Die Verantwortlichen der Jugendheime auf Mallorca haben zu lange gebraucht, um zu reagieren, als sie feststellten, dass mehrere minderjährige Heimbewohnerinnen regelmäßig abhauten und sexuell missbraucht wurden. Das ist eine der Feststellungen der Expertenkommission, die eingesetzt wurde, um den Skandal um die Jugendheime auf der Insel zu untersuchen und die am Mittwoch (30.9.) ihren Bericht vorlegte.

Hintergrund: Heimalltag Vergewaltigung

"Die Protokolle wurden eingehalten, aber die Reaktionszeit vom Entdecken eines Falls bis zum Handeln, muss verbessert werden", zitierte die Leiterin der Kommission, Noemí Pereda, den Bericht. Im Mittelpunkt des Berichts stehen Vorschläge für Maßnahmen, die ähnliche Fälle in Zukunft vermeiden oder reduzieren sollen. Diese Maßnahmen reichen von der Einrichtung eines Heims im ländlichen Raum der Insel sowie mehrere Ideen, wie man vermeiden kann, dass die Jugendlichen so oft das Heim verlassen wollen. Der Leiter der für die Heime zuständigen mallorquinischen Sozialbehörde IMAS, Javier de Juan, gab zu, dass mehrere Dinge verbessert werden müssen, erklärte aber auch, dass man in den vergangenen Monaten bereits viele Maßnahmen getroffen habe.

Um den Jahreswechsel war der Fall einer 13-jährigen Heimbewohnerin bekannt geworden, die ihr Jugendheim in Palma an Heiligabend verlassen hatte und in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag mutmaßlich das Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. In der Folge wurden immer mehr ähnlicher Fälle bekannt. Sozialarbeiter sagten aus, es sei fast zum Alltag geworden, dass sich minderjährige Heimbewohnerinnen prostituierten und die Heimleitungen trotz Bekanntwerden der Zustände nichts unternommen hatten.

Auf Drängen der Opposition wurde eine Expertenkommission eingesetzt, die nun ihre Ergebnisse vorlegte. Oppositionsvertreter kritisierten nun, dass die Kommission nicht die Missstände der Verwaltung untersucht und Verantwortliche ausgemacht habe. "Die Experten wurden benutzt, um die Verwaltung reinzuwaschen", erklärte Beatriz Camiña der Partei Ciudadanos. Catalina Cirer (PP) kritisierte: "Man hat nicht die schweren Missstände untersucht, sondern nur Vorschläge für die Zukunft gemacht." /tg