Eine zum Teil deutschsprachige Initiative hat für Samstag (19.9.) eine weitere Demonstration in Palma de Mallorca angekündigt, auf der gegen die geltenden Corona-Restriktionen protestiert werden soll. "Wir stellen den Umgang mit Krankheiten und Tod in diesen Zeiten generell in Frage und stehen dafür ein, dass nichts auf dieser Welt den Verlust von Freiheit und Selbstbestimmung aufwiegt. Auch nicht der Tod", hieß es am Freitag in einer E-Mail der Initiatoren, die als Organisation "Quo vadis" firmieren und ein "sofortiges Ende der Maßnahmen weltweit" fordern.

Gegründet hat „Quo Vadis" der Schweizer Gastronom Lukas Grüter. Er gehörte bereits zu den Veranstaltern einer ersten größeren Kundgebung gegen die Corona-Politik der Balearen-Regierung am 29. August. 300 bis 400 Personen nahmen daran teil. Grüter war der Hauptredner und hatte unter anderem von einer "Fake-Pandemie" gesprochen: "Das Virus wurde missbraucht, um etwas ganz anderes zu tun. Nämlich um unsere Wirtschaft zu zerstören, uns alle zu entmündigen und einen Prozess zu initiieren, der uns in eine neue totalitäre Weltordnung führen soll."

Der Playa-Wirt, der sich selbst als „Hobbyverschwörungstheoretiker und Systemkritiker" bezeichnet, will auch an diesem Samstag wieder zum Mikrofon greifen. Zu den angekündigten Rednern gehört auch der deutsche Unternehmer Helmut Clemens (Restaurantkette Es Rebost). Im Gespräch mit der MZ distanziert er sich schon im Vorfeld von etwaigen "Corona-Leugnern" unter den Demonstranten. Sollte es bei der Kundgebung darauf hinauslaufen, Verschwörungstheorien zu verbreiten, werde er gar nicht erst das Wort ergreifen, so Clemens, der auch Vizepräsident des Gastronomen-Verbandes Restauración-PIMEM ist. Ihm gehe es vor allem darum, gegen die von der Landesregierung auferlegten Restriktionen im Geschäftsleben zu protestieren.

Der Initiatior Lukas Grüter sieht die Kundgebungen in Palma - neben der vom 29. August hat es auch noch weitere gegeben - als Teil einer globalen Bewegung. In dem Aufruf finden sich viele sprachliche und gedankliche Parallelen zu den Thesen des Leipziger Anwalts Ralf Ludwig, der regelmäßig zwischen Deutschland und Mallorca und in der ersten Phase der Pandemie in der Initiative „Widerstand 2020" aktiv war. Ludwig bestätigte der MZ, dass er „im Hintergrund" der Bewegung auf Mallorca mitgewirkt und diverse Teilnehmer „vernetzt" habe.

Die Kundgebung soll um 17 Uhr an der Marina in Portixol beginnen und um 19 Uhr an der Kathedrale enden. Man trete ein für das "Ende sämtlicher wirtschaftszerstörender Maßnahmen" sowie das Recht, das Risiko für sich selber einzuschätzen. "Wir sind erwachsene mündige Menschen." Restriktionen dürfe es nur im Fall "bewusster, böswilliger Gefährdung anderer" geben. Im Todesfall müsse das Recht auf einen würdigen Tod im Kreise der geliebten Menschen gewahrt bleiben, "und sicher nicht isoliert". Die Presse müsse ihre "Angststrategie" einstellen, investigativ recherchieren statt Propaganda zu verbreiten und mithelfen, die Krise konstruktiv zu bewältigen.

Auf den Balearen wurden seit Ausbruch der Pandemie 277 Todesfälle (Stand: 18.9.) auf die Viruserkrankung zurückgeführt, 56 davon werden der zweiten Welle zugeschrieben. Die Zahl der Intensivpatienten auf den Inseln liegt derzeit nach Angaben der Landesregierung stabil bei 63 (aktuelle Zahlen). Zuletzt hatte die Landesregierung einen lokalen Lockdown für Bereiche im Gesundheitsdistrikt Arquitecte Bennàssar in Palma beschlossen, der am Freitagabend in Kraft tritt.

Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Folge der Corona-Krise wird von der Balearen-Regierung allein im zweiten Quartal auf 40,5 Prozent geschätzt - doppelt so hoch wie im spanischen Durchschnitt. /ck/ff

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