Ein Jahr ist es her, dass die Tourismusbranche auf Mallorca in Schockstarre verfiel. In der Nacht vom 22. auf den 23. September erklärte der Reiseveranstalter Thomas Cook, mit sofortiger Wirkung ein Konkursverfahren einzuleiten. Dieses betraf rund 600.000 Touristen, darunter viele deutsche Mallorca-Urlauber. Alle Thomas Cook-Flüge wurden unverzüglich eingestellt. Die britischen Behörden kündigten eine Rückholaktion für rund 150.000 Landsleute an. Zwei Tage später, am 25. September, erklärte sich dann auch die deutsche Thomas Cook-Tochter insolvent.

Das Cook-Unternehmen beförderte jährlich Millionen von Passagieren nach Spanien; Palma de Mallorca gehörte zu den Hauptreisezielen. Ein Jahr später, inmitten der Coronakrise, erscheint die Thomas Cook-Pleite lediglich eine Anekdote des vergangenen Jahres zu sein. Die wirtschaftlichen Schäden, die die Pandemie auf der Insel und weltweit anrichtet, sind noch gar nicht annähernd absehbar.

Das gesamte Wochenende (21./22.9.2019) hindurch hatten Politiker und führende Hoteliers, unter anderem der Balearen, fieberhaft Mittel und Wege gesucht, um die Pleite abzuwenden. In diesem Sinne äußerte sich damals auch der balearische Tourismus-Minister Iago Negueruela bei einer Pressekonferenz. Die Landesregierung habe gemeinsam mit Insel-Hoteliers sowie mit Unterstützung der Zentralregierung in Madrid versucht, ein Rettungspaket für Thomas Cook zu schnüren. Das Paket sei quasi fertig gewesen, allerdings habe die britische Regierung ihre Zustimmung verweigert.

Durch die Thomas-Cook-Pleite verloren laut einer Schätzung des zuständigen Handelsgerichts auf den Balearen insgesamt 3.400 Menschen ihren Job. Auf den Inseln waren direkt 900 Mitarbeiter betroffen, die für die Zentrale von Thomas Cook in Palma gearbeitet haben. Der erst im Mai 2018 eingeweihte Hauptsitz war damit überflüssig geworden. 2.500 Arbeitsplätze gab es insgesamt in vier Firmen, die mit den 23 Hotels eng zusammengearbeitet haben. Darunter die Marken Sunconect, Sentido und Smartline.

Aber auch für Urlauber hatte die Pleite erhebliche Folgen. Diejenigen, die noch in ihren Hotels waren, erlebten in den Tagen darauf teils danteske Szenen. Auf Videos, die die MZ erreichten, war zu sehen, wie offenbar ein Mitarbeiter des Aparthotel Tropicana & Trebol in Cala Millor ein Schloss an einer Zimmertür austauschte. Offensichtliches Ziel: Thomas-Cook-Kunden, die sich weigerten, ihren Aufenthalt noch einmal zu zahlen, sollten so daran gehindert werden, in ihr Zimmer zu kommen. Viele Hoteliers sahen nach der Insolvenz nämlich keinen Cent vom Reiseveranstalter, der ohnehin die Reisen bereits zuvor mit monatelanger Verzögerung zu zahlen pflegte.

Im November stand dann fest, dass es für Thomas Cook Deutschland keine Rettung mehr gab. Mit Ende November wurde der Veranstalterbereich mit den Marken Neckermann Reisen, Air Marin und Thomas Cook Signature eingestellt. Im Januar 2020 dann erwarb der türkische Konzern Anex Tours die Markenrechte für Neckermann. Doch bevor das Geschäft richtig starten konnte, kam die Covid-19-Pandemie - und ließ plötzlich die Pleite von Thomas Cook wie eine Lappalie erscheinen. /jk