Verbraucher greifen in Zeiten der Pandemie schneller zu Einwegprodukten und verpackten Artikeln. Was nur einmal angefasst und dann weggeworfen wird, fühlt sich sicherer an. „In Restaurants und ­Hotels hat der Verbrauch von Zuckertütchen, in Plastik verpacktem Besteck und anderen Wegwerfartikeln zugenommen", sagt Joan Adrover von der Umweltschutzgruppe Terraferida, der den Trend mit Sorge beobachtet - zumal sich auf Mallorca in den vergangenen Jahren in Sachen Umweltbewusstsein und Plastikvermeidung endlich etwas getan hatte.

Doch während sich der Corona-bedingte Plastikkonsum in Deutschland, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" berichtet, in den vergangenen Monaten deutlich in den Müllstatistiken widerspiegelt, ist es auf Mallorca nicht möglich, den Trend anhand der Abfallwerte zu erkennen. „Dadurch, dass der Tourismus in diesem Jahr so heruntergefahren ist, verzeichnen wir derzeit insgesamt viel ­weniger Abfälle als normalerweise um diese Jahreszeit", so Joan Mateu Barceló, Sprecher des Unternehmens Tirme, das die Müllverbrennungsanlage Son Reus in Palma betreibt. Dennoch sei erkennbar, dass die Menge an ­Plastikabfällen deutlich weniger stark gesunken sei als die des Restmülls.

Das bestätigt auch Aina Llauger, Sprecherin von Palmas Stadtwerken Emaya. „Auch Einweghandschuhe, die in der Nähe von Supermärkten auf dem Boden liegen, oder Masken sorgen nach wie vor für Probleme, wenn auch nicht mehr so gravierend wie noch im März oder April, als die Handschuhe beim Einkauf Pflicht waren", so Llauger.

In der Abteilung für Abfallwirtschaft und Umwelterziehung im balearischen Umwelt-ministerium, wo man noch vor zwei Jahren stolz von einem „neuen Bewusstsein für Mehrwegkonsum" in der mallorquinischen Gesellschaft gesprochen und für ­Anfang 2020 ein Einwegplastikverbot geplant hatte, das rechtlich letztlich nicht umsetzbar war, will man die Hoffnung nicht ­auf­geben, dass es sich bei dem derzeitigen Konsumverhalten nur um einen temporären Trend halten könnte, der sich nicht langfristig etabliert. Zumal auf der anderen Seite viele auch vermehrt zu ökologischen Produkten von der Insel greifen. „Wir gehen fest davon aus, dass an dem EU-weiten Plastikverbot im kommenden Jahr ­festgehalten wird und unterstützen dies auch angesichts der sanitären ­Krise", so Ministeriumssprecher Jaume Vinyas. Zumal Mehrwegprodukte in Corona-Zeiten unbedenklich seien.

Das betont auch Leticia Serramalera von der Umweltschutzstiftung Save The Med. „Die Industrie nutzt die Situation aus, um Einwegprodukte wieder unter die Leute zu bringen, dabei gibt es keine Hinweise darauf, dass diese sicherer sind. Und auch rechtlich gibt es keine Regelungen, die den Gebrauch von Einwegprodukten aus Hygienegründen vorschreiben." Letztlich liege die Entscheidung allein beim Konsumenten.