Eines der umweltschädlichsten Kraftwerke in Spanien, das Kohlekraftwerk Es Murterar nahe Port d'Alcúdia im Norden von Mallorca, ist zumindest zeitweise wieder in Betrieb. Seit dem 9. September entweicht aus dem weithin sichtbaren Schlot wieder Rauch. Für dieses Jahr sind 1.500 Betriebsstunden vorgesehen, bevor der Betrieb im kommenden Jahr weiter zurückgefahren wird.

Im Jahr 2019 hatten sich die balearische Landesregierung und der Stromversorger Endesa auf einen Plan zur schrittweisen Abschaltung des Kraftwerks geeinigt. Dieser Plan sah vor, dass die Produktionslinien I und II Ende Dezember 2019 vom Netz genommen würden. Die andere Hälfte des Kraftwerks darf in diesem Jahr 1.500 Betriebsstunden laufen sowie im kommenden Jahr bis einschließlich August 2021 ebenfalls noch einmal 1.500 Stunden. Die 1.500 Betriebsstunden entsprechen 62,5 Tagen Dauerbetrieb, so dass das Kraftwerk in der ersten Novemberhälfte wieder abgeschaltet wird.

Ab August 2021 ist die maximale Betriebszeit pro Jahr auf 500 Stunden festgelegt, und zwar so lange, bis ein Kabel unter dem Mittelmeer hindurch Mallorca mit dem Festland verbindet und die Stromversorgung auf diese Weise sichern soll. Angepeilt wird die Inbetriebnahme des Kabels für 2026 oder 2027.

Um das Kraftwerk wieder hochzufahren, nahmen 70 Mitarbeiter am 3. September in Es Murterar wieder ihre Arbeit auf. Nach sechs Tagen Testbetrieb wurden die beiden verbleibenden Produktionslinien am 9. September hochgefahren. Die Wiederinbetriebnahme ist für Endesa vor allem eine Geldfrage. Die Energieerzeugung mit Kohle in Es Murterar ist deutlich günstiger als in den beiden anderen Endesa-Anlagen Son Reus und Cas Tresorer, die hauptsächlich mit Erdgas angetrieben werden.

Es Murterar zählte zu den zehn Anlagen in Spanien, die am meisten klimaschädliche Emissionen ausstoßen. Das passt nicht zum Ziel der Landesregierung, den Anteil erneuerbarer Energien auf Mallorca schrittweise zu steigern. Bislang liegt er bei unter vier Prozent der Produktion. Bis zum Jahr 2050 soll ihr Anteil dann bei 100 Prozent liegen. /jk