Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats haben sich auf Mallorca vor allem deutschsprachige Insel-Residenten versammelt, um gegen die Corona-Auflagen der deutschen, spanischen und balearischen Regierung zu protestieren. Die Teilnehmer hatten sich um 17 Uhr oberhalb des Assaona Beach Club in Portixol versammelt und zogen gemeinsam zum Platz vor der Kathedrale. Gut 200 Teilnehmer, darunter nur wenige Spanier, verweilten dort mehr als zwei Stunden, der allergrößte Teil ohne Masken und ohne jeglichen Sicherheitsabstand. Viele der Teilnehmer begrüßten sich mit demonstrativ herzlichen Umarmungen. Die Polizei bewachte die Kundgebung aus der Ferne und schritt mehrfach ein, um Strafzettel an Maskenverweigerer auszustellen. Zur letzten Veranstaltung am 29. August waren noch zwischen 300 und 400 Teilnehmer gekommen.

Angekündigt war die Kundgebung der Bewegung "Quo vadis?" als Veranstaltung einer Gruppe unterschiedlicher Nationalitäten, religiöser Ansichten und Berufsgruppen, vereint in dem Wunsch nach einer friedlichen Zukunft im Sinne der Gerechtigkeit und im Einklang mit Natur und Gesellschaft. Die Ziele sind unter anderem die "Aufhebung der Pandemie-Notstandsverordnung und aller damit in Zusammenhang stehenden Restriktionen und Eliminierung der demokratieverneinenden Gesetzgebungen", die rechtliche Aufarbeitung der Krise, Frieden und Freiheit.

Und eigentlich wolle man sich dafür einsetzen, dass die Wirtschaft auf den Inseln nicht irreparablen Schaden nehme, so Organisatoren zur MZ. Allerdings driftete die Veranstaltung doch schnell wieder in Richtung der so häufig gehörten Verschwörungstheorien ab, weshalb mit Helmut Clemens (Restaurantkette Es Rebost) der stellvertretende Vorsitzende der Restaurantvereinigung von Pimem, bereits vor seinem Auftritt die Veranstaltung wieder verließ. In einer Mitteilung an die MZ schrieb er: "Angesichts des Publikums vor Ort verzichte ich darauf zu sprechen." Clemens hatte schon zuvor angekündigt, nicht auftreten zu wollen, sollten bei der Demonstration Verschwörungstheorien verbreitet werden.

Besonders hervor tat sich hier der erste Sprecher Lothar Hirneise, einem nach eigenen Angaben alternativen Krebsforscher, der in den vergangenen Jahren vor allem durch unkonventionelle Ansichten zur Krebsheilung aufgefallen ist. Leicht verdrehte Darstellungen von Fakten vermischten sich in Hirneises Rede immer wieder mit markigen Sprüchen: "Das ist ein Dummmacher-Virus. Vergangenes Jahr war CO2 das große Problem der Menschheit, jetzt sollen wir durch die Masken viel CO2 einatmen." Dazu garnierte Hirneise seine Ausführungen mit fragwürdigen Statistiken, ohne diese zu belegen. So solle man, um alte Menschen zu schützen, keine Maske aufsetzen, sondern lieber darauf verzichten, Auto zu fahren, weil die Chance, die Oma von nebenan mit dem Auto zu überfahren, hundert Mal höher sei als sie umzubringen, weil man keine Maske trage.

Nach Hirneise betrat Melanie Schlechte das Podium. Die Mallorca-Residentin setzt sich vor allem dafür ein, dass ihre Tochter in der Schule keine Maske aufsetzen sowie die Hände nicht mit Desinfektionsgel einreiben muss. "Die Alkohollösungen der Desinfektionsgele gehen zu 60 Prozent direkt ins Blut", sagte Schlechte. Masken führten zu zahlreichen Gesundheitsbeschwerden, wie Schwindel, Atemnot, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und im schlimmsten Fall Ohnmacht. Diese Aussagen stehen den Erkenntnissen vieler Ärzte und den Erfahrungen in Krankenhäusern entgegen, dass Masken sehr wohl Keime aufhalten und auch, wenn man sie über längere Zeit trage, nicht gesundheitsgefährdend sind.