Es kommt wieder einmal Bewegung in den Fall Cursach auf Mallorca: Am Dienstag (15.9.) hat die sogenannte Madame, eine der Hauptzeuginnen des Mammut-Prozesses, vor Gericht falsche Beschuldigungen eingeräumt. Per Videokonferenz erklärte sie vom spanischen Festland aus, dass sie auf Anweisung des Richters Manuel Penalva, des Staatsanwalts Miguel Ángel Subirán und mehrerer Mitglieder der Einheit zur Bekämpfung von Geldwäsche zahlreiche Polizisten fälschlich beschuldigt habe. Penalva und Subirán hätten ihr im Gegenzug eine Vorzugsbehandlung bei zahlreichen Verfahren zugesichert, die gegen die Madame anhängig sind.

Zwei Stunden lang sagte die Madame vor dem Obersten Gerichtshof der Balearen aus und nahm die Anschuldigungen gegen mehrere Polizisten zurück, die sie in der Vergangenheit beschuldigt hatte, sexuelle Dienste in ihrem Bordell in Anspruch genommen zu haben im Gegenzug für eine Vorzugsbehandlung von Bartolomé Cursach. Zumindest ein Teil der Anschuldigungen sei falsch, erklärte die Madame am Dienstag. Sie habe sich regelmäßig mit Penalva und Subirán getroffen, um Instruktionen entgegenzunehmen, wie sie auszusagen habe und wen sie zu beschuldigen habe.

Unterdessen haben wenige Stunden zuvor sechs Richter des Oberlandesgerichts von Palma schriftlich darum gebeten, nicht mehr weiter im Fall Cursach urteilen zu müssen, da sie nicht mehr unbefangen seien. Die Richter, fünf Frauen und ein Mann, hätten im Hauptverfahren zum Zuge kommen sollen. Sie erklärten nun aber, gemeinsam bereits 158 Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Fall getroffen zu haben, wodurch ihre Neutralität nicht mehr gewährleisten sei. Darüber hinaus sei die gesamte Anklage ein "Kauderwelsch", der ganze Fall besitze ein "bisher nie dagewesenes" Ausmaß und sei nur noch schwer zu überblicken.

Cursach ist in diesem Gerichtsverfahren wegen mehrerer schwerer Straftaten angeklagt. In illegaler Zusammenarbeit mit hohen Vertretern der Polizei sowie Mitarbeitern der Behörden soll Cursach ein Monopol im Business des Nachtlebens rund um die Bucht von Palma aufgebaut haben. Die Staatsanwaltschaft fordert achteinhalb Jahre Gefängnis. Nach einer Razzia im Megapark im Februar 2017 war Cursach festgenommen und in Untersuchungshaft eingeliefert worden. Seit 2018 ist er auf freiem Fuß. Mehreren Richtern und Ermittlern, die mit dem Fall beauftragt waren, wurde der Korruptionsfall aus unterschiedlichen Gründen wieder entzogen. Auch weil der Fall in mehrere Teilverfahren aufgegliedert wurde, gab es zwischenzeitlich keinerlei Auflagen oder Reisebeschränkungen für den Hauptbschuldigten. /jk/tg