Fotovoltaikanlagen zur Eigenversorgung finden sich gewöhnlich auf dem Dach. Großflächige Solarparks dagegen erzeugen Energie, die direkt ins Netz eingespeist wird. In Sa Coma an der Ostküste Mallorcas gibt es jetzt ein Gegenbeispiel: Über rund 30.000 Quadratmeter erstrecken sich die Module, die die Kette Protur Hotels installiert hat und die jetzt in Betrieb gehen. Der Großteil der Energie aus der 2,8-Megawatt-Anlage ist zur Eigenversorgung gedacht. Der Strom fließt zu fünf Hotels mit insgesamt 5.000 Gästebetten sowie einem Spa. „Ich kenne keine vergleichbare Anlage im Hotelbereich", so Joan Riera, verantwortlicher Projektleiter bei der Hotelkette, die 18 Häuser hauptsächlich auf Mallorca betreibt.

Angesichts der Vorteile drängt sich die Frage auf, warum nicht längst mehr Tourismusbetriebe so funktionieren. Die Anlage liefert immer dann am meisten Energie, wenn sie auch gebraucht wird: im Sommer zur Hauptsaison, während des Tages, wenn die Klimaanlagen laufen. Dank EU-Hilfen dürfte sich das Projekt nach sechs bis sieben Jahren amortisieren, erklärt Generaldirektorin Sara Bauzá, die die Investitionskosten mit rund zwei Millionen Euro beziffert. Und nicht zuletzt ist das Vorzeigeprojekt auch bestens geeignet, um ein nachhaltiges Image zu pflegen.

In der Praxis gibt es allerdings viele Hürden, zuletzt auch Corona: Eigentlich sollte der Solarpark schon im Frühjahr an den Start gehen, doch dann kam der Lockdown, Lieferanten konnten Aufträgen nicht nachkommen, Reisen waren nicht möglich, Genehmigungsverfahren wurden wegen des mehrmonatigen Alarmzustandes ausgesetzt.

Aber auch davor sei die Umsetzung nicht leicht gewesen, so Riera, „es wird einem nicht einfach gemacht": Die Genehmigungsverfahren durch die Behörden, unter anderem die balearische Umweltkommission, zogen sich hin, Unterlagen habe man zum Teil mehrfach einreichen müssen, praktisch wöchentlich schauen Inspektoren der Behörden vorbei. Und dabei gab es - im Gegensatz zu einer Reihe von anderen Solarpark-Projekten auf der Insel - keinen Protest von Anwohnern oder Landschaftsschützern. Zementfundamente sind verboten, stattdessen wurde aufgeforstet: Tausend Olivenbäume bilden einen Sichtschutzwall, mit der Ernte werde man in Zukunft ­Olivenöl pressen. Schafe und Ziege grasen ­zwischen den Solarmodulen. Auch eine Biomasse-Anlage und der Recyclingpark der Kette haben hier ihren Standort.

Bis dato gibt es auf den Balearen 38 Solarparks - die Zahl ist seit Jahren praktisch unverändert. Die Anlagen, von denen nur wenige ­größer sind als der neue Solarpark in Sa Coma, machen gerade mal rund drei Prozent der auf den Inseln produzierten Energie aus. In Kürze werde eine Reihe von weiteren Anlagen ans Netz gehen, verspricht Ferran Rosa, Leiter des balearischen Energie-Instituts. Es habe Verzögerungen gegeben, weil die Investoren auf den Start eines neuen Subventionsprogramms gewartet hätten. Es umfasst 40 Millionen Euro, die das ­spanische Energieministerium mithilfe von EU-Geldern zur Verfügung stellt. Nun sollen innerhalb von zwei Jahren insgesamt 55 neue ­Solarparks entstehen. Mit den zusätzlichen 326 Megawatt Leistung steige der Anteil an der produzierten Energie auf zehn Prozent bis 2023. Mehr als ein weiteres Dutzend Projekte mit zusammen rund 300 Megawatt sei in der Pipeline.

Auch wenn die Anlage von Protur Hotels in erster Linie die eigenen Häuser mit Energie versorgen soll, wird auch sie zunächst fast die gesamte Produktion ins Netz einspeisen: Die Hotels in Sa Coma sind wegen der Urlauberflaute seit Anfang September geschlossen, der Energiebedarf mit Ausnahme des Spa auf ein Minimum gesunken. Nach Corona aber sollen im Jahresschnitt 60 Prozent der erzeugten Energie in den eigenen Häusern verbraucht werden. Namentlich sind das: Biomar Gran Hotel, Sa Coma Playa, Safari Park, Vista Badia und Badia Park.

Die weiteren Hotels der Kette verfügen laut Joan Riera schon länger über eigene ­Fotovoltaikanlagen. Und in ihrem Fall warte man zum Teil noch immer auf die Genehmigung dafür, die überschüssige Energie ins Netz einspeisen zu dürfen.