen verlassen, ihr Viertel aber nur unter strengen Auflagen. Diese sollen zwei Wochen lang gelten (alle Details).

Mallorca-Urlauber dürften von dem Viertel bislang noch nichts gehört haben, geschweige denn, es besucht haben. Es befindet sich im östlichen Teil von Palma, fern aller Sehenswürdigkeiten, zwischen den Ausfallstraßen Carrer Manacor und Carrer Aragó - nicht unweit der Redaktion der Mallorca Zeitung - und grenzt an die Ringautobahn von Palma de Mallorca.

Wenn immer wieder von beengten und ärmlichen Wohnverhältnissen die Rede ist, in denen sich Corona gut ausbreiten kann, dann erfüllt Son Gotleu alle Kriterien. Das frühere Arbeiterviertel in Palma hat im Spannungsfeld zwischen Zuwanderung, Wirtschaftskrise, Drogen und Clankriminalität einen beispiellosen Niedergang hinter sich.

Nicht alles ist Elend in dem Viertel, und die Bewohner wehren sich zu Recht, über einen Kamm geschert zu werden. Aber die vielen heruntergekommenen Wohnblocks aus den 60er-Jahren zeugen von der massiven Vernachlässigung und der sozialen Not. Und dass es vor vier Jahren mit einem Antrag auf knapp sechs Millionen Euro aus dem EU-Regionalfonds nicht geklappt hat, mit dem die vielschichtigen Probleme angegangen werden sollten, macht die Sache nicht einfacher.

Zwar leben hier noch immer einige alteingesessene Festlandspanier, die vor Jahrzehnten wegen eines Jobs auf die Insel kamen. Einen großen Teil der Bevölkerung machen inzwischen aber Einwanderer aus Afrika und Lateinamerika aus. Das Viertel hat einen Ausländeranteil von 37 Prozent - der Insel-Durchschnitt liegt bei 17 Prozent. Auch viele gitanos, wie die Roma in Spanien heißen, leben in Son Gotleu. Straßenschlachten zwischen den Angehörigen der Ethnien und Drogenrazzien sorgten immer wieder für Schlagzeilen.

Im Zuge der Wirtschaftskrise und der geplatzten Immobilienblase machten sich in vielen leer stehenden Wohnungen Hausbesetzer breit. Müll im Innenhof, beschädigte Türen, aufgebrochene Briefkästen - wer hier wohnt, findet woanders keinen Ort zum Leben. Die Linksregierung in Palmas Rathaus hat zwar versprochen, sich des Viertels anzunehmen - Bürgermeister Hila lebte als Student selbst einige Jahre in Son Gotleu -, spürbare Veränderungen lassen aber auf sich warten.

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